Wer
A sagt, muss auch B sagen. Was in diesem Fall nicht so schwer ist,
geschweige denn eine undankbare Aufgabe. Will meinen, wer das neue
Album von Project Patchwork vorstellt, muss auch dringend nochmal auf
das ebenfalls dritte Album der Legacy Pilots zu sprechen kommen, auch
wenn das schon ein paar Monate alt ist. Bei dem Projekt des Hamburgers
Frank Us gibt es da nämlich durchaus ein paar Parallelen: Wie Gerd
Albers hat auch Frank Us einmal mehr eine Menge prominenter Musiker um
sich versammelt – so wie Drummer Marco Minnemann; Bassist Pete
Trewavas oder sein Marillion-Kollege Steven Rothery, um nur einige zu
nennen. Und mit John Mitchell, Finally George und Jake Livgren hat er
zudem auch extrem illustre Sänger-Riege gewinnen können.
Respekt! Deshalb punktet er in dem Fall, bzw. in den Songs.
Demgegenüber stehen mehrere Instrumentalsongs, die in bester
ELP-Tradition stehen, mich allerdings nicht ganz so abholen und
deswegen einen für mich eher unnötigen Schwerpunkt bilden.
Dabei beweist Us, dass er selbst auch gut singen kann… wäre
also doch gar nicht nötig gewesen ;-)
Das klingt nach einer erfüllenden Aufgabe: In Ruhe Songs zu
komponieren, und sie dann mithilfe zahlreicher Musikfreunde
einzuspielen. Das Problem dabei ist aber, dass alle Aufgaben, die sonst
von einer ganzen Band erledigt werden könnten, letztlich an einer
Person hängen bleiben. Das kann dann auch etwas viel werden, wenn
man einen Großteil auch noch selbst einspielt und das Ganze
ersucht, nebenbei zu betreiben.
Komponist, Gitarrist und Schlagzeuger Gerd Albers hat sich dieser
Aufgabe trotzdem bereits zum dritten, allerdings auch letzten Mal
gestellt und ein weiteres Mal eine illustre Gruppe um sich scharen
können, die seine Ideen exzellent umsetzen. Fette Drums, teilweise
von Albers selbst, mächtige Keyboards (u.a. von Marek Arnold) und
immer wieder die exzellente Gitarrenarbeit, in einem Fall auch noch
durch einen Gastbeitrag von Martin Schnella ergänzt, sind die
Grundlage für die Songs, die jedem Eloy-Album zu Ehre gereichen
würden. Dazu kommen diverse Spielereien von weiteren Akteuren.
Kritischer Punkt ist sicherlich der Gesang, der aber sehr
abwechslungsreich und in den meisten Fällen sehr gut gelöst
wurde – hier wäre weniger manchmal mehr gewesen, aber da
denke ich bei Marillion auch oft.
Während das Eröffnungsduo noch etwas zusammengestückelt
klingt, ist Track 3 „Weeks Of Sorrow“ mit Subsignal
Sänger Arno Menses das erste Ausrufezeichen. Weitere Klasse-Songs
folgen, wie “Dead End Street” und v.a. der Longtrack
“Keepers Of The Fire”. Insgesamt überzeugt das Album
durch seine Abwechslun, aufgrund der eingangs beschriebenen Problematik
erklärt Albers aber, dass dies sein letztes Album sein wird. Mit
den Songs die er hier geschaffen hat, kann man ihm nur wünschen,
dass er eine Band findet, in die er zukünftige Ideen einbringen
kann.
Neue
Band, Debütalbum: Ich nehme an, das ist prinzipiell, wonach ihr
sucht, sonst würdet ihr diese Seiten nicht immer wieder
anwählen. Dieser Band aus Massachusetts sollte man Gehör
geben – für ihre Ideen, ihre Vielfalt und ihre
Einzigartigkeit. Während die Vielfalt der Genres an die Eklektik
(und einiges mehr) des Krautrock erinnert, nutzen sie letztlich nur die
grenzenlose Freiheit des Progressive Rock, um ihren Ideen den
nötigen Raum zu geben. Dabei bedienen sie sich aller Zutaten du
Elemente aber nur selten der typischen Klischees des Prog, und das
macht dieses Album so erfrischend und anders. Entsprechend können
hier kaum Referenzen genannt werden, außer den prinzipiellen
Verwandten wie Yes, King Crimson oder Rush, vielleicht Izz, um jetzt
mal zumindest diese Seite abzudecken – aber glücklicherweise
könnt ihr in Ruhe auf ihrer Seite reinhören. Das übliche
Rock-Instrumentarium wird vereinzelt erweitert durch eine
Bläsersektion oder auch nur einzelne Trompete, Saxofon oder
Klarinette, Rock wechselt mit Jazz, Ska-Elemente mit Joe Jackson-Pop,
bevor das nächste Rockgewitter hereinbricht, in dem die Gitarre
auch gerne mal etwas härter angeschlagen werden kann. All das
geschieht im stetigen Wechsel, ohne dabei verwirrend oder störend
zu werden. Der Song bleibt im Zentrum bestehen, auch wenn er selten
einfach nur durchläuft; ständig werden irgendwelche
Hindernisse eingebaut. Ein wunderbar abwechslungsreiches und wundervoll
inspirierendes Album!
Sie sind wieder zur kompletten Band angewachsen! Und hauen ein Album raus, das sich wie ein Soundtrack, zumindest aber
(mal wieder) wie ein Konzeptalbum anfühlt. Die Songs gehen oft
ineinander über, sind bisweilen mit kurzen Interludes verbunden,
so dass ein wunderbarer Fluss entsteht. Trotzdem hat das Album zwei
Seiten. Auch wenn sie Teil eins mit einem relativ spannenden
Intro starten, geben sie sich auf den ersten 9 Songs, also Seite 1
geben Sie sich noch songorientierter, spielen in einem Track ein wenig
mit den Takten, geben sich aber ansonsten noch relativ songorientiert
und radiofreundlich.
Im zweiten Teil, beginnend mit dem ersten Highlight des Albums,
„Golden Sail“, gibt es mehr Rock, mehr Drama, mehr Opulenz,
mehr Pink Floyd. Da ist sie plötzlich wieder, diese Kombination
aus Alternative Rock und Prog, die schon in der Vergangenheit
wiederholt von Ihnen gehört hat. Das nächste Highlight
„Taken By the Hand“ lässt nicht lange auf sich warten
und bringt es auf 11 Minuten und auch im weiteren Verlauf zaubern sie
viele spannende und viele schöne Momente auf Tapet. Die erste
Hälfte des Albums mag ein wenig zu harmlos geraten sein, die
zweite Seite hebt die Qualität und die Spannung des Albums
deutlich an – und ist mit 48 Minuten auch der deutlich
längere. Und auch wenn letztlich kein richtiger Highlight-Track
dabei ist, ist das Album eine musikalisch gelungene und
hörenswerte Reise.
Aus
dieser Band soll mal einer schlau werden. 2005 erzählte mir
Keyboarder Jonathan Cain noch im Interview (siehe hier), dass sie gar keine Alben mehr machen
wollten, weil sie der Meinung waren, dass die keiner mehr kaufen
würde, dann überzeugte Frontiers Records sie offensichtlich
vom Gegenteil, weshalb sie bis 2011 gleich drei Alben produzierten,
u.a. auch, weil sie festgestellt hatten, dass ihr neuer Sänger
Arnel Pineda auch noch ein guter Songwriter ist (siehe ebd.). Dazu kamen sie endlich
(!) auch wieder für Konzerte nach Europa, ließen sich in
Hallen und auf Festivals feiern – und dann stellten sie die
Studioaktivitäten doch wieder komplett ein. Lag es an den
Streitereien mit Drummer Deen Castronovo, der in der Zwischenzeit tolle
Soloalben auf Journey-Niveau unter dem Namen Revolution Saints
veröffentlichte? Die scheinen jedenfalls wieder ad acta gelegt,
denn der ist mittlerweile wieder an Bord. 2018 in die Rock and Roll
Hall of Fame aufgenommen, sind die Jungs um Gründungs- und
Langzeitmitglied, Gitarrist Neal Schon jetzt, 11 Jahre nach ihrem
letzten Album, wieder da! Und sie machen keine halben Sachen: 15 neue
Songs, die alles vereinen, was man von dieser Band hören will
– und die dermaßen begeistern, dass man gewillt ist, sie,
bzw. viele von ihnen zum Besten zu zählen, was sie seit ihren
erfolgreichen Achtzigern veröffentlicht haben.
Schon die erste Single “You Got The Best Of Me” ließ
Einiges erhoffen, aber dass es noch einmal so groß werden
könnte, übertrifft dann doch die Erwartungen. Zwar beginnen
sie das Album ungewohnt ruhig, steigern sich aber schon im Opener zum
kräftigen Rock-Act. Das folgende „Don't Give Up On Us“
(sic!) nimmt mal eben locker den „Seperate Ways“ Vergleich
auf. Und allein die Tracks eins bis drei sowie die darauf folgenden
Ballade „You Got The Best Of Me“ sind schon jetzt kaum von
einer zukünftigen Best Of Kopplung wegzudenken; von den weiteren
Singles des Albums ganz zu schweigen. Neal Schon ist immer wieder Dreh-
und Angelpunkt des Geschehens uns seine Soli einmal mehr
wunderschön! Weiter beschreiben muss man es nicht, dafür
kennt man den Sound dieser Band zu gut, aber bewerten darf man. Das ist
73 Minuten Stadionrock par excellence, für den man sich auch hier
bei uns das richtige Setting für die Jungs wünscht –
wenn sie denn damit vorbeischauen. Solange kann ich dieses Album nur
wärmstens empfehlen!
Im ersten Moment erschien die Meldung Ende letzten Jahres wie eine Sensation, bei genauerer Betrachtung war es vielleicht die einzige
Möglichkeit, die Wunderknabe Steven Wilson geblieben war. Dass er
sich mit seinem letzten Album verzockt hatte, war offensichtlich, und
nicht das Verschulden der Pandemie, die alle Begleitphänomene, die
er mit der Veröffentlichung von „The Future Bites“
geplant hatte, im Keim erstickte. Das Album war trotz einiger heller
Momente eine mittlere Katastrophe gemessen an dem Potential, das man
dem Briten zuschreiben konnte. Wohin also mit den Ideen, die er –
offensichtlich schon seit einigen Jahren – gesammelt hatte?
Wäre er unter eigenem Namen zurückgekehrt zum Progrock,
hätte er den Weg, den er eingeschlagen hatte, selbst ins
Lächerliche gezogen. Drastisch ausgedrückt. Zudem dürfte
die versandete Future Bites-Kampagne den einen oder anderen Pfund
verschlungen haben. Also lieber zurück mit einem richtigen
Paukenschlag? Inklusive der im Albumtitel angedeuteten Hintertür,
die Sache entweder immerhin zu einem würdigen Ende geführt zu
haben, oder aber als Beginn eines neuen Chapters zu verstehen, was,
siehe Interview, noch gar nicht entschieden ist. Womit wir bei der
Frage sind, ob „Closure / Continuation“ Grund genug ist,
auf Zweiteres zu hoffen.
Die erste Vorabsingle „Harridan“ war ja schonmal ein
leckerer Appetithappen – beruhigend rockig, angemessen komplex
und typisch PT. Kein Highlight, aber schon das, was man sich erhoffen
konnte. Das Album legt nach mit dem Single-tauglichen „Of The New
Day“, eine gute Mischung aus Ballade und Prog-Rocker, die auch
locker auf Wilsons Solo-Highlights gepasst hätte. Letzteres
könnte man auch zu „Rats Return“ sagen: Ein toller
Rocker zwischen Heavy und Komplex-Prog mit gelungener Atmosphäre.
Atmosphärisch wird es auch in „Dignity“. Die zweite
Single „Hard Culling“ ist noch ein weiteres sehr typisches
PT-Rock-Highlight, bevor das Album mit „Walk the Plank“
zunächst etwas seichter und im abschließenden
„Chimeras Wreck“ etwas melancholisch wirr wird, beide mit
typischer Wilson/PT-Handschrift, aber keine Großtaten. Die
beschriebenen 45 Minuten werden durch drei Bonustracks ergänzt,
die sich in sehr ähnlicher Manier einreihen. Alles gute Songs, bei
denen jeder Fan froh ist, dass PT wieder da sind und Wilson zurück
auf der (Rock-)Spur, die aber selten zu den ganz großen
Glücksmomenten führen. Dafür sind die Songs zu bunt
zusammengewürfelt, zu typisch und ohne die Band in neue Regionen
zu führen, was vielleicht aber auch etwas zu viel verlangt
wäre. Das könnte man sich für eine Fortsetzung erhoffen,
die sicherlich von den Allermeisten sehnlicher erwünscht
würde, als ein „Future Bites“-Nachfolger. Das, um die
o.g. Frage zu beantworten, schafft dieses Album auf jeden Fall!
Interessanterweise
bezieht sich ihre Plattenfirma auf ihre PopPunk Wurzeln, und in der Tat
sind die New Yorker auch in erster Linie hochenergetisch und extrem
eingängig. Das macht den Großteil der Anziehung ihrer Songs
aus. Dass man trotzdem nicht nach der Mitte des Albums bereits
gelangweilt ist und sich beim zweiten Hördurchgang schon
hilfesuchend nach Alternativen umschaut, liegt an der Abwechslung des
Albums und am Anspruch der Band. Sie erweitern ihre Soundpalette mit
wahlweise Elektronik oder Stadionrock-Attitüde, trauen sich auch
ganz leise Momente und arbeiten mit im Vorabinfo nicht weiter genanntem
Gastgesang. Zudem deutet der Albumtitel „Vaxis II“ schon
an, dass wir es mit einer Fortsetzung ihrer auf fünf Alben
angelegten Story zu “The Amory Wars” zu tun haben, einer
Geschichte von einem Paar auf der Flucht vor tyrannischen Mächten.
Auch beim neuen Album gibt es in der Deluxe-Version einen bebilderten,
96-seitigen Roman „A Window of the Waking Mind“ dazu, der
von Sanchez entwickelt und von seiner Frau Chondra Echtert geschrieben
wurde. Weitere Formate enthalten weitere Goodies, auf die ich jetzt
nicht weitere eingehe. Spannender ist die Musik – und die wird im
Verlauf des Albums immer theatralischer, schon das knapp 7minütige
“Ladders of Supremacy” ist ProgRock, das
abschließende knapp 9minütige „Window of the Waking
Mind” erinnert an Arjen Lucassen. Das ist eine weite Reise im
Vergleich zum oben erwähnten Einstieg des Albums, aber
ähnliche Neigungen gibt es ja auch bei Kollegen wie Tom DeLonges
Blink182 vs. Angels & Airwaves-Unternehmungen. I like it!
EPs sind ja extrem in Mode gekommen - sei es wegen Corona, als viele
Bands begannen, ihre Alben zurückzuhalten, weil sie meinten, ohne
Tournee lohnt sich die Veröffentlichung nicht, ohne Lebenszeichen
ist aber auch doof, sei es wegen des veränderten Zeitgeists, in
denen Alben ohnehin nur noch ein egozentrisches Luxusprodukt für
geltungssüchtige Künstler sind, weil eh niemand mehr Zeit hat
(bzw. sich nimmt), mehr als die Singles zu hören (Vorsicht:
Sarkasmus!). Da stellt so eine Ep einen halbwegs akzeptablen Kompromiss
aus Single-Halbwertszeit und wertiger Veröffentlchung dar.
Mir persönlich fehlt bei EPs (und bei Singles sowieso) die
Möglichkeit zum Gesamteinblick. Ein Hit ist schnell geschrieben,
ein zwei weitere okaye Songs dazu vielleicht auch noch, da ist eine
guute EP schnell gefüllt. Um mir ein Urteil über eine Band
bilden zu können, möchte ich mehr hören. Deswegen stelle
ich EPs gerne in meiner Radiosendung vor, als wertige, in schriftlicher
Form vorstellenswerte VÖ sehe ich sie selten.
Das vorliegende Exemplar ist jetzt die zweite ansprechende VÖ in
Folge von einer Band, deren letzte vollständige CD ich ohnehin
noch einmal nennen wollte.
2018 als Soloprojekt von Myles McCabe gegründet, war "Megabear"
das 2021 veröffentlichte Debütabum des Quartetts: Bestehend
aus 52 Tracks, die man per Random-Modus beliebig zusammenstellen
konnte. Ein interessantes Experiment, auf das man auch erstmal kommen
muss und mit dem man sich schon mal Kreativitätspunkte sichern
kann. Aber abgesehen davon, dass der Übergang nicht immer 100%
passte, war es letztlich unbefriedigend abwechslungsarm, weil jeder
Track in derselben Tonart enden musste, wie es angefangen hat und in
den dazwischenliegenden 30-60 Sekunden einfach zu wenig Zeit für
Spannung blieb. Da sind
mir ihre frischen, abwechslungsreichen Rocksongs ihrer beiden EPs
deutlich lieber. Gesanglich wie musikalisch in der Nähe von Frank
Turner angesiedelt, weisen sie ein ähnliches Hitportential wie
dessen Singles auf - und das ist schon bemerkenswert.
Am 4.2. erschien ihre EP "Pterodactyl", "Plesiosaur" setzt die EP Serie
erfolgreich fort, zeitgleich mit der digitalen Veröffetlichung
erscheinen beide auch als gemeinsame Vinyl. Die Tournee mit Foxing im
Mai wurde derweil leider abgesagt.
Tolle Harmonieren, fetter Sound, Walls of Sound: Das ist fettester
Post-Rock, den es sonst nur instrumental gibt. Hier ist er mit Gesang
kombiniert, der so lieblich ist, das es den maximalen tollen Kontrast
bildet. Selbst, wenn es musikalisch teilweise bis zum Double Bass
Drum-Gewitter geht, wird das durch den lieblichen Gesang komplett
entschärft.
Das hat den Stadionrock-Charakter von Tom DeLonges Angels &
Airwaves, und erinnert nebenbei an alle Postrock Kandidaten, macht
scheinbar alles richtig, hat aber doch einen Haken: Was fehlt, ist die
Abwechslung und die Laut-Leise Dynamik. Denn leider
beschränken sich Astronoid – ähnlich wie Lonely The
Brave – auf weitestgehend durchgehende High Energy Songs. Das ist
erst mal gut, auf Dauer aber auch etwas ermüdend. Allerdings ist
das Meckern auf sehr hohem Niveau. Der langsame Beginn im Opener
„Admin“ ist da noch die maximale Abwechslung. Zwar
reißt das Bostoner Quartett schon mit den ersten 4 Songs alles
ein, was ihnen an Abneigung entgegentreten könnte, aber danach
lässt die Songqualität im weiteren Verlauf doch etwas nach.
