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Saga

Interview 2003

Die kanadischen Art-Rocker sind wieder zu einer etwas beständigeren Veröffentlichungsweise zurückgekehrt – sowohl was die Anzahl der Alben in den letzten Jahren als auch was deren Qualität betrifft. Das aktuelle Opus „House of Cards“ schließt nahtlos an das letzte Album „Full Circle“ an und lässt die Fehltritte der Neunziger vergessen.  Und der überraschende Erfolg mit „Full Circle“ ermutigte die Band sogar wieder zu einer Single-Veröffentlichung zu ihrem aktuellen Werk, auch ein Novum für die neuere Geschichte der Band.  Jim Crighton kam zum Interview direkt von den Dreharbeiten zum Video zu dieser Single, weshalb er darüber gleich zu Anfang berichten musste...

 

Video, sag bloß, Ihr versucht´s mal wieder mit einer Single?

Ja, zu „Money Talks“. Ich glaube nicht, dass es in die „MTV-Heavy-Rotation“ kommen wird, aber es war auf jeden Fall eine Menge Spaß. Ich denke, wir werden das Video mit auf die Single pressen als Enhanced Part, dazu dann noch die Full Version und eine „edited version“ zu „Money Talks“. Außerdem hat Michael vor ein paar Wochen „Don´t give up“ von Peter Gabriel mit Alannah Myles aufgenommen, das wird wohl auch darauf landen.

Klingt interessant!

Ja, es wird also eine interessante Single. Sie haben es wirklich sehr gut gemacht.. „Don´t give up“ ist kein sehr leichter Song zu singen...

...ist das so, ich bin kein Sänger!

Nein, als wir Alannah Myles sagten, was sie singen soll, war sie leicht nervös. Sie meinte, Kate Bush´s Part zu übernehmen, heißt sich der Rock-Bibel zu nähern.

Ihr hofft also auf den großen Schlag mit dem neuen Album?

Ach, was heißt schon großer Schlag. Ich denke, es ist auf jeden Fall sehr gut geworden. Es ist eine Art Fortführung des letzten Albums, und das hat ja auch allen gefallen. Also haben wir versucht, keine zu großen Änderungen im Sound vorzunehmen. Wir hatten jede Menge Spaß, ich musste die Jungs am Ende rausschmeißen, sie wollten gar nicht mehr aufhören. Aber ich sagte, wir sind fertig, Ihr müsst jetzt gehen. Der Rest ist mein Part.

Beim letzten Album konnte man lesen, Ihr hättet Eure alte Art zu schreiben wieder entdeckt – das gilt also genauso auch für das neue Album?

Beim letzten Album war es so, dass es uns wirklich egal war, welches Jahr wir schreiben oder was gerade aktuell ist. Wir wollten machen, was Saga machen wollen. Zu spielen, was Saga immer aussagen wollten, und ja, das kann man auch für das neue Album sagen. Ist sowieso einfacher, als sich immer Gedanken machen zu müssen, welche neuen Sounds man mit einfließen lassen könnte. Geht dann offensichtlich eh in die Hose. Beim neuen Album haben wir dafür ein paar mehr akkustische Parts aufgenommen –insofern ist es ein bisschen was neues, aber ich glaube, nicht „störend“.

Nein, ganz und gar nicht. Die Songs zählen zu meinen Favoriten!

Sie sind entstanden aus dem Akkustik-Set, den wir auf den letzten Tourneen mit drin hatten, dadurch sind wir angefangen, das auch mal im Studio auszuprobieren.

Wie wichtig ist Euch, was die Fans über eure Alben sagen – es gab da ja ein paar Alben, die nicht ganz so beliebt...

...oh es gibt ein paar, die sie hassen! „Pleasure & Pain“ ist, glaub ich, das meistgehasste Saga-Album. Ich kann das auch verstehen. Aber wenn man als Band so lange zusammen ist, dann versucht man selbstverständlich auch mal etwas anderes. Man bringt neue Energien in die Band, will die Sache frisch halten. In dem erwähnten Fall ging es um unsere Version eines „Progressive Grunge“ Albums, wir wollten die Sache einfach transparenter machen, weniger Keyboards, mehr Live-Sound. Aber offensichtlich ist es doch immer wieder schön, das zu machen, was man am besten kann. Trotzdem glaube ich, dass es etwas langweilig ist, 16 Teile von „World´s apart“ zu machen.

Nun, das neue Album klingt ja langstreckenweise sehr – um es positiv auszudrücken – Saga-stylish. Man könnte es natürlich auch regressiv nennen... Ist das nicht ein weiteres „World´s apart“?

