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Für nur gerade drei
Daten war er Mitte Oktober 2004 in Deutschland, drei Konzerte in intimer Atmosphäre,
solo am Piano – „back to the roots“ sozusagen. Der Mann, der Mitte der
Achtziger mit dem Welthit „The Way it is“ seine Karriere sehr steil begann, ist
längst im Reinen mit sich selbst, hat sich längst den Teil der Musikszene für
sich erarbeitet, in der er sich wohl fühlt. Um so überraschender, dass sein
neuestes Werk, „Halcyon Days“ so Pop-orientiert geworden ist, und mit
Unterstützung namhafter Gäste wie Sting, Eric Clapton und Elton John mal wieder
ein richtiger, kommerzieller Hit werden könnte.
Wie kommt es, dass
Ihr nur so kurz in Deutschland seid?
Ja, es sind nur zweieinhalb Woche in Europa dieses Mal, nur die wichtigsten Länder. Es gibt so viele Konzertanfragen in den Staaten, da war es schwer genug, diesen Abstecher einzuplanen. Zumal ich in den letzten Jahren eh meist drauf gezahlt habe, wenn ich die ganze Band mit nach Europa gebracht habe. Und ich liebe diese Shows, sie sind sehr intim, man kann die Texten und das Pianospiel sehr genau verfolgen, und es entsteht eine sehr gute Verbindung mit dem Publikum.
Da ich gerade letztes Wochenende Vater von Zwillingen geworden bin, las ich mit Interesse, dass Du auch Zwillingssöhne hast!
Ja, sie sind Zwölf, und das beste, was mir je passiert ist. Viele Texte auf dem neuen Album haben mit ihnen zu tun – mit meinem Sohn in der Schule, mit kindlichen Problemen mit Selbstbewusstsein und alle möglichen Problemen ernster und eher spaßiger Natur.
Und denen stehen die „Halcyon Days“, die ´ganz großen, glücklichen Tage´ noch bevor?
Ich hoffe es. Der Titel des Albums bezieht sich aber eher auf meine eigene fantastische Zeit, und außerdem ist das Titelstück ein Liebeslied an meine Frau – gute Gründe, das Album so zu nennen (lacht).
Mein erster Eindruck vom Album war ´hey, das klingt wie eine Rückkehr zum Pop´. Siehst Du das auch so?
Verglichen mit meinem letzten Album – oder auch meinen vorherigen, eher experimentellen, jazzigen Alben, ja, das stimmt wohl. Das Album ist weniger improvisiert, mehr songorientiert – nicht dass die Songs auf den jazzigeren Alben nicht genauso wichtig waren, aber die Richtung hier ist deutlich Pop-orientierter, ja.
War das ein bewusster
Schritt?
Eher ein bewusster Schritt zurück zum Piano als tragendes Instrument, ich hatte zuletzt immer weniger darauf aufgebaut. Aber ich hatte Lust auf diesen Sound, und im Endeffekt ist das auch, wofür ich bekannt bin und wo ich am besten bin.
Gleichzeitig fand ich
einige der Songs recht melancholisch...
Es gibt diese Seite, das stimmt, aber es gibt auch einige sehr lustige und groovige Songs. Es hält sich die Waage, denke ich. Und mit dem instrumentalen, fast klassischen „Song F“ gibt es ja auch eine ganz neue Seite an mir.
Ein toller Song! Wäre
das etwas, was Du Dir in Zukunft öfter vorstellen könntest?
Ja, der Chef von Sony Classical hat bereits so etwas vorgeschlagen – nur Piano und Streicher, ich würde das sehr, sehr gerne machen.
Du hattest bereits angesprochen, dass einige der Texte sehr fröhlicher Natur sind – wie wichtig sind Dir die Texte?
Sehr wichtig! Im Gegensatz zu vielen anderen Musikern schreibe ich auch erst die Texte – oder zumindest ein Grundthema eines Songs. Ich bin auch nicht so der Larifari-Textschreiber, ich versuche, ein Thema mit mehr Tiefe anzugehen.
Aber Du würdest nicht
politisch werden wollen?
Nicht so sehr. Ich habe das gemacht in meiner Vergangenheit, aber in den letzten Jahren war mir eher nicht danach. Aber auch da kommt es sehr darauf an, was mich inspiriert. Mal sehen, wenn Bush noch ein weiteres Mal die Wahl gewinnt, vielleicht inspiriert mich das ja genügend, um wieder politisch aktiv zu werden (lacht).
Welche Rolle spielen
die prominenten Gäste auf dem Album?
Sie sind die perfekte Gewürzbeilage. Sie bringen ein paar herrliche Farbtupfer in die Songs. Ich liebe Elton Johns Gesang, und Eric Claptons drei Gitarrensoli sind natürlich perfekt. Weißt Du, sie sind alle Freunde von mir, und sie hatten immer wieder gesagt, wie sehr sie Fan meiner Arbeit wären. Also dachte ich mir, ich rufe sie einfach mal an, um zu sehen, ob sie meinen, was sie sagen. Natürlich macht es sehr viel Spaß, in der Situation zu sein, sie für mein Album zu gewinnen. Ich meine, ich hatte schon immer große Gäste auf meinen Alben, aber sie waren meist eher auf der instrumentalen Seite.
Du hast selbst auf unzähligen Alben als Gastmusiker gespielt – wonach wählst Du solche Kollaboration aus?