Oder liegt es an der fehlenden Abwechslung, die einem zu viel Zeit
lässt, sich um das Drumherum zu kümmern? Und dabei bemerkt,
dass auch im Gesangsbereich Luft nach oben ist. Also: auf dem
richtigen Weg sind die Jungs hier definitiv, aber für ein
Meisterwerk braucht es mehr.
Eine tolle Geschichte: 25 Jahre nachdem die Niederländer Galaxy
(1983-1997) ihr Debütalbum aufgenommen haben, wird es endlich veröffentlicht
– und sogar ordentlich promotet. Seinerzeit aufgenommen, aber
niemals abgemischt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht,
weil sich ihre Lebenswege trennten, wie das in jungen Jahren passieren
kann. Glücklicherweise gab es 1997 nicht mehr nur Tapes
später haben sie die alten Tapes und Festplatten gefunden und das
Album wiederbelebt.
Der Albumbeginn erinnert mich an die Schweizer Progband Clepsydra,
falls die noch jemand kennt – und damit wäre die Richtung
dieses Albums auch schon bestens beschrieben. Schon bei Clepsydra
konnte man nie genau sagen, ob man sie dem Prog oder dem Melodic Rock
Genre zuordnen sollte, und das ist auch bei Galaxy nicht einfacher. Da
tauchen jede Menge Marillion-Harmonien und –Soli auf, Enchant,
Pallas und It Bites sind weitere mögliche Referenzen. Das Album
sprudelt vor großen epischen Melodien und anspruchsvollen
Arrangement und wird abgerundet durch die angenehme, kraftvolle Stimme
von Sänger Bart Schwertmann auf, seit 2017 Sänger der
niederländischen Prog-Legende Kayak. Interessant dabei ist, dass
einem die Songs fast wie alte Bekannte vorkommen, so typisch sind sie
in bester 90er-Jahre Tradition arrangiert, ja es laufen einem bisweilen
wohlige Schauer über den Rücken, dabei sind diese Songs
allesamt unbekannt. Ein tolles Album!
Retro-/Blues-Rock-Debüt aus Schweden, der vieles richtig macht!
Damit wandeln sie auf den Spuren von Greta van Fleet – und das
gar nicht mal schlecht. Noch nicht ganz so kultig, dem Sänger
fehlt auch ein wenig vom Charisma eines Joshua „Josh“
Kiszka, dafür ist seine Stimme weniger
gewöhnungsbedürftig. Energetisch, abwechslungsreich, zwischen
70s-Blues Rock und Psychedelic, ruhige Momente inklusive sowie modernem
Sound. Oder wie sie selbst sagen: „Wir denken, so sollte
Rock`n`Roll 2022 klingen“. Sprichts nichts dagegen! Bitte
weitermachen!
Beim ersten Hören erscheint dieses Album als eine (bisweilen etwas zu) entspannte Version Postrock, das aber (meist) mit Gesang. Und schnell wirdk lar: Ein paar Highlights sind dabei! “In Vain” als erste Single und „Finding Failure“ (2/2022) als zweite Single waren schon geil, „Screams at Night“ ist ein weiteres Beispiel für ihre Klasse! Rock zwischen Stadion Hymne und Indie- - ja –Pop kann man fast sagen, mit Beatlesken Harmonien. An anderer Stelle mit Breaks und Richtungswechseln, ohne dabei jetzt im Progressivrock zu landen (Finding Failure, While it lasted). Ein spannender Ritt durch eine ganze Reihe interessanter Sounds! Abwechslungsreich, mitreißend; tolles Album!
Es
ist immer wieder faszinierend, welche blütenähnliche
Kapriolen Musik – eigentlich nichts weiter als eine bunte
Zusammenstellung von Noten auf immer neue Weise – schlagen kann.
Allein im Blues-infizierten Rock-Genre fallen mir spontan drei Namen
ein, die in den letzten Jahren mächtige Wellen schlagen konnten:
Greta van Fleet, All Them Witches und Wille & The Bandits.
Letztere, gegründet vor 15 Jahren, finden seit rund 10 Jahren
immer mehr neue Ohren, in denen sie sich spontan einnisten, sobald
Wille Edwards und seine Mitstreiter sie erreicht haben. Ihre kraftvolle
Mischung aus Rock und Blues wird gerne erweitert mit groovigen
Elementen genauso wie mit psychedelischen Jam-Parts, ergänzt mit
glänzenden Soli und der Reibeisenstimme ihres Namensgebers. Ihr
neues, fünftes Album „When The World Stood Still“, offensichtlich maßgeblich beeinflusst vom Lockdown
der letzten Jahre, mag nicht ganz so durchgehend überzeugend sein,
wie ihre frühen Klassiker „Grow“ und
„Steal“, geizt aber trotzdem nicht mit überraschenden
Ausflügen in o.g. Nebenarme. Besonders die Songs, die (mitunter
weit) über die 5-Minuten-Marke hinausgehen, und das ist schon die
eine Hälfte der Stücke, lassen sich die nötige Zeit um
mit Spielereien zu überraschen. Da wird man sich auf die
Live-Umsetzung freuen dürfen: Jetzt, wo es endlich wieder erlaubt
ist, kommen sie damit auf Tournee – und sind u.a. am Sonntag, 15.
Mai im Meisenfrei zu erleben, am Freitag, 20. Mai im Zollhaus (Leer) -
für den Rest des Landes:
Das kompositorische Geschick hat etwas gelitten: Mike Scott scheint
sich mittlerweile mehr als Geschichtenerzähler zu sehen, als sich
auf gutes Songwriting zu konzentrieren. Mit relativ simplen Strukturen
und Melodien und vor allem mit alle Songs überlagernde,
störende Computerdrums hat er hier wieder zehn neue Songs zusammen
geschraubt, die allesamt seine frühere Klasse, seinen alten Verve
vermissen lassen.
Ich war wirklich mal ein großer Fan der Waterboys und Mike Scott
war auch einer der Künstler, die ich gerne mal zum Interview
getroffen hätte. Aber zumindest musikalisch hat nicht mehr so viel
Spannendes zu erzählen. Wie schon Tears for Fears auf ihrem neuen
Album mit simplem Pop enttäuschten, setzt Scott mit „All
Souls Hill” noch einen drauf. Ist hier ein Trend erkennbar, dass
die Achtziger-Jahre-Helden langsam in die Belanglosigkeit abdriften?
Die Rhythmen dieses Albums würden mich bei Lisa Stansfield, die
ich auch mag, nicht stören, aber für eine Rockband, wie die
Waterboys es mal waren, ist mir das zu wenig. Ein, zwei nette Balladen,
ein etwas herausstechen Uptempo Song („Blackberry Girl“),
mehr kann hier nicht herausgehoben werden.
Entweder
denkt er an Radio DJs, die kaum seine Longtracks spielen werden, oder
er möchte den Zugang zu seinen Songs allgemein erleichtern. Die
beiden Longtracks von 19 Minuten werden auf diesem Album
anschließend auszugsweise in vier Single Edits weiter seziert.
Das mag für manchen Musik Rezensenten und/oder Musikliebhaber, die
aus anderen Gründen gerne als Analytiker unterwegs sind, wenig
überraschen, für andere vielleicht aber auch etwas
ernüchternd sein. Was der Progressive Rock nämlich letztlich
ist, wird hier sehr deutlich: Viel aufgeblasener Bombast um einen
simplen Song herum.
Aber wer sich darauf einlässt, bekommt zwei wunderbare Songs
zwischen Pink Floyd, Camel und Southern Empire, ergänzt durch Hans
Zimmer-esque orchestrale Arrangements, die wahlweise an Harry Potter
oder James Bond Soundtracks erinnern, erweitert mit tollen Gitarren-
und Pianolinien. Und komponieren kann er: Vor allem beim Opener
„Die Before You Wake” bekommt man einen eingängiger
Song in der Mitte, an allen Ecken solistisch aufgewertet und
abgewandelt, aber im Zentrum bleibt der Song. Leider ist das folgende
„Amnis Flows Aeternum“ nicht ganz so genial, wie der Opener
und noch weitergehend instrumental, zudem sind zwei Songs auch etwas
mager. Finde ich. Aber hörenswert allemal!
If it ain´t Rock, why does it feel so good? Ich sollte
aufhören, mich so auf neue Archive Alben zu freuen. Waren Archive
mal eine Rockband?
Irgendwie schon. Zu Zeiten von „You all look the same to
me“ und auf der Bühne sowieso. Trotzdem: Die
größte Faszination ihrer Musik bestand nicht unbedingt in
den Rockelementen, sondern in ihrer einzigartigen Art, Pop in
hypnotische Strukturen zu verpacken. Natürlich waren es dann immer
die Rock Eruptionen, die die größte Begeisterung
auslösen, aber ein Schwerpunkt war hier nie auszumachen. Mit den
letzten Alben verschwand dieses Element immer mehr aus ihrer Musik.
Leider auch die überraschenden Momente, genauso wie die Hip-Hop
respektive Rap-Elemente. Stattdessen wurden sie eher elektronischer,
und poppiger im Sinne von einfacheren Strukturen. Diesen Trend scheint
auch das neue Album fortzusetzen. Oder doch nicht? Zunächst einmal
ist das Album vor allem extrem ruhig und packt dich mit unglaublichen
Harmonien und Passagen, in denen man die sprichwörtliche
Stecknadel fallen hören könnte. Umso wuchtiger fallen die
wenigen Rockelemente und dynamischen Songs auf, und dieser Kontrast ist
einer der Faktoren, die dem Album seine Faszination verschaffen.
Daneben gibt es auch die hypnotischen Momente, die wieder vermehrt
zurückgekehrt sind und vier Longtracks von gut 8 bis über 14
Minuten, auch wenn die nicht an die Großtaten der Band
heranreichen, enthalten sie durchaus die typischen Elemente.
Wie wir am letzten Birdpen-Album („All Function One“, KW
10/21) gesehen haben, scheint es einfacher zu sein, abseits der Band
die alten Qualitäten einzubauen. Archive bleiben die sich weiter
entwickelnde Band, und man muss weiter auf alles gefasst sein.
Faszinierend bleiben ihre Alben irgendwie immer. Und deswegen werde ich
auch nicht aufhören, mich auf – und v.a. über –
neue Archive-Alben zu freuen!
In
einem Genre wie dem Progressivrock ist es nicht ganz einfach, positiv
aufzufallen. Wenn man zu progressiv, sprich zu fortschrittlich neu ist,
muss man erstmal schaffen, die alten Hörgewohnheiten außen
vor zu lassen. Und ist man zu sehr gefangen in den üblichen
Schemata, war in den letzten 50 Jahren irgendwie dann auch alles
schonmal da. Da muss man schon extrem gut sein, um aufzufallen. Und
genau das machen Kite Parade, bzw. im Prinzip ist es
Multiinstrumentalist Andy Foster, der das geschafft hat mit seinen
Kompositionen. Große Songs, tolle Melodiebögen mit einer
Menge Genesis, Marillion, IQ und It Bites im Hinterkopf – also
alles was Spaß macht! Aufgewertet mit einer fetten Produktion,
abgerundet durch diverse Gäste an Drums, Bass, Gitarre und Piano
sowie Duettgesang, darunter sogar ein Herr Nick D’Virgilio. Der
Opener „Letting Go“ ist schon ein Paradebeispiel für
exzellent gemachten Prog und trotzdem macht Andy Foster nicht den
Fehler, diese Formel zu kopieren, sondern komponiert sehr
abwechslungsreich – eigentlich kommt kaum etwas doppelt vor! Kite
Parade agieren mal härter, mal langsamer, mal bombastischer, mal
energetischer. Möchte meinen: Alles richtig gemacht!
Es war schön, es war gut und am Ende nicht mal zu kurz (frei nach Wolfgang Niedecken ("Jraaduss"), dessen Heimatstadt die
alten Herren Genesis letztlich Dank Zusatzkonzert für ihren etwas
holprigen Abschied aus Deutschland gewählt hatten). Aber wer die
Herren Collins und Co. auf ihrer jüngsten Tournee erlebt hat, der
weiß, dass es wenig Sinn machen würde, auf Nachschlag von
diesen Herren zu warten. Also Zeit für etwas Neues. Und da kommen
diese – zugegeben auch nicht mehr ganz jungen – Herren hier
ins Spiel. Allesamt aus dem Spock Beard Umfeld kommend, war auch ihr
Sound auf den ersten beiden Alben deutlich in deren Umfeld angesiedelt.
Mit Album #3 denken Sie jetzt größer – oder auch:
Freier. Neue Klänge, erweiterte Einflüsse – und um auf
den Beginn des Textes zurückzukommen: Da sind auf dem neuen Album
einige Songs und Sounds enthalten, die durchaus
Genesis-Größe und -Potenzial haben. Aber warum nicht. Da ist
eine Lücke frei geworden, die es zu füllen gilt. Mit Songs
dieser Größe und dieser Abwechslung sollten sie ihren
Fankreis jedenfalls deutlich vergrößern können. Mit
„Day at the Beach“ kommt der lockere Pop-Song vielleicht
noch etwas früh in Ihrer Karriere, aber spätestens mit
“I can’t stay here anymore” bewerben sie sich
inoffiziell um die Genesis Nachfolge, würde ich sagen.
Dieses
Album ist zumindest eine Überraschung, für die Fans aber eine
handfeste Sensation. Natürlich war das auch schon der unerwartete
Auftritt im Logo im Januar 2020, und insgeheim hatte man natürlich
gehofft, dass es bis hier hin weiter gehen würde. Dass es aber
tatsächlich dazu kommen würde, dürfte jeden alten Fan
zum Jubeln bringen. 27 Jahre nach ihrem letzten Album sind sie wieder
da, und machen das, was sie am besten können: Handmade Pop Rock,
mit tollen Melodien und Refrains, und, wenn man es jetzt mal in
Kontrast zu Dirk Darmstädters zwischenzeitlichen Soloalben bringen
möchte, ein richtiges Band(sound-)album. Und ein richtig gutes
dazu. Knackige Melodien, hooklineorientierte Songs, abwechslungsreich,
zeitgemäß, genau das was der alte Fan sich wünscht. Mit
dem Opener und Titelstück ist dabei ein echtes Juwel dabei, und
auch sonst gibt es klasse Titel, aber das ist gar nicht so
entscheidend, wie die Tatsache, dass das Album insgesamt
überzeugen kann. Jetzt noch eine hoffentlich spielbare Tournee
dazu, und alles ist wieder in Butter. Welcome back!
In der breiten Musikwelt mögen sich die Geister über diese
Band scheiden, in der Prog Community sollten sie es nicht schwer
haben, ein Bein an die Erde zu bekommen. Zwei Jahre ist es her, dass
die „deutsche“ Band ihr Debütalbum
„Salutogenesis“ veröffentlicht hat. Wobei
„Band“ zu dem Zeitpunkt noch eine nicht ganz zutreffende
Bezeichnung war: Komponiert und initiiert großteils von Drummer
Fenix Gayed, eingespielt mithilfe von mehr als 50 Künstlern
unterschiedlichster Herkunft vereinte es vieles, was Art- und
Progressive Rock interessant macht. Eine unglaublich spannende
musikalische Reise durch Metal, epischem Progressivrock, klassische
Streicher und Elemente, Musical-Einlagen, Breaks und Taktwechsel auf
höchstem Niveau und fantastische Gesangs- und Musikerleistungen
und Soli inklusive. Schon damals mit dabei: Simon Kramer (Gitarren) und
Felix Jacobs (Bass), die für das neue Album durch Lewin
Krumpschmid (Keyboards) und Sänger Sami Gayed ergänzt wurden
und somit die Band auf Quintettgröße zurechtgeruckelt hat.
Wobei Gastbeiträge immer noch die Fünf ergänzen.
Spannend aber am neuen Album ist die Tatsache, dass nicht Fenix,
sondern Gitarrist Simon das Grundgerüst geliefert hat, zu
dem dann jeder der anderen seinen Teil beigetragen hat. Dadurch ist es
deutlich mehr ein Bandalbum geworden, bzw. „homogener“, wie
Fenix es ausdrückt. Die bereits erwähnte Vielseitigkeit ist
dabei erhalten geblieben und macht auch das neue Album ungeheuer
spannend. Die erste Vorabsingle „Incineration“ war
gesanglich zwar noch etwas sperrig, bleibt aber mehr oder weniger die
extreme Ausnahme und unterstreicht einmal mehr die immense Spannbreite
von Fenix Bruder Sami Gayed. Bereits die neue Vorabvorstellung auf
Bandcamp, „Disconnected“, die auch das Album eröffnet
ist ein Paradebeispiel für die Qualität des Albums, das
einmal mehr zwischen Dynamik und Melodie mit Elementen aus Prog,
Klassik und Progmetal spielt, in sieben Songs zwischen 4 und 7 Minuten
nie den Song aus den Augen verliert und mit grandiosen musikalischen
Beiträgen von v.a. Piano und Gitarre, aber auch z.T. mehrstimmigen
Gesang und Klassikelemente dieses Album zu einem Highlight macht.
Unbedingt antestenswert – und wenn alles gutgeht, sind sie im
Juli auf der Loreley und im Oktober in Mannheim live zu sehen.
Pläne gibt es obendrein für eine Tour im September.
Die sympathischste aller Punk Bands. Wobei sich die beliebte Frage
stellt, ist das noch Punkrock? Er hat sicherlich noch Elemente und
Wurzeln aus und im Punk, der Opener „Non Serviam“ (2.00),
„Fatherless“ (2.41) und „My Bad“ (1.44) sind
kurze wie klare Belege dafür, aber um dieses Genre noch
authentisch zu besetzen, schreibt er definitiv zu viele Hits. Oder
einfach zu gute Songs. Die Singles „Haven't Been Doing So
Well“ und „A Wave Across The Bay“ sind da nur die
Spitze des Eisbergs. Dazu gibt es Lustig-Nachdenkliches wie
„Miranda“, das melancholische Corona-Ergebnis „Little
Life“ oder den nach „A Wave…“ zweiten
wunderschönen Abschiedssongs „Farewell To My City“.
Nein, Punkrock ist das nicht mehr. Einfach eine angenehm
abwechslungsreiche Sammlung Rocksongs, mit der sich Turner einmal mehr
von seiner besten Seite präsentiert.
Live am 18.04.22 Bremen, Aladin Music-Hall
sowie 19.04.22 Dortmund, FZW - 21.04.22 Hannover, Capitol - 22.04.22
Stuttgart, Im Wizemann (Halle) - 23.04.22 Saarbrücken, Garage -
24.04.22 Leipzig, - Werk 2 - 26.04.22 Heidelberg, Halle 02 -
11.05.22 Nürnberg, Löwensaal
Harry Styles „Sign of the Times“ ist ein nettes Lied,
aber ich habe es aus zwei Gründen von Anfang an gehasst: Erstens
war der Titel bereits
für einen der Klassiker der Musikgeschichte vergeben, und zweitens
war der Song so simpel gestrickt dass es für eine Band wie
Marillion ein leichtes wäre, zehn davon zu schreiben. Die
hätten allerdings nie auch nur ein Zehntel des (kommerziellen)
Erfolgs von Harry Styles. Wenn ich dann noch sehe, dass Styles im
Sommer Stadionkonzerte spielt, kann man schon mal vom Glauben abfallen.
