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Helge Schneider
Helge Schneider lässt kein Genre aus. Nicht nur, dass er
nach seinen Comedy-Kult-Shows auch das Film-Business in Angriff nahm. Und dort
durch so professionellen Dilettantismus glänzte, dass es (in den meisten
Fällen) einfach gut sein musste. Auch Bücher hat er geschrieben. Und mit seinem
neuen Album “Eiersalat in Rock” widmet er sich mit seiner neuen Band, den “Fire
Fuckers”, nun auch dem großen Pop und Rock. Natürlich hatte er schon diverse
musikalische Ausflüge auch auf seinen bisherigen CDs und Tourneen, nur
beschränkte sich das meist auf mehr oder weniger beswingte (und “bejazzte”)
Mitläufer, mal mehr, mal weniger veralbert.
Das neue Album soll wohl endgültig klarstellen, dass Helge
Schneider ein “ernstzunehmender” Musiker ist (räusper...). Hits wie “A whiter
shade of pale”, “Ebony & Ivory” oder “Nights in white satin” werden in
“leicht” veränderten Versionen wiedergegeben. Versionen, denen Helge eben
seinen eigenen Stempel – und auch sein nicht ganz abiturreifes Englisch –
aufdrückt. Zeit für Diabolo-Mitarbeiter Ralf Koch, ein Treffen mit dem
Allroundtalent zu arrangieren – wenn allerdings auch das nicht ganz so einfach
war...
Du scheinst ein viel gefragter Künstler zu sein – war das
schon immer so?
Ja, ist schon lange so. Und jetzt vor allem, wo Europawahl
ist und der Krieg im Kosovo zuende...
Ach – da gibt´s auch eine direkte Beziehung?
Nee, eigentlich nicht, aber an irgendetwas muß das ja liegen
Könnte ja an deiner letzten CD-Produktion liegen. Was
kannst Du zur neuen Platte sagen?
Was soll ich dazu sagen? Das sind Tonbandaufnahmen einer –
hast Du sie gehört?
ja, habe ich
Dann brauche ich doch nichts mehr dazu zu sagen.
Ich habe sie gehört, aber vielleicht die Leser nicht...
Dann beschreib Du doch, ist doch dein Job.
Na gut, ich wollte Dir ja lediglich die Chance geben. Ok,
fangen wir von vorne an: Siehst Du dich als Komiker oder als Musiker – oder
wolltest Du diese Frage mit dem neuen Album endgültig verhindert wissen?
Verhindert wissen ist gut. Nächste Frage. Nee, sagen wir mal
so: Ich war ja schon immer Musiker, ich habe nur versucht, meine Musik mit der
Comedy an den Mann oder die Frau zu bringen. Ich lache ja selber gerne.
Und jetzt mache ich etwas lautere Musik. Damit man das
Lachen nicht mehr so hört.
Aber ganz im Ernst – wir haben uns einfach ein paar
Klassiker vorgenommen, und wollten die mal ein bisschen aufmischen. “Still got
the Blues”, z.B. war ja eigentlich immer ein ganz nettes Stück, aber ich habe
das immer in die Rubrik “Armani-Rock” gestellt – das war einfach zu clean. Oder
“Hey Joe”, das war irgendwie nicht flott genug. Die Stücke sind also nicht
gecovert, die sind sozusagen nachbearbeitet.
Spielst Du diese Stücke dann auch live?
Ja, teilweise. Manche hab ich auch schon wieder abgelegt.
Ich sag mal, das war jetzt eigentlich so ´ne Abrechnung, aber eigentlich bringt
es mir mehr, kreativ zu sein. Und mit den enthaltenen Songs ist das Thema auch
insofern abgeschlossen, als man wohl 10 Stücke “nachbearbeiten” kann, aber
nicht beliebig viele weitere, dann wiederholt sich der Spaßfaktor auch.
