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Die Toten Hosen: Zurück zum Glück

Interview 2005

 

Kleine künstlerische Verschnaufspause, dann meldeten sich die Düsseldorfer Ende letzten Jahres gleich dreifach zurück: Mit neuer Live-DVD, MTV-Reality Show und natürlich dem neuen Studioalbum „Zurück zum Glück“. Und mit den Projekten, die sie da begonnen hatten reiten die 5 Freunde auch weiterhin auf der Welle des Glücks – z.B.  was ihre Live-Aktivitäten betrifft: Auch auf der diesjährigen Fortsetzung ihrer Tournee sind die meisten ihrer Konzerte bereits seit Wochen ausverkauft. Wir sprachen mit Gitarrist Michael „Breiti“ Breitkopf.

 

Das Album „Zurück zum Glück“ wurde im vergangenen Oktober veröffentlicht – ist es da überhaupt noch aktuell?

Ein Album ist so lange aktuell für mich, wie es Spaß macht, die Lieder zu spielen, und so lange sie sich noch frisch anfühlen für mich. Für unsere schnellebige Zeit ist das natürlich schon ein ganz alter Hut.

 

Oder ist es sogar so, dass die Lieder noch weiter wachsen?

Da verändert sich auf jeden Fall noch was. Oft ist es so, dass wenn man ein Lied öfter live gespielt hat, und man sich dann noch einmal die Platte anhört, dass man sich denkt, uuh, so war das ja im Original... (lacht) Obwohl wir da heute weniger Überraschungen erleben, als zu unseren Anfangstagen. Da war es vor allem so, dass wir die Songs wesentlich langsamer aufgenommen haben als „auf Adrenalin“. Aber jetzt ist es zum Beispiel auch so, dass wir den Song „Freunde“ einfach mal ausprobiert haben, und dann hat das in seiner veränderten Live-Version so einen Spaß gemacht, dass wir den Song in der Live-Version sogar noch als Single rausbringen werden.

 

Du sagst so „am Anfang“ – eine Punk-Band wird man doch vor allem, weil man drei Akkorde spielen kann, und damit etwas anfangen möchte, oder?

Band wird man vor allem, weil man unbedingt in einer Band spielen möchte – und ob man da einen oder fünf Akkorde spielen kann, ist da noch völlig unerheblich. Jedenfalls war das so bei uns – und wie man die Instrumente spielt, haben wir dann erst später gelernt. Und heute haben wir natürlich viel mehr Möglichkeiten, die Sachen zu machen, die wir wollen. Ich meine, ich würde uns auch immer noch nicht als super Musiker bezeichnen, aber man lernt schon dazu. Aber nimm eine Band wie The Clash, eine Band, die immer zu unseren großen Vorbildern gehört hat, das sind alles sehr gute Musiker – das muss sich also nicht zwangsläufig im Wege stehen.

 

Ist so eine Tour denn dazu da, eine Platte zu promoten, oder seid ihr einfach so gerne auf der Straße?

Ein weiterer Grund für uns, diese Band zu haben, war die Möglichkeit, am Wochenende aus der Stadt raus zu kommen, und Leute kennen zu lernen, und durch die Gegend zu fahren. Und wenn heute ein paar Leute mehr zu den Konzerten kommen – zum Glück, hehe -  dann ändert das natürlich an dieser prinzipiellen Einstellung nichts. Auf der Bühne stehen zu können, und vor so vielen Leuten zu spielen, ist einfach ein gutes Gefühl. Und dann kommt man auch immer wieder in Städte, wo man alte Freunde wieder trifft. 

 

Es war immer Euer Ziel, mit jeder Platte etwas neues zu machen – was ist neu an „Zurück zum Glück“?

Nun, wir sind ja dafür bekannt, dass wir uns nicht gerade mit jeder Platte neu definieren, aber es gab natürlich auch durchaus immer mal Veränderungen. Viele Neuerungen auf dieser Platte mögen sich vielleicht vor allem auf die Aufnahmetechniken beziehen, die jetzt nicht unbedingt so auffallen. Aber am meisten freut es mich natürlich, wenn wir einen Song hinkriegen, der wirklich etwas neues für uns darstellt. Deswegen ist „Die Behauptung“ mit seinen Streicherarrrangements auch einer meiner Lieblingslieder auf dem neuen Album.

 

Ihr habt bereits in Bremen gespielt, kürzlich auch in Bremerhaven – jetzt in Oldenburg. Inwieweit verändert sich der Set im Laufe der Tour?

Es gibt ein Grundgerüst, um das herum sich immer wieder etwas verändern kann. Und dieses Grundgerüst ist auf der Sommer Tourneen schon ein anderes, als das der Wintertour. Aber wie gesagt, daneben gibt es eine gut besetzte Ersatzbank, auf die wir, teilweise auch spontan, einbringen können.

 

Noch eine Frage zur MTV Serie „Friss oder stirb“ – es sind keine weiteren Folgen geplant, oder?

Nein, es war ein interessantes – und über weite Strecken auch gelungenes – Experiment, das uns in vielen Dingen weiter gebracht hat, uns vieles über uns selbst gezeigt hat, und ich denke auch, denen, die an der Band interessiert sind, vieles gutes von uns gezeigt hat. Aber es gab durchaus auch Momente, wo eine Kamera einfach nur störend war, und wir werden etwas in der Art auch nicht wieder machen. Aber ich denke, wir können viele Erfahrungen daraus auch zukünftig nutzen – weniger musikalisch, als menschlich (lacht).

 

Bei dem Leben, das ihr heute führt - wieviel passt da noch zu Eurer „Punk“-Einstellung?

Also Punk ist für mich eine Bewegung Ende der 70er Jahre gewesen, teilweise sehr chaotisch, teilweise aber auch mit sehr guten Inhalten. Und ohne das heute Punk nennen zu wollen, ist uns vieles von diesen Inhalten auch heute noch wichtig. Dass es besser ist, wenn Du etwas in Dir fühlst, es selber zu machen, dann mache das anstatt dass Du darauf wartest, dass andere etwas für Dich bewegen. Wir wollten eben in einer Band spielen, egal wie gut wir spielen können. Und die Kontrolle darüber, dass unsere Eintrittspreise passabel bleiben, wird uns immer wichtig bleiben. Uns ist einfach der Begriff nicht mehr so wichtig, weil jeder etwas anderes darunter versteht. Und weil er auch einfach viel zu Klischeeüberladen ist, und wir wollen keinem Klischee entsprechen. Wir machen das lang genug, also hat jeder genug, wonach er uns beurteilen kann. Was vielleicht noch anders wäre, wenn wir uns als Band erst letztes Jahr gegründet hätten.