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Mit ihrem neuem Album
folgen die Briten ihrem Zweijahresrythmus, in dem sie seit 1991 regelmäßig
Alben auf den Markt werfen. Für wen das allerdings nach alter Routine klingt,
der könnte sich irren, denn „Metalhead“ ist weit mehr als eine Fortsetzung des
alten Trotts... – ein Interview mit Sänger Biff Byford.
Byford: Nun,
diesen typischen 80´s-Heavy Metal-Sound hatten wir früher, aber das ist vorbei.
Mittlerweile versuchen wir, einen etwas moderneren Sound hinzubekommen, unsere
Wurzeln etwas loszulassen damit auch die jüngeren Hörer etwas damit anfangen
können.
Beobachtet ihr
andere, jüngere Metal-Bands?
Byford: Ich
meine, wir waren immer eine Metal-Band. Das ist, wofür wir berühmt sind, mit
diesem rauhen, aber melodischen Heavy-Sound mit starken Hooklines, und den
haben wir ja eigentlich auch heute noch. Vielleicht etwas moderner – aber wir
haben ja auch ein neues Line-Up!
Was ist mit Eurem
Gitarristen Graham Oliver passiert?
Byford: Wir haben
ihn rausgeschmissen! Er war ein Psycho – und stand nicht mehr richtig hinter
der Band.
Er war immerhin
Gründungsmitglied!
Byford: Ja, aber
er war ausgebrannt. Ich meine, wenn man als Band bestehen will, mit den ganzen
Tourneen und Komponieren usw., da muss man als große Familie zusammengehören.
Die Chemie muss stimmen, und wenn dann einer über einen langen Zeitraum immer
negativ drauf ist, dann entwickelt sich das wie in einer schlechten Ehe. Und
das kann nicht gutgehen. So einfach ist das. Er meckerte ständig, warum dies
nicht so und das nicht so gemacht wurde, ständig waren andere Schuld daran,
Promoter, Plattenfirmen etc., nie die Band selber. Und er war mehr mit diesen
Gedankenspielen beschäftigt, als mit dem Gitarrespielen. Unser „Running Gag“
war immer: wir schrieben die Alben und er las Magazine. Er hatte bei den
letzten Alben immer weniger Input – und uns gingen die Entschuldigungen aus.
Ihr habt schon
verdammt viele Alben veröffentlicht, seid dazwischen auf Tournee – da hat man
ja auch verdammt viel miteinander zu tun.
Byford: Eben. Ich
meine, in den Neunzigern haben wir nicht mehr ganz so regelmäßig Alben
veröffentlicht, aber wir sehen uns eigentlich ständig. Wir haben ´91 unser
erfolgreichstes Album „Solid Ball of Rock“ veröffentlicht, danach noch vier
weitere auf Virgin, und jetzt unser Debüt auf SPV.
Ihr spielt ja
eigentlich Solo-Gigs. Gibt´s eine Band, mit der Du gerne mal spielen würdest?
Byford: Keine
Ahnung... mit Maiden würde ich gerne mal etwas machen. Ja, dieses „British
Thing“ wäre cool.
Die touren ja nun mit
Megadeth...
Byford: Ja, wir
haben auch mit ihnen gesprochen, aber es hat sich nichts weiteres ergeben.
Würde bestimmt ein
paar Hallen füllen...
Byford: Och,
darum geht´s mir gar nicht so. Für die Zuschauer wäre es aber bestimmt cool.
Mir ist es egal, ob wir im Aladin (Bremen) oder in der Olympiahalle spielen.
Wir lieben das Aladin. Es ist ok. Und wenn mehr Leute uns sehen wollen, spielen
wir in größeren Hallen, wenn nicht, dann nicht. Das ist mir egal. Ich möchte
spielen, es ist die Musik, um die es mir geht, nicht darum, wieviel Geld ich
damit verdiene.
Das war aber nicht
immer so, oder? Ich meine, in den späten Achtzigern habt ihr ja schon versucht,
durch typische US-Hardrock-Elemente den dortigen Markt zu erobern...
Byford: In den
späten Achtzigern, ja. Es war eine Versuchung. Aber wenn ich ehrlich bin, was
uns hauptsächlich interessierte, war Sex. Das erste Mal in Amerika war schon
ziemlich, sagen „verwirrend“. Dieses ganze „Groupie-Ding“, das war neu für uns,
in England gab es das nicht so. Und da wollten wir mehr von – große Partys,
schöne Frauen – Sex´nDrugs´nRock´n´Roll. Musik wurde nebensächlich. Und das
Management jubelte, wir bekamen Airplay, wurden zum großen Ding, und forcierten
das natürlich nur noch weiter. Aber ich glaube, wir wußten selbst nicht, was
wir machten. Wir hatten unsere Wurzeln verraten, haben es aber lange Zeit gar
nicht bemerkt.
Andererseits hat es eigentlich gar nichts gebracht.
Finanziell meine ich. Die Orte, wo wir zu der Zeit groß waren, da sind wir auch
immer noch groß, und waren es schon vorher und v.a. aufgrund der früheren
Alben. Wir haben von „Crusader“ 3 Millionen Alben verkauft, danach ging´s
bergab.
Heute spielen wir auch nichts mehr aus dieser Zeit
von Ralf Koch