Für die Tour habe ich schon ein paar neue Stücke
geschrieben, und auch die nächste Platte wird wohl wieder nur aus
Eigenkompositionen bestehen. Unser Statement zum “Classic Rock” haben wir ja
nun abgegeben. Obwohl ich durchaus sagen kann, dass ich mich mit den nun enthaltenen
Stücken identifizieren kann. Das sind Songs, die mich – und wahrscheinlich
viele andere – begleitet haben.
Du hast also sozusagen deine Jugend aufgearbeitet.
Ja, aber ich habe meine Musik immer eher durch Zufall
bekommen. Ich hatte kein Geld, um mir Platten zu kaufen, also habe ich mir
welche auf dem Spermüll gesucht. Und da war mal eine von Miles Davis dabei, das
ist mein größter Einfluss gewesen.
Auf der CD sind nur 2 “Sketche” – ist das auch das
Mischungsverhältnis “live” – also mehr die “RockTournee” jetzt?
Ja, es wird schon mehr eine Musiktournee, aber das waren die
sonstigen Auftritte eigentlich auch. Das kann man auch so pauschal nicht sagen,
das hängt viel vom Abend und vom Publikum ab. Ich improvisiere ja immer noch
viel.
Wieviel ist beim Auftritt spontan?
Das bleibt ein Geheimnis.
Du spielst dieses Mal in verdammt großen Hallen / Open
Airs – kann da der Funke überspringen?
Ja, ich denke schon. ich habe ja schließlich auch große
Boxen und Verstärker. Und man kann noch alles mit bloßem Auge erkennen. Und das
hängt auch nicht unbedingt von der Größe ab. Ich meine, die Waldbühne in Berlin
ist die größte Arena, aber das ist im Prinzip ein so gemütlicher Platz, da
stimmt einfach das Feeling. Welches im übrigen auch in einem Saal mit 200
Plätzen schon fehlen kann, wenn die Atmosphäre nicht da ist.
Ich habe da selbst Erfahrungen gemacht, deshalb kann ich das
verantworten. Zudem bin ich der Meinung, es hängt von der Gruppe ab, die man
sieht. Auf meiner Solo-Tournee letztes Jahr, wo ich da alleine am Klavier
sitze, hätte ich das z.B. nicht gemacht, aber dieses Mal, bei unserer tollen
Band geht das in Ordnung. Und da geht das eigentlich gar nicht in kleinen Hallen.
Bei so einer Musik, da muß man auch Platz haben zu Tanzen.
Noch eines: auf Deinem Tourplan steht Weimar am 28.8. auf
dem Goethegeburtstag ???
Hab ich abgesagt. Der Termin stand schon sehr lange, noch
bevor meine Band und mein Programm feststand, und nun, mit diesem Programm
haben wir uns angeboten, dass wir da nicht mehr spielen. Und warum ich
letztendlich abgesagt habe, war aus dem Grund, dass schon alle Karten verkauft
waren, obwohl noch keine Karte in den öffentlichen Verkauf gegangen ist – und da
kann ja irgendwie etwas nicht stimmen. Das ist für mich ein Zeichen von
Klüngel, du da mach ich nicht mit.
Du lässt ja eigentlich nichts aus – Komiker, Musiker,
Regisseur, Schauspieler, Buchautor –
Nee, pass auf, du darfst das nicht verwechseln: ich bin das.
Ich mach das eigentlich schon immer. Das sagt man so leicht, ´aha, jetzt macht
er auch noch auf Regisseur´, aber ich hänge meine Fahne nicht nach dem Wind,
ich habe das alles schon immer gemacht. Aber ich sage Dir was: ich mache jetzt
gar nichts mehr, ich spiel jetzt nur noch Gitarre.
fehlt eigentlich nur die Malerei...
ich male, seit ich zwei bin. Sogar heute noch – meine
Plakate, Cover, ... nur merkt das keiner Aber das stört mich nicht. Ich muß
auch nicht aus allem einen Beruf machen.
Oder eine eigene Fernsehshow? Andere Komödianten wägen
auch das für und wieder ab – wie stehst du dazu?
Joh, fragt man mich immer, ich sag dann immer, vielleicht
wenn ich alt bin – so wie Karl Dall.