Das scheinen sich die Jungs von Marillion selbst auch gedacht zu haben,
denn jetzt machen sie es einfach mal. Das neue Album startet
theatralisch und eigentlich ganz spannend, mit einer wunderbaren
perlenden Pianomelodie und einer wirklich gelungenen, schmissigen
Komposition. Wie man insgesamt feststellen kann, dass dieses Album
offensichtlich der typischen Einstellung von Künstlern folgt, das
neue Album immer als Reaktion auf das vorangegangene anzugehen. Denn
während F.E.A.R. irgendwie nie aus dem Quark kam und alles andere
als schmissig war, rockt das neue Album wie schon lange nicht mehr. Die
ersten drei Songs sind alle (zumindest teilweise) Uptempo und auch
sonst geht es munter zur Sache. Und für Longtrack-Fans gibt es
zwei 10- und einen 15-Minüter. Aber leider bleibt die Innovation
auf der Strecke. Das Album ist eine Sammlung mittelmäßiger
Marillion-Standard-Sounds, was an sich noch erträglich wäre.
Hauptproblem sind die Texte. Zu belanglos, zu viel Herzschmerz und viel
zu viele Wiederholungen – ein Phänomen, das ich bei
Pop-Songs prinzipiell bemängele. „An Hour before it`s
dark“ scheint wie für den Pop-Markt gemacht. Und
entsprechend des Erfolges von Harry Styles (allein dieser Name…)
hätten die Songs locker das Zeug dazu. Aber es dürfte jedem
klar sein, dass Marillion nicht mehr in einer Altersgruppe spielen, in
der man mit diesen Sound in die Charts käme. Insofern ist die
Chance, ein Sahnealbum für Fans abzuliefern und sich damit einen
Namen zu machen, leider vertan.
Moderner
Prog-Rock, melodisch, überraschend, episch: Die Art der
zündenden Hooklines und die musikalische Ausrichtung ist am
ehesten mit Neal Morse vergleichbar, bzw., was die Abwechslung und die
Menge an Einflüssen angeht, noch viel mehr mit Transatlantic. Eine
Liga zu hoch gegriffen, meint ihr? Meine ich nicht. Die Melodien sind
kernig, die Breaks und Tempowechsel schlüssig. Lediglich der
Gesang ist bei Transatlantic etwas charismatischer, aber mit einem
Vollprofi wie Neal Morse zieht man auch nicht so leicht gleich.
Abgesehen davon singt Jonas Sundqvist auch nicht weniger professionell,
also bleibt das letztlich eine Geschmacksfrage. Und mit Jenny Storm hat
er auch eine Duett-Partnerin mit an Bord, die auch hier noch
Abwechslung mit rein bringt.
Lindberg startete mit der 2008 aufgenommenen EP „In Secret
Pace“ als Examensprojekt an der Musikakademie in Piteå,
Schweden. Veröffentlicht erst 2012, war die EP ein erstes
Lebenszeichen seiner Band, gefolgt von der zweiten EP „The Other
Side“ 2013. Erst 2016 erschien mit„Pathfinder“ das
erste Album, der Nachfolger wurde aufgrund intensiver Tourneen mit
vielen anderen Verpflichtungen bis 2019 auf Eis gelegt. Als Gastmusiker
auf „Miles From Nowhere“ ist u.a. Roine Stolt (The Flower
Kings, Transatlantic) zu hören. Vermisst wird derweil
Keyboarder Michael Ottosson, der 2020 verstarb, was dazu führte,
dass Lindberg die Keyboards übernahm.
Ein klasse Album mit sieben spannungsreich abwechslugsreichen Songs in
maximaler CD-Spielzeit, „Summer Queen“, z.B., startet als
luftiger Folk-Pop und entwickelt sich innerhalb von Minuten zum
Rock-Monster mit kreischenden Gitarren, bevor er sich zum ersten von
drei Long Tracks entwickelt, die allein mehr als 50 Minuten auf die Uhr
bringen (die Hälfte davon erledigt das abschließende
Titelstück). Großes Kino! Die anderen vier Songs bewegen
sich zwischen Genre-typischen 5 und 7 Minuten, nur „Why I´m
here“ und das Instrumental sind verzichtbar, aber das bleibt
ebenfalls Geschmackssache.
Sind es tatsächlich schon fünf Jahre, seit uns
Dredg-Gitarrist Mark Engles mit dem fantastischen „In
Droves“-Album begeisterte? Nachdem
seine Hauptband über die Jahre mehr und mehr in seichte Fahrwasser
und damit in die Belanglosigkeit geraten war, schien er hier die
Rockseite wieder mehr ausleben zu wollen und schlug er hier
zwischendurch auch wieder mal kräftigere Saiten an. Dank der
Pop-affinen Melodien entstand eine hypnotische Mischung aus Alternative
Rock Crunch der Marke 3 Doors Down und Prime Circle auf der einen und
U2 und Keane auf der anderen Seite. Beim ersten Hören scheint der
Rock-Faktor auf dem Nachfolger etwas zurückgefahren zu sein. Die
Grooves und Ambient-Sounds, die auf dem Vorgänger vereinzelt
angedeutet wurden, blitzen in den neuen Songs immer wieder mal durch.
Bei genauerem Hinhören wird aber klar, dass die Gitarre hier fast
durchgehend die erste Geige spielt und mit jedem Song das
Dredg-Repertoire locker an die Wand rockt. Es sind die hittigen
Melodien, Songs wie die potentielle Single „Nothing over
me“ und gelegentliche Verschnaufspausen, wie der Beginn von
„Burnout“ und der melancholische Titelsong, die einen
gemäßigteren Eindruck andeuten. Der Rest des Albums rockt
mit fetten Hymnen, angefangen beim Opener „Chasms“
über das Stadion-kompatible „Super Deluxe“ bis zur
tollen ersten Single „Left for Dead“ – und allen
anderen ungenannten Songs des Albums. Unbedingte
Intensivhörempfehlung!
Amplifier
haben ihre Aktivitäten während der Pandemie weitgehend auf
Eis gelegt, Frontmann Sel Balamir nutzt derweil die Zeit für
Soloalben. Bereits im September erschien sein Debüt
„Swell“, das es mit dem zwanzigminütigen Titelsong und
zwei weiteren Longtracks auf über 40 Minuten Spielzeit bringt.
Nach seinem Umzug nach Brighton war das für ihn nahelegende Thema
des Albums klar: Ozeane. Und das ist durchaus passend umgesetzt: Das
erwähnte „Swell“ mit seiner an Alan Parson angelehnten
Hookline und seinem stoisch-repetitiven Charakter erinnert genauso an
Archive-Longtrack-Highlight wie einer langsam kommenden Flut.
Zunächst ungewöhnlich, aber doch großes Kino –
und damit seiner Hauptband nicht unähnlich. Während es
insgesamt etwas elektronischer zwischen Psychedelic und Ambient zugeht,
beendet v.a. der zweite Teil von „Seagull“ nicht zuletzt
durch sein episches Gitarrenfinale das Album in bester Amplifier-Manier.
Ähnlich Rock- und gitarrenorientierter startet auch sein neues
Album „( )rphans“, das mit sechs Songs auf dieselbe
Spielzeit kommt,
wie sein Vorgänger. Dabei bleibt der Opener „Theme (From
Crocodile Dundee)“ instrumental, aber „Astral Womb“
könnte auch ein Amplifier-Song sein. „Pink Bows“ ist
mit einem leichten Simple Minds Touch ausgestattet,
„Mannequin“ hat trotz seiner 7 Minuten einen Steven
Wilson-ähnlichen Pop-Appeal und auch der elfminütige
Longtrack „Don't Wear The Crown“ bleibt, wie die meisten
Songs, eher langsamer, aber gemeinsam können sie locker mit einem
Amplifier-Vergleich standhalten. Von denen gab es im Oktober
übrigens bereits den neuen Track "Red Feather" und ein neues Album
ist für Mai geplant. Bis dahin ist man mit dieser Alternative
bestens bedient!
Die
Release-Tournee wurde leider schon wieder auf August verschoben, aber
Alben lassen sich ja glücklicherweise Corona-konform
genießen. Und dieses Album IST zum Genießen. das vierte
Album der Jungs aus Manchester zelebriert erneut Art-Pop zwischen
zärtlicher Stille und majestätischer Opulenz, luftigen
Arrangements und bedrückender Schwere. Wobei vor allem die
Lockerheit einiger Songs überrascht. Allein durch den
unvergleichlichen Bariton Robert Goodwins war die Band
prädestiniert für die Drama-Ecke, aber offensichtlich geht es
auch mit mehr Pop. Ein Grund könnte Goodwins neue Lebenssituation
sein: Er folgte seiner Liebe und wohnt seit einigen Jahren in
Düsseldorf. Was die Aufnahmen in Zeiten Corona nicht gerade
erleichterte. Aber wo ein Wille ist… Nebenbei experimentiert er
auch mit einigen höheren Tönen. Textlich beschäftigt er
sich, das deutet der Albumtitel schon an, mit dem Lockdown und den
Dingen, die ihn in den letzten Jahren beschäftigt haben. Und die
waren nicht unbedingt alle schlecht. Zeit für die Natur, neue
Perspektiven und den Austausch mit den Fans auf einer anderen Ebene.
Ein Album, das den Weg der Band noch komfortabler ausbaut!
Der Franzose Vivien Lalu zündet die nächste Stufe: Mit
Damian Wilson am Mikro dürfte ihm die Aufmerksamkeit einiger weiterer
Prog-Fans sicher sein. Dabei ist das (neben Gästen wie Steve
Walsh, Tony Franklin und Jordan Rudess) eigentlich nur ein
Türöffner und das i-Tüpfelchen auf den Songs dieses
Albums!
Zwischen melodisch-komplexen progressiven Uptempo-Rockern und
gemäßigten, fast Pop-affinen Rocksongs ist Lalus drittes
Album „Paint The Sky“ nämlich ein wunderbar
abwechslungsreiches Meisterstück! Das beginnt mit dem spannenden
Opener „Reset to Preset“, das hookline-orientierten Melodic
Rock mit Prog-Elementen wie vertrackten Rhythmen und Taktwechseln
verbindet. Hier wie in anderen schnelleren Songs erinnert das
wiederholt an Saga, in den langsamen v.a. an Landmarq. Mitunter wird
die Giarre auch mal etwas kräftiger, in “Stand at the
Gates” gibt es dagegen einen schicken Jazz-Part. „The
Chosen Ones“ trumpft mit einem Sahne-Ohrwurm-Refrain und im
Prinzip jeder Song mit einem tollen Solo. Zum Abschluss gibt`s noch ne
kleine Ballade (11) und ein tolles Instrumental feat. Simon Phillips,
das mich an Totos„Dave`s gone skiing“ erinnert.
Aber zurück zum ersten Satz dieser Review: Nachdem die Eltern von
Keyboarder Lalu beide in der Progband Polene aktiv waren, wurde er von
von Hubi Meisel (Ex-Dreamscape) für dessen Solo-Debüt
engagiert, spielte danach auf diversen Alben verschiedener
Progmetal-Acts bevor er 2005 seine eigene Band gründete. Bereits
das Debüt "Oniric Metal" erhielt zahlreiche gute Kritiken, neben
seiner Band ist Lalu mit Soundtracks für Film, Fernsehen und
Computer-Spiele beschäftigt.
Er macht es seinen Hörern nicht leicht. Aber wahrscheinlich hat
er das auch nie als seine Aufgabe gesehen. In dem Fall sei daran
erinnert, das Musikhören zu den Dingen im Leben gehört, bei
denen man entspannen kann; genießen. abschalten oder mitsingen,
glücklich sein. Die Grundlagen dafür liefert Thomas Thielen
alias t zuhauf. Elektrisierende Sounds und Stimmungen, intensiven wie
emotionalen Gesang und fantastische Gitarrensoli – auch das achte
Album
des Hannoveraners ist voll davon. Aber ich würde meinen: Zu voll.
Während man sich im ersten Moment noch fragt, wie der Lehrer und
Seminarleiter die Zeit findet, in solcher Regelmäßigkeit
Songs zu komponieren, mit intelligenten Texten zu versehen, komplett in
Eigenregie aufzunehmen, abzumischen und zu mastern, nebenbei noch
mittlerweile auch Konzerte zu planen und zu spielen und mittlerweile
sogar noch Gastmusiker bei anderen Musikern (u.a. Marillions Steve
Rothery) zu sein, wünscht man sich im nächsten, dass er hier
und da ein paar Abstriche machen würde. Genauer: Abstriche in der
Fülle der Ideen, die er auf einem Album unterbringt. Die Spielzeit
von 71 Minuten verteilt sich auf acht Songs, davon sechs mit rund 10
Minuten Länge (zwei knapp drunter, einer weit drüber), die
allesamt ein Feuerwerk an Vielfalt, Abwechslung und Stimmungswechseln
darstellen. Der stetige Wechsel von Laut und Leise, intimer Harmonie
und krachender Instrumentalgewitter ist eine Zeitlang herrlich
aufwühlend, spannend und interessant. Aber mit einer kurzen
Ausnahme sowie dem etwas gemäßigteren „Idiot`s
Prayer“ sind alle Songs in dieser Art bestückt. Da ist man
als Hörer überfahren von der Ideen- und Break-Fülle und
es dauert diverse Durchgänge, bis man in diesem
Durcheinander die verbindenden und wiederkehrenden Elemente, den roten
Faden identifiziert hat. Ein Album mit Langzeiteffekt also, dessen
Erforschung eine faszinierende Herausforderung ist, was im Prog
durchaus ein Qualitätsmerkmal ist, aber er macht es dem Hörer
unnötig schwer mit seinem permanenten stop & go. Jede
treibende Passage (z.B. in „Behind this pale face“),
jeder Rockpart wird rüde abgebrochen, wenn er gerade Fahrt
aufgenommen hat. Und das macht es unnötig anstrengend, die
schönen Momente zu genießen. Ich schwanke zwischen
Faszination und Ärger und ich fürchte, das wird nicht
reichen, um diese CD als Stein im Brett zu etablieren.
ProgMetal? Prog? Rock? Das Übel mit den Genres: Den einen schreckt die (falsche) Schublade ab, der andere wird durch
sie erst aufmerksam. Teramaze lieben sie Abwechslung – und
liefern ein wunderbar vielseitiges Album ab. Der harte Beginn deutet
Progmetal an, im weiteren Verlauf bleibt aber vieles auch im moderaten
Rockbereich. Doch egal, wie kräftig, komplex oder melodisch sie es
angehen lassen, ihre Songs werden in jedem Fall wunderbar erweitert
durch ausgereiftes Songwriting, grandiose Soli und ein perfektes
Zusammenspiel aller Beteiligten und den tollen Gesang von Frontmann
Dean Wells. Ihr Sound ist technisch ausgefeilt, aber nie überladen
komplex und bisweilen scheuen sie auch vor fast hitverdächtigen
Song-Arrangements nicht zurück. Nicht nur in solchen Momenten
erinnern sie an Dredg („Untide“), zitieren die Beatles
(„Modern Living Space“) und geben sich im nächsten
Moment wunderbar majestätisch metallisch-balladesk.
„And The Beauty They Perceive“ ist das 9. Studioalbum der
Skandinavier – und das dritte innerhalb von 11 Monaten. Da
weiß offensichtlich jemand, die Lockdownpause sinnvoll zu nutzen!
Lifesigns
sind eine Band, die ich vor Jahren schon mal auf dem Schirm hatte und
aufgrund fehlender Promotion in Deutschland aus den Augen verloren
habe. Im letzten Newsletter von Dave Bainbridge wurde ich darauf
aufmerksam gemacht, dass er seit einigen Jahren mit zur Band
gehört. Die Briten zelebrieren einen Prog-, bzw. Neo-Prog-Sound,
der mich viele Jahre lang begleitet hat, den mich aber letztlich mehr
und mehr zurück gelassen habe, weil mir ein wenig das Progressive,
sprich Fortschrittliches dabei fehlte. Die erwähnte Mitwirkung von
Dave Bainbridge ist letztlich, was auf diesem Album am positivsten zu
erwähnen ist. Zwar sind schon die Songs teilweise hörenswert,
wenn auch selten wirklich spektakulär, aber vor allem die
Texte sind eher abtörnend. Aber die Gitarrensoli, beziehungsweise
oft auch einfach die Atmosphäre, die durch die Gitarre mit
reinkommt, macht die Songs sehr speziell. Dave Bainbridge hat seinen
Stil, den man von seinen Soloscheiben, bzw. von Iona kennt und den er
auch hier mitunter gefühlvoll einbringt. Schön!
Aus
aktuellem (Wiederveröffentlichungs-)Anlass stelle ich dieses Album
hier gerne noch einmal vor. Original 2019 veröffentlicht (und in KW 51/2019 auch schon einmal empfohlen),
präsentieren die Australier hier eine unvergleichlich
abwechslungsreiche Mischung aus Klassikern der Pop- und Rockgeschichte
mit dezenter Änderung einiger Textzeilen und Instrumenten. Extrem
unterhaltsam und für jede Weihnachtsparty zu empfehlen. Highlight
dabei sind die genialen Übergänge, Einschübe und
Medleys, die jeden Song zum Überraschungsei werden lassen.
Unbedingt reinhören!
Instrumental, aber absolut HAMMER! Und das von einem, der mit Instrumentalsongs generell eher weniger anfangen kann. Extrem Gitarren-orientierter Psychedelic Post Rock in monumentaler Manier! 3 Männer, 3 Songs, 43 Minuten Ohrgasmus. Ganz einfach, weil sie es schaffen, geniale Hooklines in Mega-ausschweifenden Orgien zu zelebrieren. Das Ergebnis ist eine Kombination aus grenzenloser Spielfreude, Spontaneität und genial durchstrukturierter Komposition. So exzessiv die Herren Matthias „Hazi“ Wettstein (Gitarre), Marcus Schnitzler (Schlagzeug, Gesang) und Ekhard Friedrich „Akee“ Kazmaier (Bass, seit 2014) sind, so fleißig und produktiv sind sie auch: Seit ihrer Gründung 2008 haben die Reutlinger bereits sechs Alben veröffentlicht, dazu zwei Live-Alben und eine Split-CD.
