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 Yes: Steve Howe 

Interview 1999

Neun Soloalben hat er in den letzten 25 Jahren veröffentlicht neben unzähligen (naja, fast) mit Yes, Asia, GTR und ABW&H. 1999 scheint ein weiteres großes Jahr für den Gitarrengroßmeister zu werden: kürzlich erschien sein 10. Studioalbum “Portraits of Bob Dylan”, im September das neue Yes-Album “The Ladder”. Zwei gute Gründe für Ralf Koch, sich mit ihm ein bißchen zu unterhalten.

 

 

Warum ein Bob Dylan Tribute Album?

Howe: Nun, er ist einer meiner Lieblings-Songwriter, er hat einige der faszinierendsten Songs geschrieben und ich habe mich oft gefragt, wie es ist, diese Songs zu spielen. Also habe ich mich darüber her gemacht. Und es sollte bei diesem Tribute Album nicht um eine Sammlung der größten Hits gehen, sondern einerseits um eine sehr subjektive Auswahl, andererseits um die Songs, die sich thematisch mit der Komplexität der Liebe beschäftigen. Ich meine, während viele einfach nur Bubble Gum-Lyrics hatten, hat Bob Dylan immer sehr lebensnahe Texte geschrieben. Er ist ein Realist. Und er hat so viele verschiedenartige Songs. Deshalb Bob Dylan.

Möchtest Du selbst etwas durch diese subjektive Auswahl der Songs ausdrücken?

Howe: Ja, ich glaube schon. Ich meine, ich bin sehr glücklich verheiratet, aber in der Liebe gibt es eben nicht nur sonnige Tage. Und die Songs, die ich ausgewählt habe, versuchen das zu vermitteln. Anfangs wollte ich alle Songs selber singen, deshalb mußte ich mich schon damit identifizieren können. Im Laufe der Zeit sprach ich dann mit immer mehr Leute über das Projekt, und ich lud eine Reihe Gastsänger ein, um die Qualität des Albums zu erhöhen, aber die Auswahl ist die gleiche geblieben.

Hast Du Bob Dylan von Deinen Plänen erzählt?

Howe: Ja, denn ohne seine Erlaubnis wäre es nicht so viel Spaß gewesen. Und mit der Erlaubnis kam für mich die Bestätigung, dass er mit mir als Künstler, der so etwas macht, einverstanden ist. Was ich dann aus den Songs gemacht habe, war meine Sache. Und sie schickten mir dann sogar den neuen Song “Well Well Well”, was für mich natürlich eine besondere Ehre war. 

Du hast das Album alleine arrangiert und produziert – hatten die anderen Musiker und Sänger irgendwelchen Input?

Howe: Eigentlich nicht. Es sind schon meine Interpretationen, allerdings hat Dylan, mein Sohn die Songs durch sein Drumspiel schon maßgeblich mitbeeinflusst. Und die Sänger haben natürlich schon durch die persönliche Ausdrucksweise ihren eigenen Stempel aufgedrückt.

Ehrlich gesagt, kenne ich die meisten Songs nicht im Original – inwieweit hast Du Dich am Original orientiert?

Howe: Nun, ich habe durch eine vielfältige Auswahl an Gitarren versucht, Unterschiede zu machen. Die Strukturen der Songs sind größtenteils denen von Bobs Versionen sehr ähnlich, aber ich habe viele instrumentale Zwischenparts geändert. Einige Songs habe ich auch gedehnt, andere verkürzt, einige Songs haben durch härtere Gitarren ein neues Gesicht bekommen.

Hast Du einen Favoriten auf dem Album?

Howe: Ich glaube Max Bacon hat durch seinen Beitrag auf “Going, Going, Gone” diesen Song beonders gut werden lassen, aber einen richtigen Favoriten gibt es nicht.

Wie lange hast Du an dem Album gearbeitet?

Vor vier Jahren habe ich den ersten Song “The Lonesome Death” aufgenommen, aber ich mochte die Version nicht besonders und hab´s wieder sein gelassen. Vor zwei Jahren habe ich die Version dann komplett verändert, und das brachte mich zurück zu dieser Idee. Ich verbrachte dann einige Zeit mit den paar weiteren Aufnahmen, Backing Tracks, Gitarrenbasen und Ideen, bis ich letztes Jahr nach der Yes-Tournee dann endlich wieder dazu gekommen bin.

Du hast mittlwerweile 8 Studio-Solo-Alben veröffentlicht – findest Du die immer noch alle gut, oder gibt es da welche, die Du lieber verheimlichen würdest...

Howe: Nein, überhaupt nicht. Ich höre sie immer mal wieder. Es ist nicht so, dass ich so blind wäre, nicht ihre Schwächen zu erkennen, aber es ist schön ihre Entwicklung mitanzuhören, und es gibt kein Album, auf das ich nicht stolz wäre. Ich spiele auch immer mal wieder Stücke von allen Alben, auch nur so für mich. “Quantum Guitar” war ein großes Instrumentalalbum für mich, aber ich mag auch “Beginnings” oder “The Steve Howe Album” aus dem 70ern immer noch.

Neben den Soloalben hast Du ja auch noch die eine oder andere Platte mit anderen Musikern veröffentlicht...

Howe: Klar, in den 70ern mit Yes, dann zwei mit Asia, danach kam GTR und ABW&H, und seit 1995 bin ich wieder mit Yes zusammen.