Klar ist es „retro“. Wir haben so viele e-mails bekommen, z.B. ob es nicht mal wieder ein paar neue Chapters geben würde, also fing ich an, zu überlegen, was die Hauptperson wohl im Jahre 2000 denken und machen würde. Und dabei kamen mir so viele neue Ideen, die will man dann ja auch angemessen umsetzen. Momentan haben wir 13 Chapter, drei weitere sind schon fertig für´s nächste Album, und ich schreibe auch gerade an den Chapters 17-19, ich kann also wirklich noch nicht sagen, wie lange es weiter geht. Das Album-Cover ist eine Szene aus einem Song, der erst auf dem nächsten Album erscheinen wird. Naja, jedenfalls, sobald man anfängt, Chapters zu schreiben, fängt man automatisch an, wieder typische Saga-Alben zu schreiben.

Weil die Chapters musikalisch zusammenpassen sollen?

Ja, es ist das größte Musik-Puzzle, das ich kenne. Im letzten Jahr haben wir gerade angefangen, darüber nachzudenken, was wir einmal daraus machen. Ein „Chapters-Album“, für das man alle noch einmal neu aufnimmt, oder ein Comic – oder beides. Mal sehen. Aber wie gesagt, bevor ich nicht weiß, wie lange es weitergeht, wie soll ich dann sagen, was wir am Ende damit machen? Unsere Kreatur hat offensichtlich noch zu viel zu sagen.

Was für eine Kreatur ist das?

Es ist schwer für mich, darüber zu reden. Wir kriegen eine Menge mails, in denen uns die Leute sagen, wie sie das sehen. Gerade letzte Woche habe ich mit einem gesprochen, der meiner Idee schon sehr nahe kam, so nah wie ich es bisher noch nie erfahren hatte. Aber die beste Geschichten sind immer die, die komplett anders sind, als die, die wir im Kopf haben – und die dann auch noch viel besser sind als unsere... Da gibt es schon so einige unglaubliche Geschichten, die sollten da ein Buch daraus machen.

Ihr seit zu einer recht üppigen Veröffentlichungsdichte zurückgekehrt, entspricht das Eurem momentanen Kreativitätsdrang, oder müsst Ihr Euch dazu zwingen?

Saga-Alben zu machen ist für mich das einfachste was ich tun kann. Ich habe zwei Studios in L.A. und wenn ich sehe, wie sehr sich manche andere Bands zu neuen Alben quälen müssen, dann mache ich lieber ein neues eigenes Album. Wir starten jede Album-Produktion mit mindestens dreißig neuen Songs, es ist also nicht so, dass wir lange herumsitzen müssen bis uns die Köpfe qualmen.

Dabei fällt mir ein, dass Michael Sadler auch schon seit Jahren an einem Solo-Album arbeitet, aber bei der Regelmäßigkeit von Saga wird das ja wohl noch ein paar weitere Jahre dauern...

Es ist lustig, dass Du das erwähnst. Ich weiß nicht, wie weit er mit seinem Material für ein Solo-Album ist, aber wir werden trotzdem noch vor der Tour mit einem anderen Sadler-Solo-Album anfangen. Aber das wird eine andere Geschichte – mit einem etwas anderen „Vibe“. Das wird etwas schneller gehen, wir haben auch schon einen Plattenvertrag dafür, also werden wir es einfach machen.

Und was wird das für ein Album werden?

Ein Cover-Album. Es wird irgendwas in der Richtung von „Songs I wished I had written“ heißen, lauter Balladen, die Du in der Zusammenstellung wohl kaum erwarten würdest. Icehouse hatten mal einen Song „Man of Colours“, ein Wahnsinns-Song, und wenn ich ihn spiele, klingt er, als hätte Michael ihn geschrieben. Und in der Richtung werden auch die anderen Songs sein. Das erwähnte „Don´t give up“ ist eine ähnliche Geschichte, allerdings wieder in einer anderen Aufnahme.

Und das wollt Ihr noch vor der Tour aufnehmen?

Ja, oder auch während der Tour. Und fertigstellen danach dann.

Apropos Tour: Ihr kommt zusammen mit Arena, was ja etwas ungewöhnlich ist, weil Ihr sonst eher mit nationalen Supports spielt.

Die Gigs der letzten Tour waren fast alle ziemlich ausverkauft, also wollten sie die nächstgrößeren Hallen buchen. Und da macht sich ein Special Guest ja immer  ganz gut. Ich wusste gar nicht, dass Arena schon fest stehen, es war auch mal Spock´s Beard im Gespräch....

Wirklich? Spock´s Beard wären aber auch nur bedingt als Vorgruppe empfehlenswert, da sie gerade live so manchem die Show stehlen könnten...

Nichts lieber als das! Ich wünschte wirklich, wir hätten mal ein echte Herausforderung im Vorprogramm, ich kann mich nicht erinnern, jemals eine wirkliche gehabt zu haben. Ein Vorprogramm, das uns nervös macht, das wäre das beste überhaupt! Ich hoffe, Arena können uns da auch ein bisschen fordern!