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It Bites 2008: John Mitchell

 Ein älteres Interview von 2003 - mit Bob Dalton - gibt es hier

Sie waren groß in den Achtzigern und erreichten einen Kultstatus unter Musikfans, der sich kaum richtig erklären lässt. Denn von ihren drei veröffentlichten Alben (1986-89) hatte eigentlich nur eins das Zeug zum Klassiker. Nachdem sie sich 1990 getrennt hatten, versuchten sie 2003 eine Reunion in Originalbesetzung. Parallel dazu rief Sänger  / Gitarrist / Komponist / Produzent John Mitchell (Arena, The Urbane, Frost u.a.) das Projekt KINO ins Leben rief, was eine dermaßen starke It Bites-Affinität hatte, dass eine Zusammenführung dieser beiden Ideen nur eine Frage der Zeit war. Eine erste Tournee gab es 2006 (mit anschließendem Live-Album, auf dem man sich bereits von der richtigen Wahl überzeugen konnte), danach begannen die Arbeiten am neuen Album. John Mitchell über alte Helden, seinen Einstieg bei den Briten, über Kult und über zukünftige Pläne.

 

Ihr seid mit dem Album immer noch nicht ganz durch – sollte es nicht längst vorliegen?

Längst vielleicht nicht, aber man verrent sich schnell mal mit der Zeit, wenn man so viele andere Dinge – nebenher oder in erster Linie – machen muss. Wir werden das Album morgen mastern lassen, wir sind also im Prinzip heute mit den letzten Details fertig geworden. Das war schon ähnlich beim KINO Album – John (Beck) war mit Alan Parsons unterwegs, Pete mit Marillion, da musste man die Zeit für die Band immer irgendwie dazwischen arrangieren.

Dieses Mal waren es vor allem die Produzentenjobs für andere Bands, die mich aufgehalten haben (Enter Shikari, Funeral For A Friend, etc).

 

Mit Tim Turan (Radiohead, Status Quo, Marilyn Manson, Jimmy Eat World, Isis) habt Ihr für das Mastering richtig professionelle Hilfe – wird das Album durchstarten?

Gute Frage, ich habe keine Ahnung! Bis hierher haben wir alles selbst gemacht, jetzt dachten wir, wir geben das noch einmal ab in andere Hände.

 

It Bites haben vor knapp fünf Jahren schon einmal probiert, zurück zu kommen mit einer Live-CD und DVD, die geplante Reunion mit Sänger Francis Dunnery… was ist passiert?

Francis lebt in Amerika, ist eigentlich mehr an Astrologie als an Musik interessiert, im Prinzip konnte das nichts werden. Sie hatten ein paar Proben, ich weiß, aber wenn man ein wirklich anständiges Album produzieren möchte, muss man schon eine ganze Menge Zeit investieren – und dazu war er gar nicht in der Lage. Letztendlich schrieb er der Band eine E-Mail, dass er kein Interesse an der Reunion mehr hätte – und so kamen sie auf mich.

 

Du hast ihn nie getroffen?

Doch, ich hab ihn ein paar Mal getroffen – er war ja mein Teenie-Idol! – aber um ehrlich zu sein, sind wir nicht auf eine Gesprächebene gekommen. Was interessant ist, ist die Tatsache, dass es nie zu großen Schlammschlachten innerhalb der Band gekommen ist – auch wenn es nicht immer nur Liebe war. Aber die haben alles intern geregelt, nie in der Öffentlichkeit.

 

Du bist über KINO zu It Bites gekommen, oder?

Ja, ich wollte schon immer ein Album mit John Beck machen. Und dann kam Chris Maitland (Porcupine Tree) dazu, der auf dem Album gespielt hat, dann aber nicht für die Tour zur Verfügung stand, weswegen John seinen alten Kollegen Bob Dalton vorschlug. Bob beherrscht vielleicht nicht die technischen Finessen wir Chris, aber er macht das mit Zuverlässigkeit wett. Und schließlich endeten wir damit, neben dem KINO-Album nicht nur Marillion-Songs zu spielen sondern auch It Bites-Material – „Plastic Dreamer“, Kiss Like Judas“ – und das kam bestens an. Und das war offensichtlich die Basis für ihre Entscheidung, dass ich den neuen Frontmann Job übernehmen könnte… ich kann mich eigentlich gar nicht erinnern, jemals gefragt worden zu sein, fällt mir gerade auf…. Ich hab nichts unterschrieben oder so!

