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Ray Wilson
Es hat einige Zeit
gedauert, bis wir endlich geschafft haben, zueinander zu kommen. Aber das
schmälert natürlich nicht unser Interesse, dem Stiltskin/Cut/Genesis-Sänger ein
paar Töne zu neuen Album „The Next Best Thing“ entlocken zu wollen.
Nach den Akustik-Gigs
im Sommer nun also die „richtige Tour“!
Ja, ich liebe beide Arten auf seine Art, deswegen versuche
ich immer, beides.
Woran lag´s dass wir
es in den letzten Wochen immer wieder nicht geschafft haben, das Interview zu
machen.
Hmm, mehrere Sachen. Ich hatte ein paar familiäre Probleme,
dann renoviere ich gerade unser Haus und außerdem hatte ich ja wieder die
Akustik-Shows in Edinburgh.
Take 1:
Die Tour läuft seit Oktober –
begleitet von einer Aktion mit u.a. Konika und Deutsche Bahn – was steckt
dahinter?
Ich
hatte mal die Idee einer Kampagne nach dem Motto „Have you seen this man“ – mit
einem Poster wie in den Western-Filmen: „Wanted“, etc. Und als ich diese Idee
mal anbrachte, gab es ein paar Interessenten. Das Poster ist jetzt nicht ganz
so geworden, wie ich es mir vorgestellt hatte, aber die Idee dahinter ist
trotzdem gut.
Man soll versuchen,
Dich im Zug zu erwischen, und dann ein Foto einschicken – reist Du immer mit
der Bahn?
Ja, ich liebe es, Zug zu fahren. Man hat viel Zeit, es gibt
keine verstopften Straße, es ist bequem – und gut für die Umwelt (lacht).
Take 2:
Es gibt ein neues
Album von Dir! Dein 2. Solo-Album. „The next best Thing“. Ist
es wie beim letzten Album, als Du mir erzähltest, es sei das beste Album was Du
Dir zu der Zeit vorstellen konntest, machen zu können?
Im Prinzip versucht man das doch immer. Man gibt immer sein
bestes. Und ich denke, das neue Album hat einen anderen Ansatz als „Change“.
Die Songs wurden weniger im Singer/Songwriter-Stil geschrieben, die meisten
Songs wurden eher im Studio geschrieben, als irgendwo alleine mit der Gitarre.
Viele Songs basierten eher auf einer kleinen Idee, an der ich im Studio
herumgebastelt habe. Ich habe verschiedene Dinge ausprobiert, habe irgendwelche
Wortfragmente darüber gesungen, einfach improvisiert. Ein sehr interessanter
Ansatz, den ich in meiner Zeit mit Genesis kennen gelernt habe.
Take 3:
Das überraschendste
am neuen Album war die Vielfalt. Es gibt sehr viele verschiedene und neue Arten
von Songs, Arrangements oder auch Instrumenten.
Das liebe ich! Plattenfirmen möchten Dich am liebsten auf
einen Sound festnageln, um Dich besser verkaufen zu können, aber ich wollte ein
Album mit verschiedenen Seiten. Die härtere Seite mit der Neuaufnahme von
„Inside“, genauso wie die balladeske, melancholische Seite. Denn das ist auch,
wie ich mich live präsentiere. Immerhin gab es ja auch sehr unterschiedliche
Stationen in meiner Karriere. Die härtere, rauhere mit Stiltskin, die
bombastische mit Genesis, die Singer/Songwriter-Ecke als die, aus der ich
ursprünglich komme. Und das kommt alles vor in meinen Shows.
Take 5:
Hat die Neuaufnahme
von „Inside“ kommerzielle Gründe?
Im Prinzip schon. Dieses Album ist das erste, das offiziell
und richtig in UK veröffentlicht wird, das ist also ein netter Aufhänger, und
in Amerika war der Song nie wirklich erfolgreich, fr die ist er also noch quasi
neu. Aber die Version ist auch recht anders ausgefallen, noch rockiger,
moderner. Eher so, wie wir ihn live gespielt haben im letzten Jahr. Zur
gleichen Zeit, als ich mir das vorgenommen hatte, entstand auch „Pumpkinhead“.
Da dachte ich noch, dass das Album insgesamt sehr rockig werden würde. Ein
halbes Jahr später bin ich auf dem anderen Ende der Skala angekommen,
vielleicht weil ich zu lange im Studio herumgehangen habe. Der „Chill“-Effekt
(lacht), keine Ahnung. Wird Zeit, dass wir wieder auf Tournee gehen.
Du hast den größten
Teil des letzten Jahres ´on the road´ verbracht – hast Du erreicht, was Du
wolltest?
Nein, aber langsam komme ich dahin. Gerade in Deutschland
war ich recht erfolgreich, habe eine Menge guter Kontakte gemacht. Das muss ich
in den anderen Ländern erst einmal erreichen. In England, z.B. bin ich längst
nicht so aktiv. Oder auch Italien ist interessant. Ich mag das Publikum da, sie
sind ganz anders als alle anderen. Man bekommt mitten im Song plötzlich
Applaus, sehr nett. Das bringt eine sehr interessante Dynamik in die Shows. Das
macht übrigens touren an sich so interessant. Zu beobachten, wie
unterschiedlich das Publikum ist. Konzerte in Spanien fangen erst um 22 Uhr an,
z.B., und dadurch wird auch die Atmosphäre anders. Und das Reisen ist
interessant.
„The next best thing“
wird NICHT wie sonst üblich in verschiedenen Versionen veröffentlicht. Warum?
Ich mag das nicht. Es ist jedes Mal eine neue Versuchung für
den Fan- und das ist doch gemein, oder? Und außerdem: „Change“ war als ein
ganzes konzipiert – mit 13 Songs, die
mit der Ambience des Intros begannen und der Ambience von „The Last Horizon“ aufhörte. Und wenn man
Repeat drückt, geht es ineinander über. Das war das Konzept, den Rest mag ich
nicht. Klar, die Tour-Edition war insofern gut, als man wirklich value for
money bekommen hat – und weil ich Akustik-Versionen von Songs liebe.
Part 4:
Dein Problem ist ja,
je mehr Alben Du veröffentlichst, desto weniger Zeit bleibt für eine
überraschende Songauswahl – wird es weiterhin Coversongs geben?
Ja, es wird auch weiterhin einen „Genesis-related Block“
geben, wie ich das nenne. Wenn auch anders, als im letzten Jahr natürlich. Aber
von den rund 20-24 Songs eines Full-Band Abends bleiben rund 2 Drittel für mein
Material. Es wird immer wieder nach Coversongs gefragt, und ich denke wir haben
auch schon einige interessante Versionen gebracht. Die Leute fragen immer wieder
nach Songs wie „Ripples“ oder „Lamb lies down“...
... und fest steht ja
auch, dass Du der einzige Genesis-Sänger bist, von dem man überhaupt noch ihre
Songs live bekommt!
Und ich liebe ihre Songs, ich genieße es selbst, diese Songs
zu spielen. Und wenn die Leute mehr Songs erleben wollen, kommen sie zu
mehreren Shows, denn die Setlist ändert sich von Abend zu Abend. Jedenfalls
soweit das möglich ist mit einer kompletten Band.