Rock-, Pop- und Szene-News und mehr....
Interview 1999
Mein Urteil über die letzte CD “Following Ghosts” war
eigentlich gar nicht so toll ausgefallen... diese Band jedoch live zu sehen,
konnte sicherlich zu einem der Höhepunkte des Uden-Festivals ´99 gezählt
werden. Selbst die aktuellen Stücke kamen unerwartet gut rüber. Und wenn ich
mir jetzt die CD anhöre, muss ich gestehen, dass mit der ´Horizont-Erweiterung´
durch die letzte Fish-CD auch das letzte Galahad-Album “a truly progressive
one” war – und phasenweise vielleicht etwas langatmig, aber insgesamt doch
verdammt gut!
Das dazu – die Chance eines Interviews konnte ich mir
natürlich so oder so nicht entgehen lassen.
“Following Ghosts” ist immer noch das aktuelle Album...
wie würdet Ihr es kommentieren?
Stuart: Es ist brilliant! Das beste, das wir je
gemacht haben. Wir wollten etwas komplett anderes machen, nicht nur die selben
Prog-Klischees wiederholen, wie es viele andere Bands machen. Neue Sounds,
moderne Rhythmen, ohne ProgRock-Ideen außen vor zu lassen. Das ist, was wir,
glaube ich, gemacht haben. Es war auch für uns, weil wir es langweilig fanden,
immer dasselbe zu machen.
Also wart Ihr von Eurer eigenen Musik gelangweilt!?
Stuart: Nicht gelangweilt! Wir wollten nur etwas
anderes machen. Naja, aber irgendwo doch gelangweilt. Man kann nicht immer nur
die gleichen alten Sachen spielen – seit 15 Jahren. Aber nicht gelangweilt von
Galahad, von Musik im allgemeinen. Musik von 1985, als wir begonnen haben und
Musik 1999 ist so unterschiedlich. Alles hat sich weiterentwickelt – and so did
we! Ich meine, Galahad sind nicht mehr die selben wie früher, andere Einflüsse,
es sind sogar andere Mitglieder. Und sogar Roy und ich, die wirklich alte
Proggies sind – und auch immer sein werden, egal was kommt – wir hören
mittlerweile auch – auch!! – andere Sachen.
Wie ist das Experiment aufgenommen worden?
Stuart: Besser als wir erhofft hatten, ehrlich
gesagt! Ich meine, immerhin hatten wir sogar “Dance”-Rhytmen auf ein paar
Songs, aber insgesamt waren die Reaktionen sehr gut. Klar hatten wir ein paar
Leute, die enttäuscht waren, aber insgesamt war es eher positiv. Wir haben mehr
Leute hinzugewonnen, als wir verloren haben. Einige hatten ein weiteres
“Nothing is Written” erwartet – aber das Album haben wir vor 10 Jahren
aufgenommen! Wie gesagt, wir waren eine andere Band. Dean war nicht mal in der
Band. Neil war nicht in der Band. Eigentlich nur Roy und ich.
Roy: Spencer war in der Band.
Stuart: Ja, Spencer war in der Band. Aber er ist nur
der Drummer (allgemeines, lautes Gelächter)
Nun, war das nicht schon immer so? Galahad war für mich
immer die Band von Stuart Nicholson und ein Kommen und Gehen um ihn herum...
Stuart: Roy ist Gründungsmitglied!
Ja, aber ich war nicht mal sicher, ob Roy im Moment dabei
ist...
Roy: War ich auch eine Zeit nicht. Ich bin
zurückgekehrt. Ich hatte aufgehört und meine Gitarre ein ganzes Jahr nicht
angefasst. Und dann rief Stuart mich an und sagte, es stünden ein paar Gigs an,
und ob ich nicht mitmachen wollte. Ich meine, jede Band hat einen Nucleus. Die
meisten Bands – Yes, Genesis, etc. – wechselten immer um einen Kern herum. Und
Galahad gibt´s seit 15 Jahren. Ich habe z.B. noch nie mit Dean zusammen
gespielt, aber wenn er nicht gekonnt hätte, hätten wir einen anderen, früheren
Keyboarder gefragt – wie bei einem Festival vor zwei Jahren. Dean hatte das
alte Material noch nicht drauf, weil wir gerade “Following Ghosts” schrieben,
also haben wir Karl (Garrett, vom “Sleepers”-Album) gefragt. Es ist ein bisschen
wie eine Familie ist, so wie bei Hawkwind oder Gong, mal macht dieser mit, mal
der. Aber es sind immer nur einige, die neu sind.
Wieviele Gigs spielt ihr so im Durchschnitt?
Stuart: Im Moment nicht viele. Es waren mal mehr,
aber in England gibt es kaum noch Auftrittsorte für Rockbands.
Roy: Live-Musik in England ist fast tot. Es gibt nur
noch Dancefloor. In Europa ist das noch anders, aber das kostst jedes Mal eine
Menge Geld. Es ist hauptsächlich eine Frage der Logistik. Ich meine, wir würden
liebend gerne jede Woche so einen Gig spielen, aber, das kostet viel Zeit und
Geld, so etwas vorzubereiten, und in Engalnd gibt´s so etwas nur noch wenig –
ein/zwei Orte in London und oben im Norden in Rotherham, von der Classic Rock
Society.
Schreibt Ihr bereits am neuen Album?
Stuart: Wir haben ein paar Ideen, manche sind auch
schon älter und/oder übriggeblieben von den “Following Ghosts”-Sessions. Es
gibt einige verschiedene Sachen. Ich meine, wir sagen nicht, wir müssen jetzt
ein Prog-Rock-Album machen, oder Dancefloor oder ein Folk-Album. Wir schreiben,
und sehen, was dabei herauskommt. Jeder hat ein paar Ideen, und jeder hat
verschiedene Einflüsse, deshalb war auch das letzte Album schon so
abwechslungsreich. Wir probieren die Sachen dann in wechselnden kleinen Gruppen
aus, und so wird jedes Stück unterschiedlich.
Also werdet ihr in dieser Richtung weitermachen?
Roy: Das nächste Album wird wohl wieder ganz anders
werden. Die ganze Idee ist, etwas neues auszuprobieren. Ich meine, deshalb
waren Genesis so erfolgreich – sie haben immer neue Sachen ausprobiert. Und das
haben wir auf “Following Ghosts” gemacht. Manche Titel waren fast 10 Jahre alt,
wir sind sie nur im Endeffekt anders angegangen, anders produziert worden.