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Jimmy Eat World - 2008

Gestartet als Punk/Emo/Rockband 1993, sind Jimmy Eat World über die Jahre musikalisch immer erwachsener geworden und mittlerweile einer der großen Spieler des US-Musikbusiness. Die Zeiten, als das Quartett aus Arizona 1994 ihr Debütalbum selbst finanzierten und an den Mann brachten, als Capitol Records 1995 auf sie aufmerksam wurden und ihre nächsten zwei Alben (zunächst nur in Amerika) veröffentlichten und sie ihr nächstes Werk wieder selbst in die Hand nahmen, scheinen Ewigkeiten her. Aber so schnell kann es im Musikbusiness gehen. Das 2001er, mit Nebenjobs und aus Tournee-Einnahmen finanzierte Album schlug plötzlich ein wie eine Bombe, der Hit „The Middle“ katapultierte die Vier an die Spitze der Charts und auf die Bühnen der Arenen – zumindest in den Staaten. Das aktuelle Album Chase This Light setzt ihren Weg zum eingängigeren Rock fort und präsentiert die Pop-orientierteste Songsammlung der Sympathieträger. Sänger Jim Adkins über Entwicklung, Relationen und Älterwerden.

 

Chase this Light – welches Licht sucht Ihr? Oder habt Ihr es schon gefunden?

Nein. Es ist als Metapher auf Entdecken gemeint, und wir versuchen immer, neue Herausforderungen zu suchen und neue Wege zu gehen.

 

Was Ihr auch mit dem neuen Album getan habt, oder?

Ja, mit Sicherheit. Was man macht, ist immer eine Reflektion auf das, was man zu einer bestimmten Zeit erlebt, hört, sieht etc.

 

Würdest Du mir zustimmen, dass das neue Album deutlich Pop-orientierter ist, als Eure Alben in der Vergangenheit?

Ja, Pop in der Bedeutung von Arrangements, die sich auf Melodien und Hooks konzentrieren. Für uns sind Pop-Strukturen immer eine große Herausforderung, denn wir wollen die Linie zwischen Eingängigkeit und beleidigend billig nie aus den Augen verlieren. Ich denke, wir sind sehr wohl eingängig, aber haben noch etwas mehr Tiefe zu bieten, als Bubble-Gum Pop.

 

Ist diese Linie – oder auch dieses Licht? – die, nach der Ihr immer versucht habt, zu perfektionieren?

Perfektion ist immer relativ und temporär. Es wird immer technische und körperliche Begrenzungen geben, den Sound zu machen, den man im Kopf hört, aber natürlich denkt man immer, dass man die bestmögliche Arbeit abgeliefert hat. Ich meine, welchen Sinn würde es sonst machen, ein Album zu veröffentlichen? Im Musikbusiness gibt es so viele Dinge, die Du nicht unter Kontrolle hast, also ist der Stolz für Deine Arbeit das mindeste was Du für Dich erreichen solltest. Wenn es keinen anderen gibt, der das Album wertschätzt, dann sollte es immerhin für Dich das bestmögliche sein.

 

Also kannst Du sagen, dass jedes Album bislang Euer bestes war?

Definitiv!

 

Ich nenne das neue Album mal eine Mischung aus Pop, Punk und Alternative Rock – irgendwo zwischen Blink 182 und Backstreet Boys…

(Lachen) Nun, wenn Du das denkst.

 

Das Lachen zeigt mir, dass Du dem zweiten Teil nur bedingt zustimmen kannst…

Aus akademischer Sicht respektiere ich, was die Backstreet Boys erreicht haben, aber es bedeutet mir nichts. Es ist schon was, was die Jungs machen. Um so erfolgreich in etwas zu sein, muss man schon gut sein, aber es nicht mein Ding.

 

Du betonst im Presseinfo zum neuen Album, dass Ihr keine Kompromisse eingegangen seid – seid Ihr in der Vergangenheit?

Nein, ich glaube nicht. Der Satz bezieht sich eigentlich auch in erster Linie darauf, dass wir uns in unserem musikalischen Weg nicht haben beirren lassen. Was uns schon sehr wichtig war. Wenn wir sonst ein Album gemacht haben, mussten wir unser ganzes Zeug einpacken, nach Los Angeles fahren und uns auf neue Situationen einlassen. Zu diesem neuen Album haben wir unser eigenes Studio hier in Arizona aufgebaut, konnten arbeiten wann und wie lange wir wollten, konnten machen, was wir wollen.

 

Immerhin habt Ihr mit Butch Vig als Produzenten gearbeitet, seid in der Hinsicht also durchaus den „normalen“ Weg gegangen.

Ja, das stimmt, ganz alleine wollten wir das ja auch gar nicht machen. Aber wir hatten nicht das Gefühl, dass wir jemanden bräuchten, der uns die ganze Zeit über die Schulter kuckt und uns alles vorgibt. Eher jemanden, der uns hin und wieder sagt, ob wir auf dem richtigen Weg sind und uns die richtigen Tipps gibt. Butch Vig kannte uns, wusste was wir wollten und wir haben gemeinsame Freunde. Und da er gerade Vater geworden war, wollte er sich nicht unbedingt in Arizona im Studio einschließen. Er kam zur Vorproduktion, flog zurück nach L.A. und wir tauschten uns immer wieder aus. Es war der beste Weg für uns alle.

 

„Al songs written by JEW“ – das heißt im Einzelnen?

Oft habe ich eine Idee für einen Song, entweder Text oder Melodie, und dann geht das ganze durch den Bandprozess. Und dann kam Butch Vig dazu, …

 

Der Hit „The Middle“ war ein Wendepunkt für Euch in vielerlei Hinsicht – inwieweit hat er Euch verändert?

Nun, zunächst hat dieser Song alles verändert! Bis dahin war die Band Spaß für uns; wenn es nicht klappen sollte, machen wir halt doch irgendwann was anders. Aber dann kam dieser Hit und plötzlich standen wir im Rampenlicht. Plötzlich lief es. Wir konnten uns plötzlich nur noch auf die Musik konzentrieren; plötzlich hatten wir einen Beruf!

 

Der Song hat Euch gezeigt, welchen Erfolg ihr haben könnt, wenn Ihr eingängig seid.

Aber ich glaube nicht, dass er unsere Art verändert hat, Songs zu schreiben. Wir schreiben immer noch lange, langsame Songs und immer noch kurze, schnelle Rocksongs. Wir  sind einfach nur selbstbewusster geworden in dem, was wir machen.

 

Nun, der Anteil an eingängigen Songs hat sich ja schon verschoben.

Wir sind älter geworden. Es wird immer interessanter, Sachen langsamer anzugehen. Ich meine wir waren Teenager, als wir anfingen, da war Punk unser erstes Anliegen.

 

In den Staaten seid Ihr wesentlich erfolgreicher als in Europa – wart Ihr vielleicht noch nicht oft genug hier?

Das ist eine Frage der Definition. Ich meine, wir können nach Europa kommen und eine Tour spielen, das nenne ich durchaus erfolgreich. Wir füllen hier keine Arenen wie in Amerika, aber das ist nicht unser Maßstab. Erfolg für mich heißt, machen zu können, was wir wollen. Aber es stimmt schon, die Februar-Tour ist eine der größeren seit 1999. Damals sind wir 3 Wochen nur durch Deutschland getourt!