Jedes
Ende ist immer die Chance für etwas Neues: Was haben wir uns
Anfang des Jahres auf das neue Album der Foo Fighters gefreut –
letztlich war es eine große Enttäuschung(s.u., KW 6). Aber
das Jahr 2021 klingt aus mit einem Album, das es locker mit den Foo
Fighters aufnehmen kann. Zwar kann der Gesang leider nicht ganz mit dem
Dave Grohls mithalten, geht aber in eine ähnliche Richtung, so
dass man immer wieder an die Foo Fighters erinnert wird. Vor allem sind
es aber die Songs, die den frühen Spirit der Foos aufnehmen, diese
extrem energetische, mitreißende Retro-Rock Mischung aus Retro
Rock und Grunge Appeal. Die Abwechslung und der volle Sound des Albums
hat übrigens zwei Gründe: Anstatt wie nach der letzten
Tournee angekündigt, ohne ihren Saxofonisten Rolf Martin Snustad
weiterzumachen, ist der noch in der Band UND ist mit Brynjar Takle Ohr
ein zweiter Leadgitarrist dazugekommen. And then they were five. Kann
ich empfehlen!
Jetzt sind sie erwachsen. Kinder wie die Zeit vergeht… Dabei waren sie ja eigentlich schon seit Langem erwachsen,
man konnte es Ihnen nur nicht anhören. Seit 1996 sind die Jungs
aus Hamm unterwegs, aber erst mit dem vorliegenden Album haben sie ihre
Reifeprüfung abgeliefert. Was für ein Unternehmen: „Die
vier Jahreszeiten“ überschrieben, haben sie sich nicht an
eine Neuvertonung Vivaldis gemacht, sondern jedes Vierteljahr eine neue
4-Track-EP veröffentlicht, auf denen sie z.T. jahreszeitlich
passende Themen verarbeitet haben. Alle zusammen gibt es jetzt auf
diesem Album, und es zeigt sich, wie kohärent sie im
zurückliegenden Jahr qualitativ hochwertige Songs abgeliefert
haben. Kleine Geschichten die das Leben schreibt. Oft mit einem
Augenzwinkern, weitgehend ohne Peinlichkeiten oder Fremdschämen,
bisweilen mit erstaunlicher Tiefe. Denn es gibt auch Texte mit ernstem,
sozialkritischem Hintergrund, er wird nur nicht in jedem Fall jedem
sofort deutlich werden. Dazu zünden die Songs mit gekonnten
Hooklines. Ich meine, es ist Zeit, die Jungs langsam mal etwas ernster
zu nehmen. Ich gehöre auch zu denen, die über ihrer
Jugendsünden gerne milde gelächelt haben, so wie sie seit
jeher v.a. an ihrem Ruf als Spaß-Combo gearbeitet, bzw. wenig
dagegen unternommen haben. Und auch ihr neues Album beinhaltet die eine
oder andere Textzeile, auf die nur sie kommen können. Aber gebt
ihnen eine (vielleicht neue) Chance! Ich mag die!
Stell
dir vor, deine Rücktrittverweigerung macht (ganz
überraschend) solche Wellen, dass du gleich noch ein neues
Album nachlegen willst – und dann kommt Corona. Das macht
es auch für ein Flaggschiff wie Deep Purple schwer. Wenn also das
Schreiben an einem neuen Album unter klassischen Bedingungen schwierig
ist, man also ganz neue Wege gehen muss, warum nicht dann auch mit
einem Album, das man noch nie gemacht hat: Eine Sammlung Coversongs?
Das ist jetzt nicht übermäßig einfallsreich, wird aber
letztlich durch die mitunter extrem einfallsreichen Solobeiträge
immer wieder sehr unterhaltsam. Wobei die Songauswahl – und es
milde auszudrücken – nicht immer überzeugen kann. Gut,
dass es hier nicht die Klassiker der langjährigen Wegbegleiter aus
dem Hardrock-Genre durchgekaut werden, ist wenig überraschend
– obwohl auch dieses Genre mit Cream und den Yardbirds beackert
wird (letztere allerdings in einer relativ klassischen Version, die
erst durch das Steve Morse-Solo rausgerissen wird). Weitere Highlights
sind Fleetwood Macs “Oh Well” und “Let The Good Times
Roll”, seinerzeit von Ray Charles & Quincy Jones zu Ehren
gekommen. Ansonsten gibt es viel Blues und Boogie, was den klassischen
Purple-Fan jetzt nicht so richtig vom Hocker reißen wird, aber
ich nehme an, das ist den fünf Räubern Turned to Crime
relativ egal.
Griffige Hooklines, traumhafte Melodien und sphärische
Keyboardflächen, mitreißende Steigerungen,
überraschende Breaks und Wendungen, ein paar Folk-Elemente und
v.a. fantastische Gitarrensoli: Das sind die Elemente, mit denen der
Brite schon bei Iona über Jahre begeistern konnte, und die er auch
auf seinen Soloalben nicht weniger gekonnt eingesetzt hat. Zuletzt auf
dem fantastischen „Celestial Fire“ (C.F., 2014), einem
Album für die Ewigkeit, das problemlos mit den Highlights seiner
Iona-Karriere mithalten konnte; unglaublich, dass das schon wieder 7
Jahre her ist seit seiner Veröffentlichung.
Auch auf dem neuen Album bekommt man diese Elemente – nur leider
nicht in der Hülle und Fülle, wie auf dem letzten
Meisterwerk. „Cherchez la femme“, pflegte mein
Englischlehrer zu sagen: Hinter jedem erfolgreichen Mann steckt eine
ehrgeizige Frau. In leicht abgewandelter Form würde ich in diesem
Fall sagen: hinter der neuerlichen Entwicklung des Dave B steckt sein
neuer Sidekick, Sally Minnear. Nachdem er auf „C.F.“ noch
mit verschiedenen Sänger_innen gearbeitet hat, ist er seit einigen
Jahren mit Minnear unterwegs, also ist davon auszugehen, dass sie als
Sängerin einen gewissen Input bei den neuen Songs hatte. Und
während die gewohnten Zutaten in etwas reduzierterer Form serviert
werden, bekommen andere, wie auch neue, ein neues Gewicht. Das Album
beginnt (und über weite Strecken auch bleibt) sehr ruhig und mit
vielen Folk-Elementen, wiederholt getragen von der Violine. Die bekommt
ihren Soloslot im wunderschönen „Infinitude“, nach und
nach klanglich bis auf Sinfonieorchestergröße erweitert,
dass man nur so dahinschmilzt. Leider fehlt hier die zündende
Hookline, aber das Arrangement ist wirklich groß. Einen
erstmaligen Dreh zum Rock in „C.F.“- bzw. Iona-Manier gibt
es im instrumentalen „Clear Skies“, bevor „Ghost
Light“ alle o.g. Register zieht, auch wenn der Song trotz seiner
14 Minuten nicht an seine Großtaten heranreicht. Auch zum Ende
wird es mit dem instrumentalen Titelstück und dem folgenden Doppel
„Speed your Love“ / „Fells Point“ noch einmal
Iona-klassisch rockig und wird jeden Fan noch einmal mit ins Boot
holen. Insgesamt ein Album, das die bekannten Qualitäten besitzt,
und das man immer wieder mit Freude hören kann. Als progressivem
Künstler muss man ihm derweil eine Weiterentwicklung zugestehen,
auch wenn das manchem „progressivem“ Fan gar nicht so lieb
ist. Ein großes Werk ist es, noch erweitert übrigens in der
2-CD-Fassung durch zahlreiche Demos und weiterer Songs.
Da
sind sie plötzlich wieder! Gefeiert, nachdem sie Anfang 2000 im
Vorprogramm von Queensryche der Hauptband die Show stahlen. Mit ein
paar aktuellen Alben und Wiederveröffentlichungen sorgten sie eine
ganze Weile für ordentlich Furore, bis sie plötzlich wieder
in der Versenkung verschwanden. Die Informationen schwankten zwischen
Auflösung und Independent Veröffentlichungsmodus und wie so
oft: Ohne vernünftige Promotion verliert man sie aus den Augen.
Was auch immer in den letzten gut zehn Jahren passiert ist oder nicht,
wäre Inhalt eines zu führenden Interviews, wichtiger ist, was
auf dem neuen Album passiert! Das überrascht zunächst mit
einer Palette von 14 Songs, von denen keiner länger als
viereinhalb Minuten ist, viele sogar unter drei Minuten bleiben, die
aber trotzdem mit der üblichen, immer wieder überzeugenden
Mischung aus Rock, Blues und weiteren Elementen punkten können.
Die Progrock und Psychedelic-Elemente sind also zunächst deutlich
reduziert. Die Sammlung aus 10 eigenen Songs wird ergänzt durch
drei Coversongs, die die Band seit Anfang 2020 eingespielt und auf
Youtube veröffentlicht hatte. Den ersten davon gab es bereits auf
der damals veröffentlichten und hier komplett enthaltenen
„Black River EP“, die eigentlich die Rückkehr der Band
einleiten sollte – bis Corona die Pläne durchkreuzte. Also
nutzte die Band die Zwischenzeit, nahm sich zwei weitere Covers vor,
komponierte fünf weitere, eigene Songs und versucht nun, zum
30jährigen Bandjubiläum durchzustarten. Lasst uns hoffen,
dass sie dieses Mal die Chance dazu kriegen!
Der Bandname ist so gut gewählt, er könnte im Prinzip als
neue Genrebezeichnung dienen. Dabei werden sie bislang noch dem
shoegazing-Genre zugeordnet, aber während das mit Bands wie
Cockteau Twins, Slowdive oder The Church auch gerne für die softe
(auch Dream Pop) Variante gewählt wird, ist das hier gerne auch
mal lauter. Im Spannungsfeld aus Alternative und Post Rock bewegen sich
die Belgier, die bereits mit ihrem Debütalbum einige Kritiker auf
sich aufmerksam machen konnten, fast ausschließlich im slow
tempo Bereich. Dabei bringen sie aber immer wieder gerne die
Crunch-Gitarre zum Einsatz, die dann wiederum an Post-Rock Momente der
ansonsten eher instrumentalen Vertreter Mogwai/Long Distance
Calling/Mono etc. erinnern. Schöne, coole, runde Sache das.
Lust
auf etwas Spektakuläres? Rachel Flowers mischt Rock, Soul, Pop,
Prog, Jam, Jazz & Klassik! In einem Moment klingt sie wie die
sinfonische Lightversion von Genesis, im nächsten wie Wilson
Philips - oder auch gerne beides zusammen. Dann ein Wechsel zum Jazz,
im nächsten zum Jam-Rock mit eindrucksvollen Soli. Mit 3 Songs
über 10 Minuten, dabei trotzdem sowohl luftig leicht als auch
herrlich intensiv ist das super abwechslungsreich, eingängig,
mitreißend und sehr unterhaltsam, vorausgesetzt man kann mit den
genannten Spielarten etwas anfangen.
Die kalifornische Multiinstrumentalistin Flowers nennt Frank Zappa,
Keith Emerson und Ambrosia ihre Einflüsse für dieses Album.
Auch wenn letztere mir unbekannt sind, nachdem die anderen beiden
Nennungen durchaus hör- und nachvollziehbar sind, könnte
diese Band, laut Wiki eine US-amerikanische Art-Rock-Gruppe der 70er
aus Los Angeles, eine lohnenswerte Recherche darstellen. Andererseits
könnte man sich auch zunächst an Flowers halten, denn auch da
gibt es noch eine Menge zu entdecken.
“Bigger on the Inside” ist das dritte Album, und nachdem
sie bereits als „junges Kind“ Aufmerksamkeit der
Größen ihres Fachs, Greg Lake, Keith Emerson, Dweezil Zappa
oder Herbie Hancock erlangte, gewann sie zahlreiche Preise als
Pianistin und Flötistin in ihren Teenagerjahren. Nebenbei spielt
sie Orgel, Gitarre, Bass, Saxofon und Chapman Stick. Mit
“Listen” (2016) und “Going Somewhere” (2018)
hat sie zwei Soloalben veröffentlicht, daneben u.a. mit Michael
Sadler und der Fusionband Stratospheerius zusammengearbeitet. Für
die nahe Zukunft plant sie ein Jazzalbum sowie ein Jazz/HipHop
Fusion-Album, die sie während der Pandemie begonnen hat. Da wird
also noch einiges zu entdecken sein! Ach ja und apropos Wiki und falls
ihr bei eurer Recherche über das eine oder andere Foto stolpert:
Während sowohl ihr Infotext als auch ihre Homepage auf einen
Hinweis verzichtet, lernt man dabei, dass die 15 Wochen zu früh
geborene und heute 28-Jährige blind ist.
Früher
war es irgendwie einfacher. Da gab es Creed, alle fanden sie gut, und
alle haben sich gefreut. Dann haben sich Creed vom Sänger getrennt
und plötzlich gab es zwei Varianten: Alter Bridge (mit Myles
Kennedy) und Scott Stapp. Was letztlich nur doppelte Freude bedeutete.
Aber dann wurde es kompliziert. Creed kamen wieder zusammen, aber dann
doch nur für ein Album, Alter Bridge gab es trotzdem, nur die
Alben wurden schwächer, und Scott Stapp macht auch noch Solo
Alben. Seit 2011 greift auch noch Gitarrist Tremonti solo ins Geschehen
ein und macht seine Sache nicht weniger gut. Interessanterweise kann er
sogar gesanglich mit seinen Kollegen Stapp und Myles Kennedy mithalten.
Sachen gibt`s. „Marching In Time“ ist bereits das 5. Album
– und um es kurz zu machen: Nächste Variante,
nächster Griff in die Tasche, ein Album das Creed Fans auf jeden
Fall hören sollten.
Auch im zarten Alter von 74 traut sich die mexikanische Gitarren-Legende noch einmal an die Herausforderung, sich
auf verschiedene Sänger einzustellen. Das Konzept ist nicht neu, aber
die Songs sind es und die meisten Sänger auch. Das Album beginnt noch
klassisch mit einem Instrumental-Doppel, die sich zu sehr mitreißenden
Openern entwickeln. Daran anschließend darf sich sein Sohn und
Tourkeyboarder Salvador Santana zu Wort melden, auch hier bleiben die
Musiker noch nah am klassischen Soundkonzept. Die Zusammenarbeit mit
Chris Stapleton ist dagegen ein luftiger Reggae und anschließend kommt
Rob Thomas noch einmal zu Wort, mit dem er 1999 mit „Smooth“ schon den
Meilenstein für dieses Erfolgsrezept gelegt hatte. Auch dieses Mal
könnte mit „Move“ durchaus wieder ein Hit abfallen. Mit der Wahl eines
Cover-Songs geht er einen relativ neuen Weg. Dass er dabei „Whiter
Shade of Pale“ hat, dürfte persönliche Gründe haben. Mit Statement
Songs wie „Peace Power“ und „America for Sale“ könnte sich indes
erklären, warum ihm diese Art von Album zu diesem Zeitpunkt so wichtig
war. Rap mit G-Eazy, eine softe Ballade mit seiner Tochter Stella – mit
der Fähigkeit, sich mit jedem Song eine individuelle Mischung aus der
musikalischen Herkunft der Sänger und seinem eigenen Stil zu
erarbeiten, hat er einmal mehr eine sehr besondere Arbeit abgeliefert.
Daneben gibt es wieder alle Qualitäten des Flitzefingers, vom rockigen,
mit mexikanischen Tönen verfeinerten Pop bis zum kräftigen Crunch-Rock,
zeigt er, dass er immer noch etwas zu sagen hat. Respekt!
Die
Kalifornier sind relativ stiltreu. Auch auf ihrem 11. Album
überzeugen sie mit kernigem Post-Hardcore irgendwo zwischen
frühen Dredg und Gaslight Anthem, Oceansize und Stilskin.
Das gesagt kann man sogar konstatieren, dass sie die Tendenz zu mehr
Eingängigkeit und Massenkompatibilität wieder abgelegt haben.
Was nicht heißen soll, dass ihre Songs nicht jederzeit
eingängig und hooklinebasiert sind, aber man hat nicht das
Gefühl, dass sie sich hier irgendjemandem gegenüber anbiedern
würden. Zentrum des Geschehens bleibt immer noch die herrlich raue
Stimme von Bandgründer Dustin Kensrues, irgendwo zwischen
Röhre und Traurigkeit, seine Band steuert derweil dreckige
Gitarrenriffs und hymnische Refrains bei, ohne dass sich dabei
irgendwer besonders profilieren würde. Eine weitere gelungene
10-Songs-Sammlung.
Ein
bisschen Crunch gefällig? Asking Alexandria finden auf ihrem neuen
Album genau die richtige Mischung aus eingängigen Melodien und
NuRock/Metal Power. Das könnte man jetzt abwerten als
Zeitgeist-Sound, aber in der Tat liefern Asking Alexandria genug
Abwechslung und gelungene Momente, um perfekt zu unterhalten. Dabei
erinnert mich Sänger (und Keyboarder) Danny Worsnop wiederholt an
eine kräftigere Version von Sammy Hagar, seine Spannbreite reicht
allerdings von melodisch oder kurz vor Screamo. Und das ist schon die
gemäßigtere Fassung - in den Anfangstagen der 2003 in Dubai
gegründeten Band reichte die Breite bis zum Metalcore-Growling.
Darauf verzichtet er 2021, weswegen dieses Album ausnahmslos auch nicht
Metalcorer-Fans zu empfehlen ist. Auf Tournee im April ´22.
Der ewige Traum der Menschheit: Ein Jungbrunnen. Das Mittel, um die ewige Jugend zu behalten. Teure Cremes, Yoga, was
auch immer die Leute schon ausprobiert haben. Aber das hier ist neu:
Melissa hat sich alte Songs wieder vorgenommen. Wieder, weil sie vor
ein paar Jahren schon einmal angefangen hatte, damit herumzuspielen,
aber Plattenfirmenwechsel etc, ließen sie Sache wieder ruhen.
Jetzt hat sie die nochmal komplett neu bearbeitet, hatte plötzlich
die ganzen alten Erinnerungen von früher wieder vor sich –
und hört sich an wie ihren Anfangstagen 1988! Das Jugendliche, der
Drive, alles was sie damals angetrieben hat, war für die
Aufnahmen wieder da und ist diesem Album anzumerken. Manchem Song
hört man an, weshalb sie für das Debütalbum keine
Verwendung gefunden haben. Dieses Album voller Perfektion und
Ausgewogenheit, das wir geliebt haben, gefressen, eingeatmet, auswendig
gelernt, vorwärts und rückwärts. Ein Monument für
die Ewigkeit. 10 Songs voller Abwechslung und Qualität. Da kommt
nicht jeder der neuen Songs auf „One Way Out“ heran.