Darauf wollte ich hinaus – ich hörte, es steht eine neue Veröffentlichung an!

Howe: Ja, “The Ladder” wird Ende September erscheinen! Eine Wahnsinnsproduktion!

Das heißt?

Howe: Es ist eine Art Wiedergeburt von Yes. Mit Bruce Fairbain, der leider gegen Ende der Aufnahmen gestorben ist, ist es endlich wieder ein richtig gutes Yes-Album geworden. Bruce hat alle letzten Aerosmith-Alben produziert, daneben Bon Jovi, Cranberries usw, und er mochte Yes, und er hat es wirklich verstanden, den Sound zu ordnen und zu klären. Das Album ist wirklich klasse, das Cover ist wieder von Roger Dean, und ich freue mich jetzt schon auf die Tournee Ende des Jahres.

Wiedergeburt klingt ja schon gut, kannst Du noch mehr über die Musik verraten? Ich meine, z.B. die letzten Alben – “Keys to Ascension” und “Open your Eyes” waren ja recht unterschiedlich...

Howe: “Open Your Eyes” war eine Katastrophe. Wir hätten die Platte nicht veröffentlichen sollen! Die Songs waren von Chris Squire und Billy Sherwood, und das ganze Ding war falsch. Ich meine, wenn Du die Yes-Alben ankuckst, findest Du eine Menge Namen hinter den Songs, aber die besten Songs stammen immer noch vom Team Anderson/Howe. “Close to the Edge”, “Roundabout”, “Awaken”, “Topographic”, alle großen Songs.

“The Ladder ist trotzdem anders, weil wir hier sehr viel mehr so geschrieben haben, wie in den frühen Yes-Tagen, bevor Jon und ich ein Songwriterteam wurden. Es ist wirklich ein Band-Album geworden – und großartig! Es ist ein Album, das kein Yes-Fan ignorieren kann und an dem wir hart gearbeitet haben – auch ein großer Verdienst von Bruce Fairbain, er war ein fantastischer Mensch.

Seid ihr Perfektionisten?

Howe: Ja, das denken wir manchmal von uns. Perfektionismus basiert auf Geduld, und die bringe ich, und können Yes einbringen. Perfektionismus muss aber auch seine Grenzen haben, ich meine, wir sind immer noch Menschen, keine Maschinen. Diese Art von Perfektionismus darf nicht das Maß der Dinge sein. Man muss sich gut fühlen, und darf nicht unzufrieden sein mit weniger als dem perfekten.

Ihr geht also im Spätsommer auf Tournee mit dem Album – hast Du auch über eine Solotour nachgedacht?

Noch nicht so richtig. Im Moment ist nicht genug Zeit dafür. Ich bin in der Vergangenheit viel solo getourt, allerdings nicht in Europa. Ich würde schon gerne mal wieder ausserhalb Englands spielen, aber es bietet sich z.Zt. nicht an. Aber die neuen Stücke werden auch später noch zum Repertoire gehören.

Auf der letzten Yes-Tour hast Du immer drei Akustiksongs gespielt – da gab es ja immerhin die Chance, Steve Howe solo zu erleben...

Howe: Ja, aber die nächste Tour wird anders werden. Wir werden das neue Album promoten, und wahrscheinlich weniger Solosachen unterbringen können.

Wer ist in der Band?

Howe: Die selben Leute der letzten Jahre – Jon Anderson, Chris Squire, Alan White, Billy Sherwood, Igor K und ich.

Verkaufszahlen von Yes- und Solo-Alben interessieren Dich die?

Howe: Ja, natürlich. Ich bin der Meinung, dass die Verkaufszahlen ein Indiz für die Qualität eines Albums ist. Natürlich gibt es auch Alben, die aufgrund mangelnder Promotion und Bekanntheit wenige Stückzahlen verkaufen, aber prinzipiell glaube ich, dass es nicht auf Perfektion oder große Namen ankommt, sondern einfach auf die “Größe” eines Albums, auf die Wichtigkeit. Und die war bei Yes meist sehr groß, die Alben haben Bestand. Mit ausnahme der letzten 4 Alben allerdings – “Big Generator”, “Union”, “Talk” und “Open your Eyes”. Diese Alben haben wenig dazu beigetragen, der “Yes-Sache” zu helfen.

Wird sich “The Ladder” verkaufen?

Howe: Ich wäre überrascht, wenn nicht. Es ist klar, trocken und eine runde Sache. Wir haben uns wohlgefühlt bei den Aufnahmen, und ich denke, die Hörer werden das beim Hören auch tun. Es ist nicht das eigenwilligste Album, das wir je gemacht haben, aber wir haben uns definitiv keinen (Radio-)Schemen unterworfen.

Eine letzte Frage, die ich letztes Jahr schon Chris und Billy gestellt habe: wie lange wird es Yes noch geben?

Nun, das erste, was mir dazu einfiel, wäre ´so lange, wie wir miteinander auskommen´. Wir sind ein großartiges Team, daran scheint sich nichts zu ändern. Wir lieben uns. Also müsste es vielleicht eher heißen: ´so lange, wie die Leute uns hören und sehen wollen´.  Es ist beides.  So lange wir zusammenkommen können, und diese gemeinsame Chemie aufbringen, kann es weitergehen.

Also die nächsten 20 Jahre...

Howe: Möglich. Ich meine, wir werden noch andere Sachen neben Yes machen – das könnte gefährlich sein – aber wer weiß?