 

Nun, zumindest kannst Du Dir sicher sein, dass – wie die Erfahrung zeigt – niemand schlecht über Dich reden wird, wenn es nicht klappt.

Das stimmt wohl – und ich bin auch niemand, der in der Öffentlichkeit dreckige Wäsche wäscht. Aber wir sind schon in einer interessanten Situation, weil wir absolut nicht wissen, wie viele an dieser Reunion Interesse haben. Ich meine, der Extremfall wäre, dass niemand dieses Album kauft – dann wäre es wohl auch schwierig, mit der band fortzufahren, aber ansonsten sehe ich keine Grund, warum dieses Album nicht der Beginn einer zweiten Karriere sein sollte.

 

Während man einerseits ulken könnte, dass KINO ja nichts anderes war, als Deine Bewerbung für diesen Job, war ja andererseits ursprünglich so, dass Du gar nicht der KINO-Frontmann werden solltest, sondern Ray Wilson!

Ja, InsideOut hatten die Idee für dieses Album, für das sie mir im Prinzip alle Freiheiten lassen wollten und mich fragten, mit wem ich gerne arbeiten würde. Und dann schlug ich John Beck vor – und der war schon mal interessiert – Pete Trewawas wollte auch gerne dabei sein – in erster Linie wegen John Beck auch, und Chris als Drummer war eben auch erste Wahl. Und dann traf ich mich mit Ray Wilson ein paar Male, und es war wirklich nett, aber im Endeffekt entschied er sich, doch lieber Solo zu arbeiten, als schon wieder eine Band zu starten. Also endete ich damit, der Sänger zu werden – und nun bin ich in It Bites.

 

Und nicht nur ihr Sänger, sondern auch ihr Songwriter… war Francis auch der Songswriter früher?

Nein, das Album ist ähnlich entstanden wie die früheren Alben, nämlich in Zusammenarbeit mit John Beck. John ist sehr gut im Ausarbeiten und Arrangieren von Ideen – und früher kamen die von Francis, jetzt eben von mir. Wenn John und ich in einem Raum sind, kann es dabei ganz schnell gehen – ich spiele ihm eine Idee auf der Gitarre vor, und er baut darauf auf, erfindet ein paar Parts hier und da dazu, wirft den Ball zurück – und so haben wir auch schon am KINO Album geschrieben.

 

Und Du sagst, das neue Album ist also ähnlich wie die klassischen It Bites – und wo ist der Unterschied zum KINO Album?

Nun, ich war immer ein großer It Bites Fan und auf dem KINO Album haben wir einfach gemacht, wozu wir Lust hatten. Ich weiß nicht, ob es einen typischen KINO Sound gab, es ist ohnehin schwierig, den an nur einem Album festzumachen, aber It Bites hatten sicherlich einen sehr eigenen Sound, und der hat mich inspiriert, seit ich ein Kind bin – und den haben wir auch auf dem neuen Album wieder versucht zu treffen.

 

It Bites hatten bestimmt einen eigenen Sound, aber ich bin mir nicht mal ganz sicher, ob sie den auf so vielen Songs, geschweige denn Alben getroffen haben. Nur „Once around the World“ war doch klassisch It Bites, oder?

Ich weiß, am Anfang hatten sie ihren Sound vielleicht noch nicht so ganz getroffen und mit dem dritten Album hat ihnen plötzlich jemand eingeredet, sie könnten Bon Jovi sein und viele Platten im Amerika verkaufen. Oder wie es eine Review mal auf den Punkt brachte: Wie Duran Duran, aber sie können spielen! Ich glaube Brian Lane hat Francis da einen Floh ins Ohr gesetzt – und wie wir alle wissen, hat’s nichts gebracht. Ja, „Once around the World“ war wohl am meisten der klassische It Bites Sound.