In letzter Zeit lehne ich sie meist ab. Ich habe im letzten Jahr nur auf einem Album gespielt, Chuck Berrys alten Pianisten, Johnny Johnson. Ganz einfach, weil ich zu viele Anfragen bekommen habe. Und dafür fehlte mir die Zeit. Und im rückblickend waren viele der Anfragen auch einfach zu uninspirierend. Auch wenn sie von großen Musikern kamen, sie waren zu Pop-lastig. Sie wollten meine Popseite haben und würden mich nicht spielen lassen, was ich wollte. Ich habe auf so vielen Alben gespielt, und es war einige Zeit sehr inspirierend für mich, einen Einblick in ihre Arbeit zu bekommen. Aber ich wurde müde, da aufzutauchen, und einen Part einzuspielen, den auch jeder gute Klavierschüler hätte spielen können.
Was ist Dein Antrieb in der Musik – gerade wenn man sieht, durch welche Veränderungen Du über die Jahre gegangen bist.
Es geht immer wieder darum, inspiriert zu werden. Ich suche immer nach guter Musik, suche nach Herausforderungen. Ich habe in letzter Zeit viel deutsche Zwölftonmusik gehört – genauso wie auch Country – wie Du also siehst, habe ich ein sehr großes Spektrum. Und vielleicht wird das mein nächstes Album – ein Zwölfton-Countryalbum. Just kidding!!!
Das wäre zumindest eine Herausforderung!... Was ist Dein Lieblingspart am Musikerleben?
Zwei Sachen. Die größte Befriedigung ist für mich, einen Song geschrieben zu haben, der wirklich gut ist. Oder auch, die Befriedigung, mir einen schweren Song erarbeitet zu haben - Klassik oder Jazz. Aber das schönste von allem ist das Live-Spielen. Es ist sehr spontan, sehr locker, wir wissen nie, was wir spielen. Wir haben schon seit 13 Jahren keine Playlists mehr.
Wirklich? Wow, Deine wiederholte Aufforderung nach Wunschtiteln ist also echt! Andererseits habe ich gelesen, dass Du nicht wirklich darauf stehst, die Hits zu spielen.
Das kann man nicht so sagen, ich liebe meine Hits. Aber meine Shows sind keine Nostalgie-Abende. Ich habe keine Lust, die lebendige Jukebox für das Leben der Zuschauer zu sein. Ich bin auf der Bühne, um kreativ zu sein, um ein musikalisches Statement abzugeben. Ich spiele jeden Abend Hits, aber immer wieder verschiedene.
Andererseits hatte ich mich gefragt, was ein Bruce Hornsby Konzert ohne „The Way it is“ wäre...
Oh, davon gab es einige. Weniger hier in Europa, als in Amerika. Und es ist ok. Denn ich bin kein „One-Hit-Wonder“.
Allerdings war dieser Song wirklich magisch...
Ach, wir haben einige davon. Wenn Du ein Tape einer meiner Shows in Amerika hören würdest, Du würdest den Song nicht vermissen. Diese Shows sind wirklich lebendig. Das Publikum steht so sehr hinter dem, was wir machen, auch ohne jegliche Hits, dass es wirklich nicht nötig scheint, Hits zu spielen. Da scheint es fast eine Zeitverschwendung. Aber wie gesagt, hier in Europa ist das etwas anders.
„Tape“ ist ein gutes Stichwort: Du erlaubst, dass die Zuschaue Deine Shows mitschneiden. Es gibt eine riesige Tauschbörse im Internet!
Ja, ich habe einige Zeit in Grateful Dead gespielt, die erlauben das schon immer, und das hat mich inspiriert. Sie waren es auch, die mich Playlists haben verbannen lassen. Ihre Shows waren wirklich inspirierend. Es gibt einige richtig schlechte Tapes von mir – aber das ist ok, weil es auch sehr gute gibt. Wir verhandeln gerade über die Möglichkeit, selber ein paar mitgeschnittene Shows zu vermarkten, aber das ist rechtlich gar nicht so einfach, wie man denken sollte.
Wenn Du auf Deine
Karriere zurückblickst – ist alles optimal gelaufen?
Optimal läuft gar nichts. Auf allen Alben gibt es Songs, die ich im Nachhinein anders machen würde. Es passiert so oft, das man einen Song schreibt, ein Album veröffentlicht, und hinterher erkennt man plötzlich, wie man den Song am besten gespielt hätte.
Das sind Kleinigkeiten, die man live wett machen kann. Aber ich meine grundsätzliche Dinge und Entscheidungen?
Nein nicht wirklich. Auch wenn viele Leute meinen, dass meine Karriere sehr seltsam verlaufen ist – erst diese Hits geschrieben zu haben, und danach bei Grateful Dead gespielt zu haben und Jazz-Platten zu veröffentlichen. Aber das alles waren für mich nur Stationen, die mir verholfen haben, der Musiker zu werden, der ich jetzt bin. Es war eine sehr gute Schule, da bin ich mir sicher. Wie gesagt, ich suche immer nach neuen Herausforderungen.
Jeder Musiker sagt, es spiele keine Rolle, ob man vor 5000 oder 500 Zuschauern spielt – aber ist ersteres nicht wesentlich befriedigender?
Nein! Wenn ich in zu großen Hallen spiele, kann ich gar nicht so spielen, wie ich möchte. Die Halle ist zu groß, das hat nichts mehr mit Musik, sondern nur noch mit der Show zu tun. Der Sound ist in der Regel schlechter, und man muss nur noch in großen Posen handeln – und das beschneidet Dich nur in Deiner Dynamik und in der Möglichkeit, mit dem Publikum zu kommunizieren. Wie willst Du leise, intensive Parts ausdehnen, ohne das Publikum zu verlieren? Und in einem kleinen Club ist das der beste Teil!