„For The Last Time“ erinnert gar an “Bring me some
water”. Aber diese Songs atmen eine Energie, von der man sich
nach den eher durchwachsenen letzten Alben wünschte, dass sie
anhält länger anhält als für dieses eine Album. Die
größte Überraschung ist dabei sicherlich ihr Gesang,
denn so wild und abwechslungsreich war Melissa lange nicht mehr. Sie
schreit, sie faucht und schnurrt, und es scheint als hätte sie
Spaß an genau diesem Maß an Abwechslung. Ich bin gespannt!
Es
wird Herbst, die guten Alben schlagen aus! Mit dem vorliegenden Album
beschreitet das Quartett aus Los Angeles und Nashville eine
interessante Weiterentwicklung. Auf dem grandiosen 2019er
Debütalbum „OK, I'M SICK“ gingen sie noch als
US-Variante der Münchener Blackout Problems durch, mit einem
ungemein eingängigen, aber mit einem guten Schuss Aggression
ausgestatteten Mischung aus Alternative Rock, Pop Punk und moderaten
Core-Einschüben, auf jeden Fall mit ordentlich Punch und fetten
Beats. Das neue Album beginnt (und endet) mit einer zarten
Akustikballade. Und auch quer durchs Album finden sich immer wieder
ruhige Momente, während sich der Rest des Albums interessant
abwechslungsreich gestaltet. „Fukboi“ setzt den leisen
Anfang laut kontrastiert fort, die Single "Family" beginnt als ruhige
Ballade und steigert sich zum Pop-Punk-Hymne, „Stalker“
wechselt spielend zwischen Psycho-Hardcore und gefälligem Lenny
Kravitz-Pop. Und während schon die musikalische Abwechslung
begeistern kann, setzen die Texte noch viele i-Tüpfelchen.
Kurzgeschichten, autobiografische Geständnisse voller brutaler
Ehrlichkeit, Schmerz, Traurigkeit und Wahnsinn. So traurig ist: Daraus
entstehen die besten Songs und Alben. Dieses gehört dazu!
Wählen Angels & Airwaves, das Pop-Punk goes Stadionrock Projekt von Blink-182-Frontmann Tom DeLonge eine andere, ganz neue Lebensform? Der Opener „Timebomb“ ist in der Tat eine Bombe. Mit stoischem Techno-Pop-Rhythmus startet man vermeintlich zeitgemäß, will meinen unnötig anbiedernd. „Euphoria“ erinnert schon mehr an vergangene Großtaten, wahre Euphorie will sich dank der starken PopPunk-Anlehnung aber nicht einstellen. Auch das folgende „Spellbound“ ist eine sehr simple Mischung aus Pop, Elektronik und Belanglosigkeit, „No more Guns“ ist ein Rip-Off des unsäglichen Green Day Rock´n´Roll-Schunkel-Pop-Hits "Straight Heart". Lediglich „Automatic“ und v.a. das abschließende "Kiss & Tell", vielleicht das einzige Highligt des Albums, lassen noch einmal ein wenig früheres Flair aufkommen, der Rest verliert sich in simpel gehaltenem (und meistens sogar mit entsprechend monotonen Rhythmen unterlegtem) Pop. Ich würde mal sagen, DeLonge versucht, noch einmal, seinen Lebensunterhalt auf eine neue Basis zu stellen, und das ist bei Corona-gefährdetem Livegeschäft nun einmal Radio Airplay. Viel Glück. Ohne mich.
Man
kennt den Abwechslungsreichtum des Schotten, den er sowohl auf seinen
Veröffentlichungen als auch auf seinen Tourneen immer wieder
bewiesen hat. Mal solo Akustik, dezent Pop-orientiert mit seiner
Soloband-Pop oder auch laut mit Rockband. Immer den Bedingungen und
Möglichkeiten angepasst, immer für das Publikum und auch
für ihn selbst maximal unterschiedlich und facettenreich. Zuletzt
Corona-bedingt eher akustisch unterwegs, ist „The Weight of
Man“ wieder ein Album mit kompletter Band und Breite, wenn auch
überwiegend ruhiger gehalten. Was Ray Wilson darüber hinaus
immer begleitet, ist seine Fähigkeit, große Songs zu
schreiben, und das gelingt ihm auch auf dem neuen Album, dem ersten
seit 5 Jahren. Das beginnt mit dem atmosphärischen „You
Could Have Been Someone” und findet ein frühes Highlight in
„I, Like You”. Dazu gibt es „Amelia“ mit
akfrikanisch-anmutendem Mittelteil, das epische Titelstück oder
das sehr an Fish erinnernde „The Last Laugh“ – mit
dem Unterschied, dass hier gesungen und nicht erzählt wird. Rays
Gesang ist es sowieso, der einmal mehr das zu erwähnende
i-Tüpfelchen dieses Albums ist, neben großartigen
Gitarrensoli und tollen Momenten und Stimmungen.
Prog
Metal mit akustischer statt elektrischer Gitarre. Coole Idee,
interessanter Ansatz, aber leider nach meinem Begriff nicht optimal
umgesetzt. Einerseits fehlt so manchem Song eine gute Hotline,
andererseits sind manche Stücke einfach mit zu viel Gefrickel
überfrachtet. Interessant ist, wie viel Härte man ohne
Gitarre bekommt durch eine groovige Rhythmusabteilung, sprich Bass und
Schlagzeug. Außerdem schlägt auch der Gesang bisweilen
härtere Töne an, so dass Metalfans durchaus auch auf ihre
Kosten kommen. Gleichzeitig geht die Akustische aber auch auf herrlich
verspielte Solo-Exkursionen und bringen Streicher sowohl
zusätzliche melodische Elemente als auch ganz ruhige Momente mit
ein. So entsteht ein Album dass man einige Male hören sollte, um
die gesamte Bandbreite und Tiefe des Songs zugreifen. Das würde
zweifelsfrei noch mehr Spaß machen, wenn alle Songs so gelungen
wären wie das eröffnende, ineinander übergehende
Dreierpack, #8 und #10.
Sie
hat Geschichte geschrieben: Im Progressive und Krautrock ist sie als
Sängerin von Frumpy und Atlantis eine der großen Stimmen des
70er. Nach den City Preachers an der Seite von Udo Lindenberg in den
60ern und jahrzehntelanger Solokarriere ist das zwar nur ein Teil ihrer
Karriere, aber ein wichtiger. Seit Jahren schon begleitet ihre
Live-Konzerte ein ausschweifender Einblick in ihre ruhmreiche
Vergangenheit sowohl songtechnisch als auch mit der einen oder anderen
Anekdote. Entsprechend ist ihr wohl bewusst, dass genau dieser Teil
ihres Lebens ihr auch heute noch einen großen Zuschauerzuspruch
sichert.
Ihren 75. Geburtstag feierte sie standesgemäß. Zunächst
gibt es ein neues Album mit einer Sammlung von 13 neuen Songs zwischen
Singer/Songwriting und Blues, mal seichter, mal anspruchsvoller und
einer zeitgemäßen Repräsentation ihrer Situation als
Sängerin. Sowohl musikalisch, indem sie sich keine Grenzen
auferlegt und einfach macht, wonach ihr der Schnabel gewachsen ist, als
auch textlich. Vorausgesetzt, dass ich die mit "you" angesprochene
Person(en) in „Singing Songs“ nicht fehlinterpretiere
sondern auf ihr Live-Publikum beziehe, hat sie das oben angedeutete
Dilemma längst erkannt. Ein Großteil des Interesses an ihrer
Person bezieht sich auf das in der Vergangenheit Erreichte, nicht die
aktuellen Songs, und sie weiß selbst nicht, ob sie betrauern soll
oder nicht. Denn das Publikum ist ihr Leben, entsprechend widmet sie
ihm mit „About You“ einen weiteren Song. Das Album wird
begleitet von einem Raritäten-Album, und wenn man sich auf CD 1
schon über die Stimme in Songs wie „All In Good Time“
gefreut hat, beweisen die teilweise jahrezehntealten Aufnahmen in Songs
wie „Falling In Love“ oder „Please, Stand By
Me“, welchen atemberaubenden Gesangsqualitäten sie ihren
Erfolg verdankt. Da kommt sie heute leider nicht mehr heran. Dazu
kommen geniale Songs wie „Es War Einmal...“ oder der
Akustikversion von „Friends“ und Gastauftritte von gleich
drei Stones Gitarristen (Keith Richards, Mick Taylor und Ron Woods),
kurz eine Sammlung, die auch diese Veröffentlichung gehörig
aufwertet. Und um das Paket abzurunden, hat sie noch eine Biografie
geschrieben! Sie hat den heißen Sommer 2019 genutzt, um die
vielen Anekdoten zusammenzutragen und aufzuschreiben für
„Darf ich was vorsingen?“.
Ihr aktuelles Tournee-Konzept, für dass sie noch auf die
Corona-Freigabe wartet, ist dementsprechend eine musikalische Lesung
ihrer Biografie gewürzt mit Song aus ihrer mittlerweile über
50-Jährigen Schaffensphase.
Alter Wein in neuen Schläuchen? Das könnte in der Tat der schnelle Kommentar der ewigen Lästerer sein, denen
Neal Morse zu wenig Veränderungen bietet. Dabei hat er durchaus
auch schon andere Pfade beschritten – allerdings nicht so auf dem
neuen Album. Ganz im Gegenteil: Klassischer geht´s kaum! Dieses
Album ist wie ein Best-of durch die größten Momente seines
Schaffens. Ein Meisterwerk in bester Tradition von „One“
oder "?" - und doch komplett neu. Das beginnt mit dem Opener
„Do It All Again“ (sic!), und auch das folgende “Bird
On A Wire” ist genauso ein Feuer- wie Meisterwerk. Aber es geht
auch mal etwas kürzer und eingängiger wie in „Another
Story To Tell“ oder mit klassischer Ballade, bzw. Akustikballade.
Ein Augenzwinkern zum Ende mit einer verproggten Version des Klassikers
„Bridge Over Troubled Water“ – das muss man auch
erstmal bringen. Dass er`s auch noch im Maxiformat kann, beweist er
dann mit CD 2, die lediglich zwei Songs enthält: „Not Afraid
Pt. 2“ (Pt. 1 ist auf CD 1) bringt es auf knapp 20 Minuten,
„Beyond The Years“ auf gut 30 Minuten, und das ohne eine
Sekunde Langeweile. Geht´s noch besser? Nein! Ist das innovativ?
Ganz und gar nicht. Stört uns das? In dieser Qualität
absofuckinglutely nein! Er kanns und es kommt dabei eine Sammlung von
Songs heraus, die man in dieser Art und dieser Qualität nur von
ihm kennt und bekommt. Das akzeptiert man und mag es oder eben nicht.
Im Übrigen: Der Gedanke, dass der geniale Geist von Transatlantic
aus der Energie der vier Mitstreiter resultiert, wird hier zumindest
mal wieder relativiert. Dafür atmen diese rund 100 Minuten zu viel
uneingeschränkt vergleichbare Genialität.
Die
Norweger sind ein Füllhorn an Überraschungen. Ihr Anspruch
ist es, so zu klingen wie keine andere Band – und in der Summe
der Ereignisse ist das auch so. Schon ihre letzten Alben haben mich
immer wieder auf eine Art fasziniert und bewegt, wie kaum eine andere
Band und vor die Herausforderung gestellt, diese Fülle an
Spannung, Abwechslung, Überraschung und Faszination in passende
Worte zu fassen. Gestartet als Progmetal-Band, muss man sich
zunächst einmal von allen Klischees die man mit diesem Genre
verbinden möchte, verabschieden, dann ist man schon auf der
richtigen Fährte. Sie können das Genre noch, und ganz viel
mehr. Das beginnt mit dem Opener, der verhalten anfängt und mit
dezenten Verweisen zum Metal v.a sinfonisch experimentell ist. Im
weiteren Verlauf erinnern sie abwechselnd an Muse, Porcupine Tree, bzw.
Pineapple Thief, respektive Gavin Harrison, in „All the
Moments“ fangen sie mit fast klassischem Blues Rock an, bauen
aber einen genialen sinfonischen Refrain ein – wie große
Hooklines ohnehin eine Ihrer Stärken sind. Neben großen,
majestätischen Momenten und ganz viel überraschenden Breaks
und Wendungen. Sie verzichten auf die wiederholte Verwendung der
üblichen Rock Zutaten, wie u.a. Gitarrensoli, bauen aber hin und
wieder fantastische Spielereien ein. An anderer Stelle agieren sie
lieber ganz intim leise oder orchestral in Kooperation mit Streichern
und Bläsern. Knackpunkt könnte für manchen Hörer
immer noch der Gesang von Songwriter und Keyboarder Einar Solberg sein,
der spielend zwischen tiefer Melodik und hohem Falsettgesang wechselt,
nicht immer ganz Rock-alike aber Standard kann ja jeder. Leprous haben
damit ein weiteres Alleinstellungsmerkmal, das ihnen so schnell keiner
nachmacht. Und angesichts der begeisternden Qualität Ihrer Musik,
stört der auch in keinster Weise. Ein – weiteres! –
Hammeralbum!
Das Quintett aus Maryland, USA verbrachte die ersten 10 Jahre ihrer Existenz im Hardcore Genre, für ihr neues Album
schlagen sie gemäßigtere Töne an. Produziert von Twenty
One Pilots- und Eminen-Produzent Mike Elizondo war bereits die
Vorabsingle „Mystery“ ein echter Hit, mit dem
Titelstücke folgt ein Kracher ähnlichen Kalibers. Und auch
wenn nicht alle Songs gleichermaßen überzeugen können,
fragt man sich beim Hörern des Albums, was bleibt vom Hardcore,
wenn der Gesang clean ist? Harte Gitarren, hymnische Melodien und
fette Produktion erinnern eher an eine Mischung aus Alternative Rock
und Punk. Hin und wieder geht es etwas wilder zu und erinnert wie in
„Holiday“, „Humanoid“ oder „Wild
Wrld“ an Faith No More, dem gegenüber stehen aber
Pop-ähnliche (Rock-)Songs wie „Alien Love“ (feat.
Blood Orange) oder „New Heart Design“. Insofern: Ein
mutiger (aber aus meiner Sicht nachvolllziehbarer) Schritt, der ein
paar überzeugende Ergebnisse liefert, insgesamt aber mich noch
nicht überzeugen kann. Abgesehen davon ist die Spielzeit von knapp
35 Minuten auch keine Höchstleistung…
ProgMetal
ist eigentlich gar nicht mehr mein primäres Beuteschema, aber in
diesem Fall war die Empfehlung eines Freundes sehr lohnenswert: Das
Quintett aus dem Libanon ist aus einer Dream Theater-Coverband
hervorgegangen, „Frontal“ ihr zweites Album. Und das bewegt
sich auf so professionellem Niveau, dass ich die Empfehlung gerne
weitergebe.
Die Band versteht es, die perfekte Mischung aus Melodie,
Komplexität und Härte in ihre Songs zu verpacken. Acht Songs
zwischen knapp 3 und 11 Minuten, die immer wieder durch Breaks,
Tempowechsel und Abwechslungsreichtum überraschen und
überzeugen. Dabei erzählen sie die wahre Geschichte von
Phineas Gage, einem Straßenarbeiter, der einen Unfall
überlebte, bei dem eine Eisenstange durch seinen Kopf ging und
dabei einen Großteil seines linken Frontallappens zerstörte.
Eine Geschichte über die Fragilität des Lebens und wie
einzelne Momente alles zerstören oder aber verändern
können. Und entsprechend dieser Sammlung von Momenten aus
„Schmerz, Verzweiflung, Verwirrung, Wut und Erinnerung“
(Homepage) wechselt ihre Musik zwischen den Stimmungen. Dabei kommen
sie ihren Vorbildern Dream Theater sehr nahe, auch Pain of Salvation
und Haken sind erwähnenswerte Referenzen, aber sie agieren
trotzdem sehr eigenständig. Vor allem: Die musikalischen
Leistungen inklusive des Gesangs sind dabei allesamt bemerkenswert. Es
macht wenig Sinn, einzelne Songs zu beleuchten, kurz: Wer mit diesem
Genre etwas anfangen kann, sollte dieses Album hören und sich
freuen, dass die musikalische Landkarte eine weitere Erweiterung
erfahren hat!
Der Amerikaner ist im Rock-Genre v.a. durch seine Bandprojekte The Fullbliss und Jud bekannt, mit denen er schon einige Meisterwerke abgeliefert hat. In den 80ern spielte er in Bands wie Ministers Of Anger, Murdercar und Damn-The-Machine an der Seite von ex-Megadeth Gitarrist Chris Poland. Das nur zur abwechslungsreichen Ausrichtung des Wahl-Berliners. Sein neues Solo-Album am ehesten den ausufernden Sound des letzten Jud-Albums „Generation Vulture“ (2016) wieder auf, aufgenommen mit Beatsteaks-Drummer Thomas Götz ist „Tribe & Throne“ aber düsterer. Wie er selbst sagt, eine eigene Mischung aus "hopeful dark soundscapes“: Sechs Songs zwischen sechseinhalb und knapp 9 Minuten, auf denen er sich für diese Soundscapes viel Zeit nimmt und letztlich zwischen Stoner, Prog, Gothic, Wave, Psychedelic, Post- und Alternative Rock einen sehr eigenen Sound kreiert und zelebriert, den man sich im Idealfall ein paarmal öfter anhört, um die ganze Bandbreite zu erfassen. Aber es lohnt sich!
Vorsicht
Suchtgefahr! Dieses Album, lässt dich nicht mehr los. Auf seinem
neuen Album zaubert Philipp Nespital einen begeisternden Bogen aus zehn
Songs, die wunderbar abwechslungsreich und jederzeit begeisternd sind.
Das beginnt mit dem wunderbar eindringlichen Intro und changiert im
Weiteren zwischen perlenden Piano-Passagen, härteren Rockmomenten
und ganz intimen und leisen Songs oder Passagen. Denn eigentlich hat
fast jeder Song an irgendeiner Stelle einen Break und Wechsel, sodass
es zu jeder Zeit spannend bleibt. Trotzdem wird es nie zu verkopft oder
progressiv. Ganz im Gegenteil: Immer wieder wählt Nespital, der
dieses Album einmal mehr und im Kontrast zu seinem Bandprojekt Mt.
Amber komplett allein eingespielt hat, sehr zeitgemäße
Ansätze. Da startet „The Golden Siren“ mit
elektronisch flirrenden Beats, bevor die Rockgitarre übernimmt und
wechselt in „Colors“ Gesang mit Sprechgesang, bevor ein
wunderschönes Gitarrensolo die Spannung auflöst. „The
Hungry Heart“ ist nach „The Ocean“ (2017) das zweite
Album, das ich von ihm kennenlerne und ich bin einmal mehr komplett
begeistert. Melodischer Rocks mit Anspruch, aber ohne Frickelei, der
Einzug in die Jahresbestenlisten halten dürfte sowohl bei
Prog-Fans als auch bei Poprockfans, weil es einfach begeisternd ist und
für jeden etwas bietet. Apropos: Weil das 21-minütige
„Dissolution“ mit seinem Jazz-verwandten Instrumental-Part
sich im Ansatz noch mehr abhebt, hat Nespital es gemeinsam mit dem
Outro auf eine Extra-CD ge-, bzw. verbannt. Eine Entscheidung, die
nachvollziehbar ist, aber in meinen Augen nicht wirklich notwendig.