Und sogar da waren sie weniger progressiv als der allgemeine Kult um sie herum ihnen zuspricht – siehe das Duran Zitat – It Bites waren eigentlich eine Popband mit komplexen Songstrukturen.

Ja, ich weiß, da ist ein Mysterium um sie herum aufgebaut worden, das sie zu ProgRock-Legenden hat werden lassen, ohne jemals progressiv gewesen zu sein – von einem Song mal abgesehen. Ihre Arrangements waren immer gut – und das ist etwas, was so vielen so genannten „Prog-Bands“ heute am meisten fehlt. Nein, ich mochte immer vor allem ihre Pop-Affinität. Sie waren auch nie zu hart - ich hab auch nichts über für Prog-Metal übrigens.

 

Das trifft sich sehr gut – und klingt sehr verheißungsvoll für das neue Album… denn so müsste das neue Album ja der Hammer sein!

Ich glaube schon, dass uns gelungen ist, die klassischen Zutaten in gute Songs einzuarbeiten. Ich meine, dieses Album würde keinen Sinn machen, wenn John und ich nicht wirklich alle Zeit genutzt hätten, die nötig war, um dieses Album so werden zu lassen. Wir hätten locker ein Jahr früher fertig sein können, aber dann wäre es nicht dieses Album geworden. Und wie John sagt, es ist der definitive Tribut an alle drei früheren Alben – und dabei mindestens so stark.

 

Ja, ich hörte von 40 Songs, die ihr insgesamt geschrieben habt…

Ja, wir hatten so viel Material – und so viele Songs, die wir nicht benutzt haben. Es war sehr schwer, sich auf die elf Songs für das Album festzulegen – und schon so ist es mit über einer Stunde Spielzeit das längste It Bites Album. Wir hatten ewige Diskussionen, welchen Song wir jetzt nicht mit drauf nehmen, ob wie z.B. die Songs, die wir schon live gespielt hatten im letzten Jahr, mit drauf nehmen sollten, oder nicht… aber besser so, als andersherum.

 

Also nach welchen Gesichtspunkten Seid Ihr vorgegangen?

Ich weiß es nicht. Jedes Mal, wenn wir einen Song hatten, sagten wir, ja – da ist ein weiterer. Viele Songs hatten das einfach nicht – und sie werden wahrscheinlich auch irgendwo in der Schublade und auf Nimmerwiedersehen verschwinden.

 

Und ihr habt als Band demokratisch abgestimmt?

Nein, John und ich haben bestimmt. Wir haben die Songs geschrieben, wir durften auch entscheiden (lacht).

 

Was denken die anderen über das Album – auch im Vergleich zu den früheren, bzw. wie sehen die die früheren Alben überhaupt aus heutiger Sicht?

Wir haben noch nicht drüber gesprochen. Ich meine, es ist eine neue Band. Ich weiß, dass sie das erste Album mögen, wenn es auch noch nicht ganz ausgereift genug war und ich weiß auch, dass John vom dritten Album nicht einmal die Hälfte mag – ganz eifach, weil es überstürzt war.

 

Was habt Ihr nun mit dem Album vor? Wird das Album nach der Veröffentlichung bei einem Label landen?

Nein, wir haben unser eigenes Label gegründet. Platten zu machen kostet eine Menge Geld heutzutage und ich denke nicht, dass wir ein Label brauchen. Zunächst gibt es das Album nur übers Internet (www.itbites.com) und bei Konzerten, und im September wird das Album über plastichead auch in die normalen Läden kommen. Auf diese Weise brauchen wir keine Maschinerie zu unterstützen.

 

Und wann kommt die Tour?

Ist in Planung! Zunächst wird es am 19. Juli die Live-Präsentation des Album beim Night of the Prog-Festival auf der Loreley geben, und im Herbst gehen wir dann auf Tournee und da setzt sich das Ganze für Europa erst noch zusammen.

 

Ok, abschließende Frage: Ist Dein Einstieg bei It Bites das Ende für KINO?

Nicht unbedingt. Aber wenn es da noch einmal etwas geben sollte, dann müsste das mindestens so gut vorbereitet sein, wie dieses Album – und besser als das erste. Doch, ich denke schon, dass es einen Nachfolger für „Picture“ geben wird.