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Chroma Key
/ Kevin Moore – Radio Takes, Interview 2000
Der Ex-Keyboarder von
Dream Theater hat dieser Tage sein zweites Solo-Album unter dem Namen Chroma
Key vö., wir haben mit ihm gesprochen.
ab -2:47:
Das Material mit Deiner Band Chroma Key unterscheidet sich ja doch sehr
extrem von dem, was Du mit Dream Theater produziert hast...
1. Ich habe solche Sachen schon sehr lange
geschrieben, auch schon, als ich bei DT war. Aber für DT habe ich eben andere
Sachen geschrieben – obwohl es da sogar auch schon Songs gab, die es auch auf
die DT-Alben geschafft haben; „Space Dye Vest“ vom Awake-Album z.B. Wer das
also kannte, für den war die Überraschung nicht ganz so groß, wenn er mein
Soloalbum zum ersten Mal gehört hat.
Waren die
musikalischen Differenzen denn auch der Grund für den Split von der Band?
2. Ja, das war ein Teil. Aber ein zweiter
war einfach die Tatsache, dass mir 8 Jahre in der Band genügt haben. Ich habe nicht geglaubt, dass da noch etwas
interessantes kommt. Und schließlich hatte ich dieses eigene Material, an dem
ich eben viel lieber arbeiten wollte. Mit vollem Einsatz statt nur in Aufnahme-
und Tour-Pausen von DT.
Das Album ist sehr
atmosphärisch, vor allem die Instrumentalstücke bauen eine tolle Stimmung auf,
die sich im Endeffekt durch das ganze Album zieht.
3. Mit diesem Album, ähnlich wie beim
ersten, habe ich versucht, mir die Situation vorzustellen, in der man die CD
hören können soll. Und das ist einerseits im Auto, andererseits mit Kopfhörern
– also nebenbei genauso wie sehr konzentriert. Ich wollte eine gewisse
Grundstimmung, die sich durch das Album zieht – und dafür war es mir auch
wichtig, nicht nur Stücke mit Gesang zu haben. Also gibt es vier
Intrumentalstücke – obwohl die auch nicht ganz instrumental sind, weil ich sie
mit Samples unterlegt habe. „When you drive“, z.B. hat ein Sample von einem
Mönch, der über Meditation an einer roten Ampel redet. das habe ich von einem
Meditations-Tape geklaut. Auf dem Tape war auch eine Nonne, die hat immer
zwischen den Reden gesungen – und das habe ich zum Refrain gemacht – die
Geschwindigkeit ein bisschen abgewandelt, ein bisschen geloopt...
Und dann gibt es noch
die Stücke mit Texten...
4. Als ich das Album geschrieben habe,
wusste ich nicht, was für Texte ich schreiben sollte. Also habe ich mir die
Songs noch einmal angehört und versucht, aufzuzeichnen, was mir dazu einfiel –
eine Art Selbstanalyse. Ich hatte gerade eine lange Beziehung hinter mir, und
viele Texte haben damit zu tun – mit Isolierung. ....
5. Das ist auch die Verbindung zu dem
generellen Astronauten-Thema auf dem Album. Deswegen auch der Astronaut auf dem
Cover, und es gibt eine Menge Samples von Astronauten auf dem Album, die auch
irgendwie mit Isolation zu tun haben.
In einem
Internet-Chat-Interview habe ich gelesen, als jemand Dein Debüt als dunkles,
trauriges Album bezeichnete, dass Du keineswegs zustimmen könntest. Ich denke,
beim neuen Album müsstest Du dem jetzt aber doch zustimmen, oder?
6. Ja, ganz
bestimmt. Mehr als beim Debüt. Die Texte sind eher dunkel – wie gesagt, das
hängt mit der Stimmung zusammen, in der ich war, als ich die Texte schrieb.
Gibt es noch weitere
Unterschiede?
7. Ja, es gibt große Unterschiede – z.B.
hatte ich auf dem Debüt einen Drummer, auf dem neuen Album gibt es eine Menge
Loops und Programming, längere Instrumentalphasen, mehr Samples... ich glaube,
das erste Album klang mehr nach einem Bandalbum, das neue eher nach einem
Studio-Projekt.
Obwohl Du nie eine
Band hattest, oder?
Nein. Ich habe mit dem Drummer eine Menge gemacht, aber
eigentlich auch nur an den Songs, die ich schon geschrieben hatte. Ich hatte
auch einen Bassisten, der ein paar Bass-Parts mitentwickelt hat. Ich würde
sagen, die Band – oder besser: das Projekt Chroma Key besteht aus mir und Steve
Tushar, mein Co-Produzent. Speziell auf dem neuen Album hat er eine Menge mit
geschrieben. Und die übrigen Musiker kommen je nach Bedarf dazu.
Planst Du, mit Chroma
Key auf Tour zu gehen?
Nein, ich glaube nicht. Es sieht so aus, als wenn das ein
Studio-Projekt bleiben würde. Ich denke, das nächste, was ich machen werde ist
eine neue CD in 4 oder 5 Monaten. Ich werde das öfter gefragt, also kann ich
das nicht ganz ignorieren. Aber es ist nicht ganz einfach: Touren ist teuer,
erst recht wenn man ein Solo-Musiker ist, und die anderen Musiker anheuern
muss. Trotzdem will ich nicht sagen, dass es ganz unmöglich ist eine kleine
Tour, z.B. in Deutschland zu machen.
Obwohl ich mir auch
nicht ganz sicher bin, ob ich mir ein Chroma Key-Konzert vorstellen könnte...
Ja, das wird auch nicht ganz leicht. Ich denke, ich würde
alle Songs komplett überarbeiten.
Dann ist die Frage: sollen die Leute sitzen oder stehen –
ich glaube, sitzen wäre besser. Und dann müsste es vieles optische Sachen geben
– Videos und so. So würde ich das gerne machen – wenn ich´s machen würde. Mal
sehen.