Aber das ist nicht mehr als eine Randnotiz zu einem Album, das ich euch
nur ans Herz legen kann.
Mit dem Titelstück seines neuen Albums wird klar, was die
ganzen Jahre gefehlt hat. Er glänzte als Sänger von Alter
Bridge genauso wie
von Slash, und auch solo konnte er sowohl auf Platte als auch durch
seine energetischen Liveshows immer wieder überzeugen. Aber in
Songs wie „The Ides Of March“ präsentiert sich der
Ausnahmesänger so entspannt wie noch nie und zeigt damit eine
Facette die seinem oft relativ gestressten Organ ausgezeichnet steht.
Denn so gut seine Stimme ist, und so überzeugend seine Performance
immer ist, kennt man ihn vor allem von härteren Songs, in denen er
doch meistens eher angestrengt singt. Und während die erste
Vorabsingle seines neuen Albums „In Stride“ noch in genau
diese Kerbe schlug und nicht wirklich überzeugen konnte, ist das
Album als Gesamtes extrem abwechslungsreich, wunderbar unterhaltsam und
nicht zuletzt durch die die neu entdeckte Langsamkeit, bzw. Entspannung
absolut überzeugend. Songs wie „A Thousand Words“,
„Love Rain Down“, aber auch die Alternative-Rock-Seite mit
mehr Crunch dürfte die Zahl der Fans von Myles Kennedy noch weiter
erhöhen. Meine Empfehlung!
Es
gab eine Zeit da habe ich mich extrem auf neue Ryan Adams Alben gefreut
– und seinerzeit gab es davon einige! Das hat nachgelassen.
Hatten seine frühen Alben immer das gewisse Etwas – in der
Stimme, in den Songs oder einfach in der Zusammenstellung seiner Songs
(und vereinzelt auch Covers), haben mich seine letzten Alben immer
weniger berührt. Das neue Album lässt mal wieder aufhorchen.
Und wenn man dann noch an einem Samstagnachmittag Anfang Juni mit
wolkenbruchartigen Regenmassen vor der Tür einen Refrain wie
„Fuck the rain“ hört, lässt das schon mal
aufhorchen. Dazu Hits wie „I surrender“ und
Armhärchenaufstellersongs wie „Showtime“, da kann man
schon eine Menge Boden wieder gutmachen. Und wenn zum Ende,
während man immer noch der zwangsabgebrochenen Fahrradtour
hinterhertrauert, vor dem Fenster stehend den Übergang von
Wolkenbruch in Dauerregen beobachtet, während das süße
„Summer Rain“ das Album beendet, kann man sagen, dass
dieses Album das Beste seit Jahren ist und ihn ein wenig zurück
auf die Bildfläche holt.
“You only have one chance to make a first impression, and I
wanted to do so to the best of my abilities.” Wolfgang van Halen
hat die Sache Ernst und sich ordentlich Zeit genommen. Anstatt auf
prominente Hilfe zu setzen, von der er schon durch seinen Vater Eddie
aber auch durch seine eigenen Aktivitäten der letzten Jahre
durchaus einige locker hätte haben können, hat er genau das
Gegenteil gemacht: Er spielt hier jedes Instrument selbst. Und er hat
dabei nicht nur einen Riesenstapel großer Songs geschaffen,
sondern auch seine Identität gefunden. Dass die dabei mit dem
Sound seines Vaters zu tun hat – im Opener „Mr. Ed“
traut er sich auch ein minikurzes Zitat einzubauen – ist wenig
überraschend. Aber er geht darüber hinaus, zeigt sich
zeitgemäß, haut mit „Think it over“ auch eine
Alternative Rock-Fan-kompatible Hitsingle raus und gibt sich ohnehin
erfreulich abwechslungsreich. Die emotionale, seinem Vater gewidmete
Vorabsingle "Distance" war schon richtig gut, die zweite Single "Don`t
back down" brauchte schon ein paar Hördurchläufe mehr. Auch
das Album beginnt zunächst mal mit eher durchschnittlichem
Hardrock. Aber es gibt die eingestreuten Highlights, die dieses Album
zwischendurch immer wieder extrem interessant machen, um nicht zu sagen
RICHTIG Geil! Das trifft auf mindestens die Hälfte der Songs zu
und spätestens nachdem man sich so richtig warmgehört hat,
ist dieses Album ein echtes Meisterwerk. Und das ist für ein
Debüt-Album, das allein wegen des Namens unter so großer
Beachtung steht, zusätzlich bemerkenswert. (Und den Vergleich mit
Lukather Filius Trev mit Levara kann Van Halen deutlich für sich
entscheiden!)
Ist
es der Überraschungseffekt? Keineswegs. Dieses Album ist wirklich
ein Knaller! Ganz abgesehen davon, dass man die Scheibe beim
Plattenstöbern gedanklich zunächst mal den das Label
„HipHop“ aufgeklebt hätte, kann Jones mit fetter
Rock Kante mit jedem einzelnen der 12 Tracks überzeugen. So
unterschiedlich er auftritt, ob mit dramatisch bebender Stimme in der
donnernden Alternative Rock Single „Mercy“, baptized in
Muddy Waters im gleichnamigen Blues par excellence, soulig fordernd in
„Spinning Circle“ oder balladesk in „My Love
remains“: Die Songs rocken, schimmern in allen Farben,
glänzen immer wieder mit grandiosen Gitarrensoli und sind veredelt
mit einer begeisternden, soulveredelten Rockröhre. Das erinnert an
die Glanzzeiten von Prince oder Lenny Kravitz ohne je einen Funken an
Eigenständigkeit vermissen zu lassen. Dabei stammen alle Songs aus
seiner eigenen Feder, Gesang und Gitarre erledigt er gleich auch noch
mit. Bei uns noch ein Newcomer, hat er bereits mit einer ganzen Reihe
namhafter Acts auf der Bühne gestanden, darunter Run DMC oder
Public Enemy, Jeff Beck, Theory of a Deadman und Robin Trower. Und es
ist genau diese Abwechslung, die er auftischt: Rock, Soul, Grunge,
Hip-Hop – bei Ayron Jones kommt alles zusammen. Zumeist voller
Energie und hundertprozentigem Einsatz: Dieses Album kann
mitreißen. Jedes einzelne Stück ist ein Edelstein.
Sechs Jahre seit ihrem letzten Album: Die Hamburger lassen die Dinge offenbar entspannt angehen und haben sich für ihr zehntes Album so viel Zeit gelassen wie nie zuvor. Was in ihrem Genre kein Problem darstellt: Sie gehören zu den führenden Bands des deutschen Progressivrock und können sich darauf verlassen, dass ihre Alben erwartet werden. „One to Zero” ist einmal mehr ein Konzeptalbum über künstliche Intelligenz die im wahrsten Sinne über sich selbst hinauswächst. Frei nach Adorno: "Es gibt kein richtiges Leben im Falschen". Eine spannende Story, über die von Interessierten an anderer Stelle leicht mehr zu erfahren ist. Hier soll es v.a. um die musikalische Umsetzung gehen, und die ist einmal mehr äußerst gelungen! Dabei entfaltet sich das Album bei jedem Hördurchgang mehr. Und während es anfangs noch langstreckenweise überraschend verhalten ausfällt – auch hier ist das Wort „entspannt“ nicht ganz unangebracht – fallen die Ecken und Kanten bei jedem Hören mehr auf, so dass letztlich ein wunderbar abwechslungsreiches Werk entstanden ist. Größtes Plus dieses Album ist aber, dass die 10 Songs in gut einer Stunde Spielzeit zwar gewisse Elemente wiederkehren lassen und nicht zuletzt dadurch und trotz allen Abwechslungsreichtums extrem homogen wirken. Songs, die entsprechend der Entwicklung des Charakters der Geschichte mal elektronischer, mal organischer instrumentiert sind. Vor allem aber handelt es sich hier um 10 eigenständige Songs, die auch alle für sich selbst stehen können. Keine halben Songs, keine Verbindungsstücke, die erst im Zusammenspiel Sinn ergeben. Keine Selbstverständlichkeit für ein Konzeptalbum und der erneute Beweis für ihre Songwritung-Fähigkeiten. Großes Kino!
Wer
hat an der Uhr gedreht? Sind es wirklich schon wieder 5 Jahre seit
ihrem letzten Studioalbum "Falling Satellites"?! In der Tat haben sie
es geschafft, mit der zwischenzeitlochen Veröffentlichung ihrer
EP, dem Rest ihrer „Satellites“-Aufnahmen im Januar 2020
sowie v.a. der 8-CD Box "13 Winters", die jeden Fan eine Weile
beschäftigt gehalten haben dürfte, die Zeit so zu
überbrücken, dass die Zeit wie im Flug verflogen ist. Und nun
kommen sie also schon wieder zurück mit einem neuen Album.
Das startet mit dem knapp 12minütigen Opener "Day and Age" in
bester Frost*-Manier so genial, dass es keinen Zweifel mehr gibt, diese
Band hat sich längst freigeschwommen von möglichen
Vergleichen mit IQ oder It Bites (bzw. Lonely Robot, nicht zuletzt
wegen des mittlerweile fest zum Line-Up gehörenden John Mitchell))
und einen eigenen Sound gefunden, der höchstens marginale
Referenzen erlaubt. Das folgende "Terrestrial" wurde bereits vorab als
Single ausgekoppelt und bringt diesen Sound nicht weniger genial in gut
5 Minuten auf den Punkt. Und während weitere Longtracks wie "Kill
The Orchestra" oder das konzeptalbumähnliche, etwas
experimentellere "The Boy who stood still" die musikalischen
Qualitäten der Band unterstreichen, könnte das knackige
"Island Life" fast so etwas wie ein kleiner Hit für die Band
werden. Hier überzeugen die Briten mit unverschämter
Eingängigkeit ohne jedes Anbiedern und man möchte ihnen etwas
mehr Aufmerksamkeit fast wünschen. Das Album ist jedenfalls der
Beweis, dass mit dieser Band weiter zu rechnen ist, ja, sie sogar in
der Lage ist, sich noch weiter zu steigern. Klasse Album!
So hin und wieder darf es auch mal ein Singer/Songwriter/HandmadePop-Act sei. Und als Teenager der Achtziger hat ein Justin Curry
mit seiner unverwechselbaren Stimme natürlich einen Sonderplatz
reserviert. Del Amitri hielten bis in die späten Neunziger durch,
veröffentlichten zwischen 1985 und 1997 fünf Studioalben, ein
Jahr später kam ein Best-of bis es ruhiger um die Band wurde. 2002
erschien zwar nochmal ein neues Album, aber das fand schon deutlich
weniger Beachtung. Danach widmete Currie sich seiner Solokarriere, zwar
mit seinem langjährigen Songwritingpartner Iain Harvie, aber unter
eigenem Namen. Erst 2014 gingen sie wieder unter dem alten Bandnamen
auf Tournee und spielten dabei ihr erstes Live-Album „Into the
Mirror“ ein. Und jetzt kommt das erste Studioalbum seit 19
Jahren! Und seien wir ehrlich, da sollte man weder zu große
Überraschungen noch Änderungen erwarten, aber die alten
Qualitäten in neue Songs gegossen. Nicht mehr und nicht weniger
erfüllt „Fatal Mistakes“. 13 Songs zwischen
wunderbarer Pop-Single (1, 2), dem großen Leidensdrama und dem
großen, siebenminütigen Rock-Finale. Womit sie letzten Endes
doch eine Überraschung parat haben! Große Wellen werden sie
damit gar nicht schlagen (wollen?), aber der geneigte Fan darf sich
freuen und dahinschmelzen. Thanks, guys!
Alternative meets Progressive Rock mit Pop Rock Hooks: Was bei Dredg vor 20 Jahren noch bahnbrechend innovativ war und
seitdem diverse Male kopiert und weiterentwickelt wurde, stellen Vola
hier auf eine neue Stufe. Sowohl qualitativ als auch von der
Gesamtbreite ihres Auftretens gehen Sie einen Schritt weiter. Sie
starten mit „Straight Lines“ bretthart und überraschen
dann ziemlich schnell mit zartschmelzender Melodik und durchaus
Pop-Rock ähnlichen Vocals. Die Crunch-Gitarren werden flankiert
von Wave-angelehnten Keyboards. „Haed mounted Sideways“
lässt es etwas ruhiger angehen, aber „24 Light-Years“
bringt ein Maß an Melodik mit rein, das schon wieder
überrascht, das den Hörer umgarnt mit einer genialen Mischung
aus Hookline, technischen Spielereien und fast subtiler Härte.
Genial! „These black Claws“ bringt noch eine
zusätzliche Note: mit Growls auf der einen und Rap auf der anderen
Seite gehen Sie hier auf maximale Abwechslung. Noch innovativer werden
sie danach nicht mehr, aber sie führen diese Abwechslung auf
höchstem Niveau weiter und präsentieren damit ein Album, das
zu den Sternstunden des Jahres zählen wird.
Die neue Generation des Rock rollt an. Und damit meine ich ausnahmsweise mal nicht Greta Van Fleet. Erst war es Wolfgang Van
Halen, der seit ein paar Monaten regelmäßig einen neuen Song
als Teaser für sein erstes Album zu Ehren seines verstorbenen
Vater Eddie veröffentlicht. Songs, die andeuten, dass er durchaus
auf eigenen Beinen steht – und es gerne auch mal krachen
lässt. Da wird es spannend sein, weiter zu beobachten, wohin er
sich weiter orientiert – beim letzten Van Halen-Album „A
Different Kind of Truth” war er ja schon mit dabei, zwei Alben
spielte er mit Tremonti ein, jetzt startet er erstmal unter eigenem
Namen.
Neu in der Runde des Nachwuchses ist Trev Lukather, Sohn von Steve, und
bevor er den bei Toto begleitet (?) steigt auch er erstmal mit eigener
Band ein. Wobei er mit dem Briten und One Direction Drummer Josh Devine
einen Sideman hat, der bereits im Big Business mitgespielt hat. Dritter
im Bunde ist der Franzose Jules Galli, der vor 5 Jahren nach L.A.
ausgewandert ist und sich seitdem mit eigenen Bands über Wasser
hielt. Das Zusammentreffen war ihrer Meinung nach ein Wink des
Schicksals. Und das Album beginnt nicht so schlecht. „Heaven
knows“ deutet eine zeitgemäße Mischung aus Melodic und
Alternative Rock an, die mit ihrer eingängigen Hookline durchaus
Chartspotential besitzt. Auch das folgende „Automatic“, die
erste Single des Albums schlägt in diese Kerbe, ist ungemein
eingängig – aber irgendwie ein bisschen zu lang. Will
meinen, für 3:55 passiert im weiteren Verlauf zu wenig – und
diese Aussage trifft dann auch für den Rest des Albums zu. Die
Riffs sind keineswegs neu, die Mischung auch nicht, die Texte bedienen
jegliche Klischees der Bands, die man von Frontiers Records kennt,
lediglich Trev Lukather kann hier und da noch Glanzpunkte setzen mit
seinen einfallsreichen Soli. Die zweite Single „On for the
Night“ kann noch einmal halbwegs punkten, danach wird es
zunehmend beliebiger zwischen Chartspop a la Imagine Dragons und Maroon
5 auf der einen sowie Frontiers-Melodic Rock auf der anderen Seite.
Kann man machen, kann man hören, muss man aber nicht.
Vorsicht:
Nicht nebenbei hören! Abgesehen, dass dieses Album extrem
vielschichtig ist, könnte man beim unaufmerksamen Folgen die
besten Stellen verpassen und einen falschen Eindruck bekommen. Ich
spreche da aus Erfahrung… und war beim zweiten Hören
zunächst etwas erstaunt – und beim dritten totalbegeistert!
Amour Vache ist die neue Band von Tom Jeske, früher Sänger
bei der Düsseldorfer Band "Fidget". Und der Term
„Band“ greift fast etwas zu kurz, denn Amour Vache ist ein
Kollektiv, das eine Band, Tanz und Performance und Projektionskunst auf
gleichwertigen Levels vereint. Bereits 2018 hatten sie die komplette
Musik für eine Performance des weltberühmten Rotterdamer
'Scapino Ballet' geschrieben und performt. Das vorliegende
Debütalbum ist 2020 fertig geworden und wird CoVid-bedingt mit
einiger Verspätung jetzt endlich veröffentlicht. Wobei die
Musik von nur zwei Leuten gespielt wird, neben Gitarrist und
Sänger Jeske bedient Gereon Basso die Drums (und singt),
während Fang-Yu Shen für Dance und Choreography), Riad Nassar
für die Visuals zuständig ist – weshalb wir uns also
auf eine Aufführung der Musik freuen dürfen – so sie
denn mal wieder möglich ist. Bis dahin lohnt es sich aber, sich
der Musik zu widmen. Eine grandiose Mischung aus Indie-Rock
(„Circles become squares“), der gerne auch mal etwas
verhaltener beginnt und sich dann auf grandiose Weise aufbaut und
steigert („Robot Rover“), Jeremy Days-kompatiblem Pop
(„Death Pop“, inklusive psychedelischen Jam-Part und
kreischendem Gitarrenfinale; ja! auch das waren die J-Days
zwischendurch mal!; im sechsminütigen Finale „XY“ wird
das auch gerne mal etwas länger ausgelebt), lockerem
Americana-Rock, der im weiteren Verlauf mal eben kurz ein „Little
Wing“-Fast-Zitat einwirft und weiteren Varianten des Rock bis zum
mitreißenden (Post-)Punk-Intermezzo „All the creatures
great and small“. Und wenn ein Song wie „Hard to
Find“ mal als Reggae beginnt (hatte ich mal erwähnt, dass
ich mit Reggae so mit am wenigsten anfangen kann?), nicht skippen! Auch
dieser Song steigert sich in 7 Minuten bis zum krachenden Rock-Finale.
Ein tolles Album, eine begeisternde Abwechslung – und immer
wieder extrem geniale Gitarren-Parts und –Ideen. Tom, ich
möchte euch live sehen!
Dass der irische Meistergitarrist viel zu früh gestorben ist,
ist unbestritten. Dass er sich in seinen letzten Monaten verstärkt
dem
alten Hardrocksound, bzw. Songs wieder gewidmet hatte, ist belegt. Dass
er zum Zeitpunkt seines Todes im Hotelzimmer vor mittlerweile zehn
Jahren gerade an einem neuen Album arbeitete, war mehr als ein
Gerücht. Entsprechend war es jetzt natürlich umso spannender
zu hören, dass eine neue CD veröffentlicht werden würde.
