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Nahrung für den Geist und für die Seele
Das Geschwisterduo Joco lebt von und für Musik
Text 2021
Ein älteres Interview (2015) mit den beiden findet ihr HIER
Wenn Josepha und
Cosima Ende am Freitag, 30. Juli nach Leer kommen, dann kommen sie nach Hause –
zu ihrer Familie, ihren Freunden und, wie Josepha sagt, in „den wunderbaren Ort
zum Auftanken“. Denn selbst wenn die zwei Schwestern aus Moormerland,
Ostfriesland seit ihrem Abitur in verschiedenen Städten gewohnt haben, Hamburg
für sie ein „unglaubliches
Sprungbrett“ war, kommen sie immer wieder gerne zurück. Dann dort „vor
Zuschauern zu spielen, von denen man einen Großteil kennt, ist immer nochmal
aufregender als in einer fremden Stadt,“ so Josepha. Also werden sie im
Zollhaus wieder in viele bekannte Gesichter schauen – und entsprechend
besonders motiviert sein. Abgesehen davon sind sie unglaublich glücklich,
überhaupt wieder auf der Bühne stehen zu dürfen: „Wir haben eine Zeit von über
einem Jahr Auftrittsverbot hinter uns. Das kann einem Musiker wirklich den
Boden unter den Füßen wegreißen.“ Zweifel an der Wahl ihres Berufes sind ihnen
deswegen aber nie gekommen. „Gerade so eine schwere, ungewisse und für viele
sehr einsame Zeit zeigt wieder, wie wichtig Musik ist. Das ist Nahrung für den
Geist und für die Seele. Für uns ist Musik immer eine Hoffnungsträgerin, eine
Begleiterin, eine Impulsgeberin. Als wir im Juni unser erstes Konzert gespielt
haben, war das ein Abend voller Euphorie und Liebe. Nicht nur wir, auch unser
Publikum war scheinbar wie ausgehungert. Der Jubel, die Freudentränen und die
Begeisterung der Zuschauer war überwältigend.“
Seit rund 10
Jahren stellen die beiden unter dem Kürzel Joco ihre eigenen Songs vor. Musik
zwischen Singer/Songwriter und Kammer-Pop, für die es sich lohnt, sich
Zeit zu nehmen um sie zu entdecken. Musik als Ergebnis eines Selbstfindungsprozesses,
dem viele Jahre gemeinsamen Spielens vorangingen. „Zuhause wurde viel musiziert und wir haben viel
Zeit gemeinsam an den Instrumenten verbracht. Das hat unsere heutige
Zusammenarbeit tief geprägt – im Vorschulalter Blockflöte, dann Klavier, Saxophon,
E-Gitarre, Schlagzeug; auch den zweistimmigen Gesang haben wir sehr früh für
uns entdeckt“, schildert Cosima ihre Anfänge. „Das war fesselnd herauszufinden,
welche Töne die zweite Stimme singen muss, damit spannende Klänge entstehen.
Dieses Experimentieren mit den zwei Stimmen machen wir heute noch.“ Auch die
musikalische Sozialisation führte über Stationen von Reggae und Funk über Bigband
bis Rockband, nebenbei wuchs das Schwestern-Duo zusammen. „Bei unserem ersten
bezahlten Konzert in einer Buchhandlung in Moormerland war Josepha 15“, lacht
sie. „Dann wurden es immer mehr Events – und so ist das bis heute immer mehr
gewachsen.“
Eine Formulierung,
die als extreme Untertreibung bezeichnet werden darf. Ihr Debüt nahmen sie in
den Abbey Road Studios auf, sie tourten mit Van Morrison, spielten mit der NDR
Bigband und Konzerte in der Elphi, Paris, Amsterdam, Zürich, Israel oder China.
Dem bislang größten Publikum – rund 4,2 Millionen – stellten sie sich 2016 beim
ESC Vorentscheid, besondere Momente ergeben sich aber auch aus anderen Dingen:
„Das ist schon was ganz Besonderes in der Elbphilharmonie aufzutreten oder im
Abbey Road aufzunehmen auf Klavieren auf denen schon die Beatles spielten. Die
letzten Jahre sind voll solcher Erinnerungen, wofür wir sehr dankbar sind“,
erzählt Josepha mit einem Leuchten in den Augen. „Aber oft sind es auch kleine
Begegnungen die sich einbrennen, denn ein besonderes Publikum haben für uns zum
Beispiel auch Freepsum, Paderborn oder Dresden unvergessen gemacht.“ Womit
einmal mehr deutlich wird, wie wichtig die Live-Begegnungen sind. Bei denen bei
Joco alles live ist. Keine Computer, keine Playbacks. „Alles was bei uns zu
hören ist, erzeugen wir live mit Instrumenten und Stimmen. Uns reizt es, alles
in diesem einen Moment von Hand zu erzeugen. Es fühlt sich einfach echt an und
wir fühlen uns dem Publikum näher“, lässt uns Cosima einmal mehr an ihrer
Euphorie teilheben. Die noch gesteigert wird, weil Joco die letzten 15 Monaten
u.a. mit Songwriting verbracht haben. „Wir werden eine Mischung aus
unseren beiden Alben ‘Horizon’ und ‘Into the Deep’ spielen – und nagelneue
Songs!“ Könnte das Leben einer Musikerin schöner sein? (rk)