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Die magische Zahl 12: Am 12.12.65 geboren hat sich Thomas Ruf vor 12 Jahren der Zwölftakt-Musik verschrieben: "Crossover ist unsere Spezialität!"
Labelportrait Ruf Records (2007)
Thomas Ruf hat den Blues. Nur einen ausgesuchten Teil davon,
aber der ist nicht der schlechteste. Mittlerweile im 13. Jahr tätig, hat sich
sein Label Ruf Records längst etabliert – und das nicht nur in der
Blues/Bluesrock-Szene.
Was verschiedene Gründe hat. Zum Beispiel den, der mit der
Gründung des Labels zu tun hat.
Blues-Ikone Luther Allison konnte Ruf dermaßen inspirieren,
dass er sich Hals über Kopf ins Management Geschäft einließ, Allisons
Ansprechpartner für Europa wurde, und 1994, also fünf Jahre später, schließlich
als Labelbetreiber sein Album "Bad Love" veröffentlichte. Ein Erfolg
versprechender (und bringender) Anfang.
Ein zweiter Grund könnte sein, dass der alleinige
Geschäftsführer und Inhaber des Labels, der schon zu Teenager-Zeiten anfing,
für den heimischen Jugendclub Blues-Konzerte zu veranstalten, ein sehr geübtes
Ohr hat für alles, was mit Blues zu tun hat. Essentieller Grund ist allerdings,
dass er längst nicht jeden hinein lässt in die "Familie Ruf Records".
"Wir haben seit Jahren die Obergrenze von 12 Künstlern, weil wir sehr
intensiv an den Karrieren der Künstler arbeiten, d.h. wir übernehmen die
Promotion, organisieren Tourneen, versuchen auch neue Künstler aufzubauen – und
das mit einem ganzen Team."
Sein Künstlerstamm ist dabei – soweit überhaupt Wechsel
stattfinden (können) – immer eine Mischung aus altbewährten Acts und Newcomern,
also den eigentlich "spannenden Projekten", wie Ruf sie nennt, von
denen er aber aus Kostengründen nie zu viele machen kann. "Manchmal kommen
schon Anfragen, wann wir mal wieder einen neuen Künstler raus bringen, aber das
Geld verdient man mit etablierten Künstlern. Das Käuferverhalten ist da eher
konservativ - Walter Trout, z.B. hat einfach einen festen Fankreis, da wissen
die Leute, was sie bezahlen, anstatt etwas Neues auszuprobieren", so Ruf
mit einer Mischung aus Freude und Verdruss. Ähnlich erfolgreicher Name im Ruf
Repertoire mit mittlerweile ca. 100 Veröffentlichungen ist Luther Allison, der
im August 1997 an Lungenkrebs starb. Am 12. August übrigens, wann sonst, denn
die Zahl 12 scheint bei Thomas Ruf die wiederkehrende Konstante zu sein. Am
12.12.65 geboren, Zwölftakt-Musik, 12 (aktive) Künstler. Und so war es auch
obligatorisch, dass er nach zwölf Jahren Bestehen seine erste Label-Werkschau
veröffentlichte: "12 Years of where Blues crosses over". Denn: "Crossover
ist unsere Spezialität!", stellt Ruf klar, dass auch das, was man
weitläufig unter Blues fasst, weit mehr zu bieten hat. Denn genauso wie
Qualitäten als Songschreiber Voraussetzung dafür ist, bei Ruf Records
unterzukommen ("unsere Alben haben selten mehr als zwei Coversongs; es
wäre relativ sinnlos, eine traditionelle Stilrichtung in ihrer traditionellen
Form immer wieder vorzubeten"), geht es um Innovation: "Für mich sind
die meisten unserer Künstler innovativ, in der Weise, dass sie mit ihrer
Spielweise der Stilrichtung Blues ihren eigenen Stempel aufgedrückt haben, dass
sie die Grenzen dessen, was man als Blues bezeichnet ausweiten, und die Grenze
weiter öffnen. Da geht vieles in den Bereich Rock hinein, aber wie im Falle
Friend ´n´ Fellow auch in Soul-, oder aber auch in Singer/Songwriter-Richtung."
Und so hält Ruf in seinem Bereich seinen guten Namen und
schützende Hand über seine 12 Künstler, die dann auch dafür stehen, was Ruf
Records ist. "Es gibt im Jahr 30-40 Tausend Neuerscheinungen, wer soll da
noch durchblicken? Viele kompensieren die sinkenden Verkaufszahlen mit einem
höheren Output, aber keiner hat mehr Zeit, sich darum intensiv zu kümmern. Wir
haben uns gesagt, dass wir jeder CD die Aufmerksamkeit zukommen lassen, die sie
verdient". Und zwar weltweit, denn Ruf Records ist das einzige europäische
Label im Bereich Blues/Bluesrock, das weltweit seine Produkte selber
vermarktet. "Das hat ein paar Jahre gedauert, aber so langsam baut sich
das auf", so Ruf, der neben vier festen Mitarbeitern in Deutschland und
diversen Partnern weltweit auch zwei Angestellte in den USA-Büros in Minneapolis
und New Jersey hat. Alleiniger Chef des Unternehmens ist jedoch der 41jährige,
wenn auch... "Es wäre vielleicht schön, irgendwann mal einen 2. Kopf zu
haben. Jemanden, der ab und zu mal den ´Bad Cop spielt, der einen Künstler aus
rein kühlen, wirtschaftlichen Überlegungen ablehnt, und reine
Vernunftsentscheidungen trifft… und hinter dem ich mich auch mal verstecken
kann", lacht Thomas Ruf. Und freut sich über seine beiden neuesten Zugänge
in der Famile: Roxanne Potvin (die auch Teil bei der
Blues-Caravan Tour war sowie der kanadische
Ausnahme-Gitarrist Jeff Healey, auf deren Alben wir uns 2007 freuen können.
Ralf Koch