Aber entgegen möglicher Erwartungen: „How Blue Can You
Get“ ist ein Blues Rock Album klassischer Schule wie er es auch
in den Jahren zuvor produziert hat oder hätte machen können,
Von einem Richtungswechsel also keine Spur. Aber die Songs sind
gelungen. Überraschend ist höchstens das Übergewicht der
langsameren Songs, die, bereichert durch einige fantastische Soli,
ohnehin immer zu seinen Stärken gehörten. Der Opener
„I´m tore down“ rockt kräftig los, das zweite
Stück ist ein Instrumental lässt noch befürchten dass es
sich hier um weitgehend unbearbeitete Aufnahmen handeln könnte,
aber schon mit dem dritten „In my dreams“ wird wieder die
alte Qualität deutlich. Eine Mischung in der goldenen Mitte aus
„Parisienne Walkways“ und „The Loner“.
Lediglich in „Looking at your Picture“ fehlt ein richtiger
Anfang und lässt ein wenig Demo-Charakter aufkommen, ansonsten ist
dies ein komplett fertig gestelltes Album mit den Songs, die er
bestimmt auch gerne noch selbst veröffentlicht hätte. Ob
dieses das Album ist, an dem er gearbeitet hat und ob sich hier noch
ein Wechsel angebahnt hätte, bleibt Spekulation. Das Album ist gut
wie es ist und alle alten Fans werden sich genüsslich die Finger
lecken, beziehungsweise in Corona Zeiten verträumt an den
Mund-Nasen-Schutz tippen.
Meine
Lieben, wir müssen reden! Über diese Band. Nicht nur,
weil alle anderen das auch tun. Sondern, weil sie endlich diese Band
sind, auf die wir lange warten mussten. Sie fühlen sich wie die
Größten, treten auf wie die Retter des Rock und was soll ich
sagen? Es muss ihnen nicht peinlich sein! Wo andere Bands (wie The
Struts), die das Business durchaus verstanden haben und einfach mal auf
dicke Hose machen (und damit sogar noch erfolgreich sind), dabei aber
leider zu wenig musikalisch unterfüttern können, liefern
Greta Van Fleet einfach nur ab. Bereits ihr 2018er Debüt
„Anthem of the Peaceful Army“ entfachte ein mittleres Beben
in der Musikwelt, spätestens ihr neues Album beweist, dass sie
durchaus das Zeug haben, in einer Reihe mit Namen wie Led Zeppelin,
Queen oder Guns n Roses zu stehen. So eigenartig der Gesang von Joshua
Kiszka auf den ersten Blick sein mag, so charismatisch ist seine
Performance. Sein Bruder Jacob lebt sich wiederholt ekstatisch auf der
Gitarre aus – und wenn die Songs die 5-Minutengrenze
überschreiten, dann laufen beide zur Höchstform auf. Das
Grande Finale „The Weight of Dreams“ bringt es sogar auf
knapp 9 Minuten, live gibt es das bereits auf Youtube in einer
15-Minuten Version, bei dem sich die beiden locker gegenseitig die
Bälle zuspielen. Ich mag gar nicht schon wieder davon anfangen,
aber MANN! Leute!! Diese Band will ich live sehen!!! Der dritte Kiszka
im Bunde, Samuel an Bass und Keyboard sorgt mit Daniel Wagner an den
Drums für das genial-fette Fundament. Das Ganze schaffen sie
abwechslungsreich zwischen Rockhit und Ballade, Powerrock und epischem
Retrosound. Es mag sein, dass GVF im Gegensatz zu den anderen
Großen des Rock die Originalität fehlt, wenn sie auf der
Basis dessen, was Led Zeppelin vor 50 Jahren erschaffen haben, ihr
eigenes Ding für die 2020er machen, aber wie sie es im aktuellen
Eclipsed-Interview ganz richtig sagen, wird es Zeit, dass jemand den
Staffelstab aufnimmt und weiterträgt, und sei es als Sprachrohr
für die neue Generation Rock. So kann und wird Rock jedenfalls
weiterleben können – younger than ever. Younger than ever!
Wenn ihr eine Idee von ihren Live-Qualitäten bekommen wollt, empfehle ich
Greta Van Fleet - The Weight of Dreams (Live, 15 min)
oder gleich: Greta Van Fleet - Lover, Leaver (Taker, Believer) (Live in LA / 2018, 26 min :-))
Fünf Jahre hat es gedauert, bis der Cambridge Fünfer ein
neues Album vorlegt – und der Grund ist schnell gefunden: Nachdemsie
mit ihrem zweiten Album „Things will matter“ (sic!) in
eine Liga aufgestiegen waren, die sie ziemlich beschäftigt
hielt, verkündete Sänger David Jakes 2018 seinen Abschied aus
gesundheitlichen Gründen. Glücklicherweise wurde mit Jack
Bennett ein Ersatz gefunden, bei dem man schon sehr genau hinhören
muss, um überhaupt einen Unterschied zu finden. Dieselbe Tonlage,
dieselbe Range, dieselbe Dramatik und hin und wieder kann er auch
genauso rauh in leichte Screamo-Szenarien der Marke frühe Thirty
Seconds To Mars verfallen, mit dem einzigen Unterschied: Man hat den
Eindruck, er singt deutlich entspannter! Womit der einzige
Reibungspunkt des letzten Albums abzuhaken wäre. Und apropos
Thirty Seconds: Eine Referenz, die man bei LTB auch weiterhin neben
Namen wie Kings of Leon, Gaslight Anthem oder The Intersphere und The
Frames gelten lassen kann, wenn es für diese neue Sammlung
meisterlicher Stadionhymnen überhaupt Vergleiche gibt. Denn ein
Gutes hat der Sängerwechsel für die Band: Die Notwendigkeit
zur Veränderung, die ich beim letzten Album (neben den
Erholungspausen für Sänger Jakes) angemahnt hatte, konnte
erstmal verschoben werden. Viel wichtiger war es, mit dem neuen Mann am
Mikro zu zeigen, dass man immer noch die alte Band ist, alle alten
Qualitäten problemlos auffahren kann und auch
(„Post“-)R.O.C.K. mit Hymnenqualität, d.h.
scheppernden Drums, fließendem Bass und schrammelnden Gitarren
immer noch an oberster Stelle steht. Das gesagt, zeigen Stücke wie
das akustische Titelstück oder das flockige „Something I
said“, dass sie auch Variabilität können. Also: Alles
richtig gemacht, Jungs. Willkommen zurück, ich hoffe, so kann es
weitergehen! Ein weiteres Meisterwerk!
Soul?
Rock? Reggae? Mariachi? Dieses Album sprüht vor Energie und
reißt dich mit, auch wenn die eingangs genannten Genres das
vielleicht nicht erwarten lassen. Die Mardi Gras Indianer-Gemeinschaft
Cha Wa schöpft aus der reichen Straßenkultur von New
Orleans, füllt ihren Sound mit Brass-Band-Musik, Jazz und R&B.
Das Ergebnis ist ein Feuerwerk, das man für Rock-Fans vielleicht
am ehesten mit einer souligen Blues(-Rock) Variante eines John Hammond
und dem percussiven Groove des frühen Santana vergleicht.
Die 2018 von Bandleader Joe Gelini gegründete Band wurde bereits
für ihr Debütalbum „Spyboy“ mit einer GRAMMY-
Nominierung für das beste regionale Roots-Album ausgezeichnet. Ihr
Sound reicht auch auf dem neuen Album vom 70s-Funk bis zur relaxten
Coverversion von Bob Dylans „Masters Of War“. Ein
Hörtipp für alle, die gerne auch mal abseits ihrer
eingetretenen Pfade schauen – und hören.
Die Finnen haben seit ihrem Debütalbum eine kleine
Richtungskorrektur vorgenommen. Standen sie mit ihren ersten beiden EPs
und dem Debütalbum
für lupenreinen Retrorock, fett produziert und voller wunderbarer
Songs, weist ihr neues Album deutliche Tendenzen Richtung Progressive
Rock, bzw. Metal auf.
Anstatt den Hörer wie früher mit Dampfwalzen-Retrosoundwalls
zu überfahren, ist dabei fast so etwas wie eine neue Leichtigkeit
eingekehrt. Der kräftige Gesang und das fette Rhythmus-Fundament
sorgen immer noch für Standfestigkeit, aber vertrackte Rhythmen
und verspielte Leads heben das Flair auf eine neue Stufe. So dauert es
im hochspannenden Opener auch eine gefühlte Ewigkeit bis die
Bratzgitarre einsetzt. Das geht im folgenden „Movement”
schon wesentlich schneller, aber der Songs diente auch immerhin als
erste Single und Earcatcher für das Album. Wer allerdings hier
schon genau hinhörte, konnte die Taktspielereien schon erkennen.
Spätestens die zwei Single „Hyperion“ machte mit
seinen 10 ereignisreichen Minuten im weiten Feld zwischen Prog Metal
und RetroRock da schon deutlichere Avancen. In diesem Spannungsfeld
bewegen sich auch die anderen Songs, wobei das ruhigere
„Fugue“ noch eine positive Sonderstellung einnimmt.
Insgesamt eine überraschende wie spannende Entwicklung; leider
muss man gleichzeitig feststellen, dass nicht alle Songs
überzeugen können, weswegen es eine Weile dauert, bis man
sich mit dem Album so richtig anfreunden kann.
Was
geht denn nun ab? Da hat man seit einem Jahr ohnehin schon das
Gefühl, in einer Parallelwelt zu leben, in der man zum Nichtstun
verdammt ist, jede Entwicklung verzögert wird, nichts voran geht
und alles liegen bleibt nach dem Motto „wenn Corona vorbei ist,
werden wir das mal angehen“. Jetzt scheinen auch die Musiker in
Lethargie zu verfallen. Wobei das wahrscheinlich ein Trugschluss ist,
weil die Alben, die jetzt erscheinen, so unglaublich das für
manchen Outsider klingen mag, ohnehin zum größten Teil VOR
Corona geschrieben wurden. Aber nachdem schon das neue Kings of Leon
Album eine relative Enttäuschung war ob seiner Kraftlosigkeit,
legen Selig gleich nach und legen hier das schwächste Werk seit
„Blender“ vor. Und das war 1997 – und kurz vor ihrer
Auflösung. Seit ihrer Rückkehr mit „Und endlich
unendlich“ 2009 schienen sie zu explodieren vor Kraft und
Kreativität, überzeugten mit mittlerweile 4 Alben zwischen
Rock und Pop und Psychedelic und so manchem neuen Songklassiker. Die
sucht man auf dem neuen Album vergebens. Lieblicher Pop und
verschlafene Balladen, sogar der einzige (!) Rocksong
„Selig“ (!) bleibt überraschend unspektakulär.
Zugute halten kann man ihnen ihren Abwechslungsreichtum und den Mut,
auch neue Wege zu gehen und zu experimentieren. Mit Rap (!;
„Alles ist so“), Elektronik („Spacetaxi“) und
Streichern („Postkarte“), aber Großes kommt dabei
leider nicht heraus. Einzig die Texte sind wie gehabt zwischen Weisheit
und Wortwitz und heben die Songs auf ein hörbares Niveau, aber was
stört ist v.a. die Trägheit auf dem Album.
Leute, es wird kein Leben NACH sondern nur ein Leben MIT Corona geben.
Und was mir bei dem Gedanken helfen würde, wäre ein Album
voller Elan und Energie. Das liefern mir Selig leider gerade (auch)
nicht.
Es
gab eine Zeit, da konnte man Sampler füllen mit den Kings of Leon.
Sie galten lange als die Band der Stunde und feierten Riesenerfolge.
Zumindest der Grund für diesen Erfolg scheint ins Stocken zu
geraten, denn seit einiger Zeit lässt ihre Kompositionkunst
deutlich nach. Schon das letzte Album „Walls“ (2016) war
eine relative Enttäuschung und auch auf dem neuen Album sucht man
nach Volltreffern (oder: Hits) vergeblich. Stattdessen scheint eine Art
Altersruhe eingekehrt, die ihn überhaupt nicht gut zu Gesicht
steht. Die Songs sind etwas länger geworden, vor allem aber
langsamer und wursteln sich um eine beliebige Melodie herum, sodass
auch bei mehrmaligem Hören nicht viel hängen bleiben will.
Die erste Single „The Bandit“ ist noch ganz knackig, aber
schon die zweite Single „100,000 People“ lohnt kaum eine
separate Veröffentlichung; groß landen werden sie damit
nirgendwo. So sind auch die Kings of Leon eine der Bands die darauf
hoffen können, dass bald die Konzerte wieder losgehen dürfen,
denn da sind sie immer noch eine Größe und werden die Mengen
mit ihrem bislang Erreichten begeistern können.
Sie sind längst eine echte Archive-Alternative geworden:
Nachdem die Archivare alles andere wollten, als ihren eigenen Sound zu
konservieren
und stattdessen mit ihren letzten Alben immer elektronischer und dabei
zugleich einerseits ruhiger und andererseits poppiger wurden, bot die
Kollaboration von Mike Bird und Dave Pen immer wieder positive
Überraschungen und hin und wieder sogar einen nahezu klassischen
Archive-Sound. Nachdem sie im letzten Jahr mit den 4 Lockdown Session
Alben und v.a. dem „There's Something Wrong With Everything
Live“-Album zudem bewiesen, dass sie eine Live-Band mit
ordentlich Wumms sind, freue ich mich auf neue Birdpen Alben eigentlich
schon mehr als über eine Archive-Ankündigung.
Im ersten Hördurchgang zunächst Ernüchterung:
Während die Vorabsingle „Invisible“ mit seinen
akustischen Elementen und der Steigerung im zweiten Teil viel
versprochen hatte, kann ihr 6. offizielles Studio-Album dann doch nicht
auf Anhieb zünden. Auch hier haben die elektronischen Sounds
deutlich an Gewicht gewonnen und bleiben einige der Songs eher ruhig
und mitunter auch reichlich unspektakulär. Glücklicherweise
lichtet sich der Nebel beim wiederholten Hören ein wenig,
offenbaren mehrere Songs durchaus spannende Entwicklungen und
Steigerungen und spielen gekonnt mit unterschiedlichen Einflüssen
aus Alternative, Indie, Kraut-Einflüssen und elektronischen
Versatzstücken. Ein Übersong ist derweil trotzdem nicht
auszumachen. Das eröffnende Titelstück weist wie das folgende
„Life in Design“ eine interessante Dynamik auf,
„Otherside“ ist mit seiner coolen Hookline nicht
spektakulär, aber eins der besseren und v.a.„Flames“
besitzt in gut 5 Minuten eine gewisse Dramatik und ist mit seinen
Rock-Elementen vielleicht das beste Stück. Den richtigen Wumms
dürfen wir aber wohl erst wieder in der Live-Umsetzung erwarten.
Aber vielleicht ist es Kritik auf hohem Niveau: Würde vorne
Archive drauf stehen, würden die alten Fans niederknien vor
Begeisterung!
First
things first: Steve Lukather scheint da eine sehr extreme Einstellung
zu haben. Was nicht so ganz zu seiner Vielseitigkeit zu passen scheint
und zu seinen über 1000 Einsätzen auf CD
Veröffentlichungen weltweit. Aber für seine
Herzensangelegenheiten geht er einen radikaleren Weg: Rechtzeitig
für sein neues Soloalbum liegt die Band Toto mal wieder auf Eis
oder ist gleich komplett aufgelöst , so genau kann man das gar
nicht sagen. Zu oft gab es da schon eine Um- bzw. Rückkehr. Was
aber jetzt zählt ist sein Soloalbum, und auf dem schafft er es,
seine Stamm- Band einfach zu ersetzen. Zumindest anfangs. Vom
kräftigen Rock-Auftakt mit guter Hookline, the Who-Zitat in der
Mitte und tollem Gitarrensolo am Ende über die erste Single
„Serpent Soul“ bis zum Traffic-Cover und Longtrack
„The Low Spark of High Heeled Boys“ mit extended Jazz Piano
und Gitarrensolo zeigt er, wie sehr der Toto Sound Teil seiner DNA ist.
Wie entspannt er die Sache angegangen ist, beweist er mit Aussagen wie
„Ich hatte noch nie in meinem Leben so viel Spaß. Painless,
fun and easy“ und der Tatsache, dass die Songs live eingespielt
wurden: „no clix, no fix“. Bereits der 2 Take landete auf
der Platte, nur bei den Gitarrenparts gab es ein paar Overdubs und auch
die Texte wurden am selben Tag eingesungen. Neben fünf eigenen
Songs gibt es drei Cover, neben Traffic noch von Joe Walsh und Robin
Trower, Im zweiten Teil des Albums wird es dann doch noch mehr ein
Solo-Album. Das beginnt mit dem Instrumental „Journey
Through“, und auch das Walsh-Cover „Welcome To The
Club“ ist vom Stil her eher Lukather als Toto. Die Grenzen sind
hier allerdings auch fließend. Die Ballade " I Found The Sun
Again" würde ich in dem Zusammenhang als Neutrum bezeichnen
– geht immer, ist in diesem Fall aber auch entbehrlich –
auch wenn es das Titelstück ist und damit wahrscheinlich für
Luke relativ wichtig. Auch "Run to you" i
st
eher harmlos, sowohl für Luke- als auch für
Toto-Verhältnisse. Dafür gibt es zum Abschluss noch einmal
den mächtigen Trower-Achteinhalbminüter "Bridge
of Sighs", auf dem sich der Gitarrist noch einmal austoben darf
und der in der Live-Version sicherlich noch einmal wunderbar weiter
ausgedehnt werden kann.... wenn es so etwas mal wieder geben sollte.
Wem das alles zu Lukather-lastig und zu wenig Toto-like ist, der
ergänzt den Songreigen einfach mit dem zufällig parallel
erschienenen Soloalbum seines Bandkollegen Joseph Williams,
„Denizen Tenant”, der noch eine ganze Spur softer,
Keyboard- und Westcoast-orientierter zu Werke geht. Passt insofern, als
beide Künstler bedeutende Beiträge zum Album des jeweils
anderen geleistet haben. Highlights sind hier u.a. die sehr
Toto-lastigen „Never saw you coming“, „World
Broken“ und „Remember her“, der Gastauftritt von
Williams Tochter Hannah im „Don`t give up“-Cover sowie die
Auftritte der weiteren Gäste, wie u.a. die Toto-Kollegen David
Paich, Simon Phillips, Leland Sklar, Lenny Castro und Nathan East.
Also: Auch wenn Toto mal wieder brach liegen, gibt es jede Menge Toto hier.
