Ralf-Koch.de§ Doors Down Setlist Bremen

Rock-, Pop- und Szene-News und mehr....

  • Startseite
  • Friebo
  • Radio Jade
  • Oldenburg 1
  • Neue CDs
  • Interviews
  • Zur Person
  • Links





Zurück zur Übersicht

Labelportrait Supermusic (2007) 

"Wir reden bei uns nicht über die Charts!"

Jörn-Eric Morgenroth und Bernd Oprach von Supermusic setzen auf Indie-Themen und Belasco als Zugpferd

"Eigentlich hatten wir nur die Band Eisen und ihre "Millenniums-Single" und dachten uns, dass wir die veröffentlichen sollten", erklärt Morgenroth nüchtern den Beginn des Labels Supermusic, das er daraufhin gemeinsam mit Bernd Oprach im Dezember 1999 gründete. Als Musikfan, der er schon immer war, war er von der fixen Ideen besessen, die Musik, die er selber liebte, bekannt machen zu müssen. Erste Erfahrungen hatte er als self-made Manager für verschiedene Bands wie auch seine eigene gesammelt, wobei er auch mit Oprach in Kontakt gekommen war, der ein Tonstudio sowie eine CD-Vervielfältigungsfirma hatte. Und bei den Überlegungen, was man denn bräuchte für ein eigenes Label, fiel den beiden auf, dass die Vorraussetzungen eigentlich ideal waren: Ein Studio für die Aufnahmen, die bereits früher erworbenen Kenntnisse für Design und Artwork von CD-Covern sowie die Möglichkeit zu Herstellung von CDs. So weit die Hardware. Und was die Verbreitung der Produkte anging, griff die zweitwichtigste Komponente der Labelpläne: Bereits ein dreiviertel Jahr vorher hatte Morgenroth mit seinem Freund Andreas Mainka die Promotion-Firma king.ink gegründet, die sich mit mehreren Major-Plattenfirma-Themen und vielen Insider-Tipps bereits einen Namen machen konnte. "Wir konnten also, so die Idee, unsere eigenen Themen unauffällig unter die großen Namen mischen, was den Veröffentlichungen zwangsläufig wesentlich mehr Gewicht beimaß, als wenn wir es von Null hätten probieren müssen", grinst Morgenroth verschmitzt.

Die erste Single floppte trotzdem und es dauerte ein weiteres halbes Jahr, bevor man sich mit den ersten eigenen Alben in die Öffentlichkeit traute. In der Zwischenzeit hatte man die Bekanntschaft mit Paul James Berry gemacht, der mit vier Alben der Kult-Band Rose of Avalanche bereits Erfolge hatte feiern können. Sein Name erweiterte die erste Riege deutscher Bands wie Skunk, Eisen und Fidget, auf die sich Supermusic in ihren ersten Jahren konzentrierte, und mit denen sie durchaus Achtungserfolge verzeichnen konnte. "Wobei die Grundlage für unsere Entscheidungen immer der eigene Musikgeschmack war. Dazu kam der Rittergedanke, tolle Musik zu haben und die gerne publik machen zu wollen", so Morgenroth. Womit er auch die Tatsache erklärt, dass es bei Supermusic immer um ´Independent´ Themen ging: "Wir reden bei uns nicht über die Charts! Dann hätten wir andere Sachen signen müssen. Aber es war einfach aufregend, sein eigenes Label zu machen und seine Themen in Radio und Magazinen wieder zu finden."

Richtig spannend wurde es laut Morgenroth, als sie begannen, sich auch im Ausland zu orientieren. Wobei es auch hier nicht darum ging, Trends aufzuspüren und Bands zu entdecken: "Das waren immer Tipps, die wir uns dann anhörten. So wie die bezaubernde Britpop-Band Belasco, die gerade ihre erste EP in England veröffentlicht hatte, als der Chef ihres Labels Selbstmord beging. Ein deutscher Fan machte Supermusic auf die Band aufmerksam und lud sie zu ihren zwei selbstorganisierten Konzerten in Halle und Leipzig ein. Keine Frage, dass die Jungunternehmer sofort interessiert waren und die Band für einen 3-Alben Deal verpflichtete. Mit weiteren Veröffentlichungen wie v.a. ihren zwei Alben  "Technique" und "Knowing Everyone´s OK" wurden sie schnell zu Lieblingen von Fans und Medien in zahlreichen Ländern. Und die Erwähnung ihres Namens zaubert bei Morgenroth sofort einen verklärten Blick auf das Gesicht. Ihr drittes Album "61" wird am 23.2. veröffentlicht und nicht nur er selbst ist völlig begeistert.

Zweites Standbein für das Label wurde schließlich das Anbieten von Vetriebsdeals: "Irgendwann haben wir uns gesagt, dass wir genügend eigene Bands unter Vertrag hätten, um den Aufwand mit zwei Leuten (sowie mittlerweile einem eifrigen Auszubildenen im 3. Lehrjahr) zeitlich reißen zu können. Aber wir hatten noch die Idee, unsere Erfahrungen und Kontakte anderen Labels anzubieten, so dass wir mittlerweile für eine ganze Reihe ausländischer Firmen die Labelarbeit in Deutschland übernehmen, d.h. Promotion, Einbringen von Marketing-Ideen oder das Zusammenbringen mit den passenden Booking Agenturen," freut sich Morgenroth über eine weitere geniale Idee, um die eigene Sache voranzubringen. Wodurch man den Namen Supermusic auch auf Highlight-Alben von Namen wie Fullbliss, Amber Smith oder Mr. Lab fand und findet. Oder auch den belgischen Stars von Absynthe Minded, die sich immer wieder mit größter Hingabe jedem noch so kleinen Clubkonzert in Deutschland widmen, obwohl sie im eigenen Land locker 80,000 Einheiten pro Veröffentlichung verkaufen.

Zahlen, von denen Supermusic mit ihren eigenen Sachen nicht einmal zu träumen wagen. "Obwohl die neue Belasco der Hammer ist," fällt Morgenroth erneut ein. "Diese Band vereint so viele Erfolgsformeln in ihrer Musik, dass es mit dem Teufel zugehen müsste, wenn da nicht langsam der große Knoten platzt. Trotzdem geht es nicht die um Zukunft des Labels, falls dem mit "61" immer noch nicht so wäre: "Supermusic funktioniert eh nur, weil wir alle noch ein anderes Standbein haben, bzw. das Geld woanders verdienen", eben mit Promotionfirma king.ink oder Tonstudio und Herstellungsfirma Disc Partner, "sonst würde es uns schon seit 5 Jahren nicht mehr geben," so Morgenroth. Womit er uns die Hoffnung gibt, dass er uns auch weiterhin noch auf viele weitere feine Edelsteine der Independent Szene aufmerksam machen wird!