Sie
sind ein wenig wie die wunderbaren Sorority Noise, von denen wir seit
2017 auf einen Nachfolger des atemberaubenden „You're Not As ___
As You Think“ warten. Typhoon agieren ähnlich subtil,
Songwriter und Sänger Kyle Morton klingt ähnlich verzweifelt,
gebrochen, melancholisch und wie eine Raubkatze jederzeit zum Ausbruch
bereit. Der erfolgt aber – aus musikalischer Sicht leider –
viel zu selten. Dabei beweist er, dass er etwas zu sagen hat. Wie in
"Empire Builder", als bitterer Lobgesang an eine kaputte Welt das
Herzstück und neben „We´re in it“ mit seiner
rockigen Steigerung auch Highlight des Albums. Mit Bläsern,
Fuzzgitarren und subversivem Americana, während Morton sein
Amerika beschreibt, von Krebs zerfressen und paranoid: „the
apocalypse is coming!". Und passend dazu der Album-Closer
„Welcome to the Endgame", erstmals veröffentlicht letztes
Jahr, kurz vor der US-Präsidentschaftswahl. Ein Liebesbrief an das
geteilte Amerika: "America, I'm inside you / Kicking screaming at your
sinews / It's easy to blame you / But the guilt is as good as mine".
In den meisten Fällen aber bleiben die Songs ganz ruhig,
hüllen dich ein mit einer zerbrechlichen Atmosphäre oder
punkten mit Streichern, hin und wieder deuten sie
Pop-Kompatibilität an („Time, Time“). "Sympathetic
Magic" ist der Nachfolger von "Offerings", das 2018 nicht nur in
Indie-Rock Kreisen hochgehandelt wurde. Mit bis zu 11 Mitgliedern steht
die Band auf der Bühne, war auf Tour mit The Decemberists,
Portugal. The Man und anderen. Mal sehen, wann das wieder möglich
ist….
Dieses Trio aus den Niederlanden wird einigen noch unbekannt sein, auch wenn ihr selbstbetiteltes Debütalbum schon vier Jahre alt ist. Aber das sollte sich ändern, denn das vorliegende Zweitwerk ist ein Album, das viele Fans finden dürfte! Our Oceans bewegen sich zwischen Singer/Songwriter-Einflüsse und modernen, progressiven Rock-Strukturen. Vordergründig ein Rock-Album, fallen erst nach und nach die ruhigen Schwerpunkte immer mehr auf, die dem Album eine sehr ausgewogene Mischung verschaffen. Gepaart mit der Melancholie erinnert das abwechselnd an Dredg, Pain of Salvation, Steven Wilson und Jeff Buckley. Vor allem das Eingängige, gepaart mit dem leicht Vertrackten erinnert an die frühen Dredg, aber Our Oceans sind v.a. in den dramatischen Momenten noch besser! Weitere Einblicke gefällig? Der Opener „ Unravel“ beginnt genial, wird am Ende aber dann gesanglich etwas extrem – was aber eine Ausnahme bleibt auf dem Album. Das folgende „Weeping Lead“ ist einfach cool. „The Heart’s Whisper“ erinnert v.a. in der Intensität und Art zu singen an Jeff Buckley, „Motherly Flame“ ist mit seinen 5:33 Minuten schlichtweg ein Hammer! Auch ein sehr lange sehr ruhiges Stück wie „Passing By“ entwickelt zum Ende plötzlich eine extrem geile Steigerung! „Face Them“ ist ein Gewitter zwischen Rock und Prog,, das knapp 7-minütige „Your Night, My Dawn” zur abwechslung mal ein genialer elektronisch-hypnotischer Longtrack. Dieses Album sollte man gehört haben!
Es dürfte in der Natur eines jeden Künstlers liegen sich
weiterentwickeln zu wollen. Niemand wird gern das gleiche Album zweimal
aufnehmen wollen – und selbst wenn es gelingen sollte, dann haben
sich zumindest die Zeiten, also die äußeren
Rahmenbedingungen geändert. Erfolg ist nicht automatisch
wiederholbar. Mit steigender Popularität hängt auch die
Stellung der eigenen Person zusammen. Je mehr Leute zuhören, desto
größer der Einfluss. In der Mitte der Gesellschaft
gerückt zu sein, verändert das eigene Denken und die eigene
Sichtweise. Und wenn das gesagt Wort plötzlich größeres
Gewicht hat, wird man sich dieses Gehör nicht durch
Nebensächlichkeiten wie musikalische Ausrichtung kaputt machen
wollen. In dem Sinne folgen in dieser Woche2 Alben, die hier gelandet
sind, weil ich hoffnungsvoll drauf gewartet habe, beide aber
letztlich leider nicht die Erwartungen erfüllen können.
Wie lange kann man den schnöden Mammon widerstehen? Wie lange
den lustvollen Augen des Partners nach einem neuen Cayenne? Wie bleibt
man hart bei den süßen Augen der elfjährigen Tochter?
War man nicht eigentlich Musiker geworden um seinen Unterhalt damit zu
verdienen? Alte Ideale, Prinzipien und Ziele ändern sich doch mit
dem Älterwerden – oder auch mit dem gehobenen Lebensstil.
Und wen man kann man mit einer Aussage wie „Waiting on a
War“ alles erreichen, wenn man in der Mitte der Gesellschaft
angekommen ist? Warum auf Radio Tantiemen verzichten, die nach all den
Krisen der Corona Zeit letztlich die einzige Möglichkeit ist, um
noch wirklich Geld zu verdienen? Und warum sollte man verstecken, dass
man Songs schreiben kann, die locker mit dem Esprit eines Lenny Kravitz
mithalten können (1, 2) oder die mal locker wie die Stones klingen
(5). Mit „No son of mine“ versuchen sie, die alten Fans
mitzunehmen und verstehen es auch noch entsprechend zu rocken, aber die
Hookline zündet einfach nicht. Trotz der Gesamtspielzeit von
gerade mal 37 Minuten hätten sie sich vielleicht die letzten zwei
Songs auch einfach schenken sollen, um noch einen Rest Credibility zu
bewahren, anstatt mit einer Ballade (!) plötzlich nach David Bowie
zu klingen oder den anfägnlichen guten Eindruck mit Rock im Disco
Takt im Stile von The Darkness oder The Struts vollends zu
zerstören.
„Shame Shame“ als gekonnte Mischung aus Lenny Kravitz und
den Red Hot Chili Peppers und “Waiting on a War” mit seiner
eingebauten Steigerung sind durchaus Highlights, wie auch der Opener
„Making a Fire“ schon cool ist. Aber die Foo Fighters
standen eigentlich für andere Qualitäten, oder?
Ich erinnere mich daran, als Guns´n´Roses 1993 die
Veröffentlichung von zwei Alben gleichzeitig ankündigten. Was
war das für eine Aufregung und ein Meer an Spekulationen.
Würden auf der einen CD nur die Musik auf der anderen der Gesang
sein, oder die linke und rechte Spur getrennt? Nun letztlich war es
weit weniger spektakulär und viel willkürlicher als erhofft,
wie diese beiden CDs zusammengewürfelt waren. Seitdem gab es viele
Parallelveröffentlichungen von Einzel- oder Mehrfach, 2fach oder
4fach-CDs (Archive, 25) und machten mal mehr (Ayreon, Universal
Migrator), mal weniger (Fish, Yin & Yang) Sinn oder hatten ganz
pragmatische Gründe (Marillion, Marbles).
Dass Transatlantic in dieser Frage mal wieder ganz neue Wege gehen
würde, überrascht nicht wirklich. Fest steht: Zufällig
oder willkürlich ist hier natürlich nichts. Denn die
Parallelen die beide Formate aufweisen sind eher überschaubar
– oder besser gesagt: Völlig unüberschaubar! Denn die
sind weitgehend verschieden.
Das
beginnt schon mit der „Overture“, die in der Single CD
Version gut 5 Minuten, in der Doppel CD Version mehr als 8 Minuten lang
ist. Und auch sonst muss man ganz schön gucken welche Tracks sich
hier überhaupt gleichen. Manche heißen gleich, haben aber
unterschiedliche Längen, manche klingen ähnlich, heißen
aber verschieden und sind unterschiedlich kombiniert, haben
unterschiedliche Sänger – oder sogar Instrumente! Und sogar
die Kurzversion enthält Songs, die so nicht in der Langversion
enthalten sind, wie die Highlights "Reaching For The Sky" und "Take Now
My Soul". Ein Ergebnis des Lockdowns, in dem jeder für sich
weitergearbeitet hat sowie der zwischenzeitlichen Unstimmigkeit, ob ein
Doppelalbum nicht ohnehin zu viel werden würde. Mit dem Ergebnis,
dass dieselbe Story-Idee doppelt aufgenommen und umgesetzt wurde
– in einer 60-Minuten und einer 90-Minuten Version. Wobei die
abgekürzte“ Version sogar andere textliche Schwerpunkte
setzt. Aber das sind alles Nebensächlichkeiten; all das weiter zu
ergründen wird Aufgabe jedes Fans selbst sein. Der geneigte Fan
wird jedenfalls viel Zeit brauchen, um hier die Details zu
ergründen. Aber ganz klar: Es lohnt sich!
Begonnen hat alles in Schweden bei einem Treffen ohne Ideen in der
Hinterhand, bei dem sich wie auch bei früheren Treffen und Alben
der Rest einfach –und wie gewohnt relativ schnell – ergeben
hat. Weshalb auch nicht überraschen dürfte, dass sich auch
musikalisch wenig geändert hat. Supergroups dürfen das.
Konzepte und Veränderungen kann man mit seiner eigenen Band planen
und erarbeiten. Diese vier Jungs kommen zusammen um eine riesige Sause
zu starten, aus dem Vollen zu schöpfen und sich gegenseitig
zuzuschmeißen mit Hooks und Bits`n`Pieces. Und das macht auch den
Fun-Part für die Hörer aus. Wer noch ein wenig unter dem
Einfluss der letzten Neal Morse „Jesus Christ“-CD steht,
dem fällt hier sofort der positive Vibe auf, der optimistische
Flow, der sofort für Begeisterung sorgt. Transatlantic verstehen
es einmal mehr eingängige Hooklines mit verspielten
Instrumentalteilen zu kombinieren, Themen wieder aufzugreifen und zu
variieren und das Gesamtthema auf 14, bzw. 18 Einzeltracks zu
verteilen, die natürlich Vorzugsweise eher im Ganzen zu
konsumieren sind als stückweise. Spannend ist auch die Tatsache,
dass sie mit dem widerholten Pattern „My Heart is like a
Whirlwind“ eine wunderbare Referenz an alte Großtaten
eingebaut haben – und in der Tat sehen die Musiker dieses Album
auch am ehesten mit ihrem 3. Album „The Whirlwind“
vergleichbar.
Ein Album zum Knobeln, zum wieder und wieder hören ohne dass es langweilig wird. Also genau das was wir wollten!
Das Quintett aus Quebec präsentiert sich mit einer sehr modernen Rock Variante, die sowohl komplexere Songstrukturen
erkundet, als auch diverse elektronische Spielereien mit einbaut. Auch
Elemente aus Pop oder Jazz werden angstfrei mit eingeworfen, hin und
wieder darf es dabei auch mal etwas kerniger zugehen, im nächsten
Moment aber auch wieder sehr harmonisch, ruhig und sphärisch
– das wechselt von Song zu Song oder aber auch innerhalb eines
Songs. Entsprechend kann man es Progressive Rock, Prog Metal,
Ambient-Rock oder auch New Artrock nennen, aber man scheut sich bei
dieser Vielfalt, dieser extrem vielfältigen und
eigenständigen Mischung überhaupt einen Stempel
aufzudrücken. Steven Wilson, bzw. Porcupine Tree sind ein
nennbarer Vergleich, die elektronische Seite erinnert auch an Simon
Collins. Riverside, Frost* sind zwei weitere Namen, die man ins Spiel
bringen könnte, v.a. weil auch der Gesang von Étienne Doyon
in einer ähnlich professionellen und Metal-entfernten Weise
überzeugen kann.
Die Band existiert seit 2007, allerdings war sie nach ihrem zweiten
Album „Ascension (2015) v.a. mit Line-up Wechseln
beschäftigt, weshalb es erst 2018 wieder richtig losging.
„The Void“ ist das dritte Album der Kanadier und ich
glaube, es wird Zeit, dass sich dieser Name auch bei uns herumspricht!
Kompliment, meine Herren!
EPs
sind 2020 sehr in Mode gekommen, was nicht unbedingt zu den besten
Ideen gehörte, aber im Musikjahr 2020 war vieles anders – da
ist die EP Veröffentlichungspolitik vielleicht noch eins der
kleineren Übel. Und in diesem Fall ist eine EP vielleicht in der
Tat eine gute Idee. Denn wenn die letzte Veröffentlichung 13 (!)
Jahre zurückliegt, ist es ja sogar in einem weniger schnelllebigen
Genre wie Progrock nicht selbstverständlich, dass man einen Namen
noch auf dem Schirm hat. Die Schweden hatten zwar schon allein aufgrund
ihres eigenen Qualitätsanspruchs eine sehr moderate Dichte von
Neuveröffentlichungen, aber dieses Mal kamen ein paar Faktoren
zusammen. Denn neben dem Umzug von Sänger und Gitarrist Patrik
Lundström war es vor allem das ambitionierte neue Projekt der
Band, ein Konzeptalbum basierend auf der Idee von Bassist Fredrik
Lindqvist zu schreiben. Dass dieses Idee weit aufwändiger war als
alles, was die Band bisher umgesetzt hat, war dem Quartett
ursprünglich gar nicht bewusst. Aber jetzt ist es vollbracht, die
Geschichte ist geschrieben und aufgenommen und wird auf zwei Alben in
der kommenden Zeit veröffentlicht. Als Appetizer gibt es jetzt
vorab schon mal diese EP, die die Bandbreite der Band wunderbar
verdeutlicht. Vom eingängigen Rocksong „Chichikov
Bogd“ über zwei Songs zwischen Folk und Akustik bis zum
progressiven 9-Minüter „The Mice“ erinnert vieles an
den Sound, den man von Ritual kennt und macht wunderbar heiß auf
das, was da noch kommen soll. Freuen wir uns drauf!
Album Nummer drei – und nach acht Jahren gesteht man der Band auch gerne eine Weiterentwicklung zu.
Die besteht in erster Linie im gesanglichen Bereich darin, dass
Frontmann Mario Radetzky sich auf den „cleanen“ Bereich
beschränkt, auf seine in den Screamo überklappenden
aggressiven Parts also komplett verzichtet und auch textlich das
F*-Wort nicht ein einziges Mal benutzt. Womit schon mal zwei Elemente genannt wären,
die beim letzten Album Kaos (2018) für grenzenlose Begeisterung
und Enthusiasmus gesorgt hatten. Spätestens nach Live-Genuss
dieser Band war man unglaublich angefixt von ihrer Energie, ihrer
Spielfreude und ihrem unbändigen Drive, den Gefühlen freien
Lauf zu lassen. Das hat sich aber glücklicherweise nicht
geändert auf „Dark“, nur die musikalischen Mittel sind
eben etwas andere, etwas gemäßigtere. Das muss man nicht
verstehen, ist aber angesichts des größeren Radius, den die
Münchener seit ihrem letzten Album beackern zumindest
nachvollziehbar. Ein „Remix“-Veröffentlichung (als
„Kaox“, mit Unterstützung zahlreicher Freunde und
Kollegen, wie u.a. Sportfreunde Stiller, Bloodhype, Dave Hause oder
Apologies, I have none) sowie ein Live-Album waren nur zwei Ergebnisse
davon. Dabei war die Vorabsingle „Lady Earth“ noch relativ
klassisch und beginnt das Album mit „Murderer“ auch
durchaus Rock-orientiert. Wie es auch im weiteren Verlauf immer wieder
Highlighht-Momente gibt, wie den famosen 3-minütigen
Instrumentalpart in „Darling“, die melancholische
Verzweiflung im Text des Titelstücks und in „Germany,
Germany“ oder die Gänsehautstimmung in „Lovers“.
Technoide Elektronik-Spielereien, Pop-(Drums &)Rhythmen oder Songs
wie die Pop-Stückchen „Seven“ und
„Fireman“ fallen aber dann trotz schöner
Atmosphäre doch etwas ab und erinnern eher an (Aviv Geffens)
Blackfield. Aber so ist das eben mit Weiterentwicklung, Erwachsenwerden
und Popularität. Die Club-Konzert-Highlights wie 2018 im Hamburger
Terrace Hill bleiben fest ins Gedächtnis gebrannt aber doch
unwiederholbar.
Wir
starten das Jahr mit einem (Corona-begünstigtem) Rückblick:
Es war die letzte Tournee mit Piotr GrudziĆski, das Konzert in Tilburg
sogar eins der letzten Konzerte mit dem Gitarristen, der den Kern der
Band so lange komplettiert und den Sound der Band so lange geprägt
hatte, bevor er im Februar 2016 an Herzversagen starb. Einzelne
Ausschnitte des Konzerts ("Hyperactive" und “We Got Used To
Us“) sind auch bei Youtube veröffentlicht, jetzt gibt es die
kompletten 105 Minuten als Doppel-CD und DVD und zeigen eine Band, die
ihren Sound gefunden und perfektioniert hat, die grandios aufeinander
abgestimmt und eingespielt ist und die mit begeisternder Leichtigkeit
zwischen den härteren, aggressiveren Metal-Anleihen der
früheren Tage auf der einen und den melancholisch-gewichtigen
Sounds der weiteren Alben auf der anderen Seite wechselt. Das aktuelle
"Love, Fear and the Time Machine”-Album im Rücken war der
frisch veröffentlichte Beweis, dass die Polen nicht mehr die
jungen Wilden waren, die eine sehr zeitgemäße Art gefunden
hatten, progressive Soundstrukturen mit (Nu)Metal-Elementen zu
verbinden und so eine ungewöhnlich altersübergreifendes
Publikum ansprechen konnte. Die früher eingestreute Melancholie
war zum wesentlichen Bestandteil ihrer Musik geworden und zeigte eine
gereifte Band. Mit vier Songs bildet dieses Album
verständlicherweise den Schwerpunkt und auch
stimmungsmäßiges Grundgerüst, aber es bleibt Raum genug
für neun weitere Klassiker und Highlights aus ihrer Diskographie.
Mit sehr stimmiger Lightshow, teilweise veränderten Intros ("The
Same River") und einer 18-Minuten-Version von "Escalator Shrine" (in
der Studioversion nur gut 12 Minuten lang) beweisen Mariusz Duda und
seine Jungs, dass sie live eine Bank sind. Ein jederzeit
beeindruckendes Konzert und nicht zuletzt durch seinen
Aufnahmezeitpunkt ein würdiger Tribut an Piotr, der hier wie so
oft seine gefühlvollen Soli beisteuert.