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Broilers
Drei Jahre nach ihrem ersten
Gastspiel in der Weser-Ems-Halle kommen die Düsseldorfer zurück nach Oldenburg.
Anlass ist ihr aktuelles Album „[sic!]“, und nachdem der Vorgänger „Noir“
teilweise sehr zwiespältig aufgenommen worden war, konnten sie mit „[sic!]“ wieder
Boden gutmachen. Mit einer gekonnten Mischung aus alter Energie und modernem
Zeitgeist scheinen die Fünf gewappnet für die Zukunft. Zumal sich auch sonst
ein paar Dinge geändert haben, wie wir von Schlagzeuger Andreas „Andi“ Brügge
erfahren konnten.
Live: 20.12.2017 Oldenburg – Weser-Ems-Halle
Support: Booze & Glory
Glückwunsch zum neuen Album
– das sieht euch ja wieder zurück auf der Spur…
Ist
das so? Das schöne bei den Broilers ist ja, dass es bei uns gar nicht so eine
einzige stringente Spur gibt, sondern dass wir bei den Alben auch immer gerne
etwas ausprobieren. Und falls du darauf ansprichst: Das letzte Album war halt
etwas poppiger, weil wir einfach auch Lust dazu hatten, für uns auszuprobieren,
inwieweit wir das Thema Pop für uns realisieren können und wie weit wir da
gehen können. Auf dem neuen Album hat es sich einfach gut angefühlt, auch die
Gitarren mal wieder etwas aufzudrehen und das Tempo ein bisschen anzuziehen,
daher klingt es eben so, wie es jetzt klingt.
War das auch ein Experiment,
ein bisschen mehr in den Mainstream zu gehen?
Nee,
nicht wirklich. Also wir machen uns jetzt keine Gedanken darüber, was jetzt
massenkompatibler sein könnte oder nicht, sondern tatsächlich nur, wie ich das
für uns anfühlt und welche Musik wir zu der Zeit gerade hören. Und bei einem
Album ist es dann mal so, dass man ein paar Synthieflächen haben will, weil man
das gerade selber irgendwo gehört hat, bei einem anderen hat man ein bisschen
mehr Reggae haben möchte – und beim neuen war es eben so, dass wir gemerkt
haben, dass es bei den schnelleren Nummern, die sich bei den „Noir“-Aufnahmen
nicht so richtig richtig angefühlt
haben, jetzt wieder besser klappte und dass es auch genau bei den Songs für uns
am besten anfühlte. Und das haben wir gerne für uns angenommen – und die Stücke
genauso aufgenommen.
Was ist eure Herausforderung
mit jedem neuen Album?
Wir
haben keine Lust, ein Album zweimal zu machen. Es gibt da durchaus Bands, wie
die Ramones oder Motörhead, die haben es geschafft, ihre Stil relativ treu zu
bleiben, wenn man es mal positiv ausdrückt, wir haben schon immer mehr Lust
gehabt, auch mal links und rechts über den eigenen musikalischen Tellerrand zu
kucken, was es da noch gibt. Was auch daran liegt, das wir fünf alle auf sehr
unterschiedliche Musik stehen, und natürlich versucht jeder , das auch in die
Musik einfließen zu lassen. Und das alles unter einen Hut zu kriegen und uns
als Band immer noch treu dabei zu bleiben, würde ich jetzt mal als unsere
Herausforderung bezeichnen.
Ganz unterschiedlich… das
heißt? Auf die Blickrichtung ´Punk´ bezogen?
Punk
ist natürlich der gemeinsame Nenner, das hörne wir alle gerne, aber darüber
hinaus reicht das schon von elektronischer Musik beim einen über 80er-Jahre
Hairspray-Metal beim anderen, ich höre gerne Rock`n´Roll, 40er/50er-Jahre-Kram,
Rythm`n´Blues – also du siehst, das ist durchaus breit gefächert. Und das
versucht man natürlich immer gerne, ein Stück weit in unsere gemeinsame Musik
mit reinzunehmen.
Tja, ein Stück wie „Keine
Hymnen heute“ oder „Ihr da oben“ – ist das noch Punkrock (um jetzt mal eine
andere Band zu zitieren…)?
(lacht)
– das ist natürlich die Frage, wie man Punk definiert. Die beiden Stücke für
sich sind jetzt vielleicht nicht unbedingt Punkrock, aber ich glaube, wir
stehen mit mindestens einem Fuß ganz fest in der Schublade Punkrock. Da kommen
wir her und das war uns schon immer am wichtigsten.
Und der andere Fuß tanzt
drumherum?
Ja,
Hauptsache wir haben ein Standbein fest!
Die Hosen spielen mittlerweile
„Alles passiert“ – das ist jetzt definitiv kein Punkrock mehr, oder?
Ich
finde, ganz ehrlich, Punk ist ohnehin mehr eine Haltungssache, als eine Frage,
wie sich das musikalisch anzuhören hat. Ganz wichtig ist ja, dass es keine
klaren Regeln und Muster gibt, sondern dass man genau das macht, wozu man
gerade Lust hat. Da muss man v.a. mehr auf sich hören, als auf andere – und
dann ist das von alleine mehr Punkrock.
Und wie bewahrt man sich diese
Punk-Attitüde – oder wie bewahrt IHR euch die?
Genau
so. deswegen haben wir ja auch unser eigenes Label gegründet – um wirklich
selbst für alles verantwortlich zu sein. Dieses Do It Yourself Ding war uns
schon immer eins der wichtigsten Dinge. Man kann sich selber Gitarre
umschnallen, wenn man dazu Lust hat, man kann sein eigenes Fanzine schreiben,
wenn man dazu Lust hat, oder man macht halt sein eigenes Label und muss mit
niemanden mehr diskutieren, wofür man sein Geld ausgeben kann.
Für den Stellenwert, den ihr
mittlerweile habt, hat das fast schon überraschend lange gedauert, bis ihr den
Schritt gewagt habt, oder?
Das
stimmt. Aber wir hatten Verträge und wir hatten auch gar keinen richtigen
Grund, aus diesen Verträgen rauszugehen, weil der Kontakt zu unserem Label
immer sehr gut war. Aber der war nun mal ausgelaufen – und damit war uns
eigentlich allen klar, dass wir es jetzt selbst ausprobieren wollten.
Und fühlt sich jetzt das
Platten aufnehmen anders an?
Nicht
wirklich. Also das Aufnehmen sowieso nicht, weil das Label da auch früher nie
Mitspracherecht hatte, aber es ist schön, dass nur wir fünf uns zusammensetzen
müssen und entscheiden können, was wir jetzt gerade machen und bezahlen wollen.
Unsere große Posterkampagne war z.B. eine Aktion, die wir uns seit Jugendtagen
immer erträumt hatten. Einmal riesengroße Plakate, die überall hängen – das hat
Spaß gemacht, auch wenn es wirtschaftlich vielleicht nicht so viel gebracht
hat. Konnten wir machen, mussten wir mit keinem Label diskutieren!
Vier Jungs und ein Mädel –
klappt das immer problemlos?
Joa.
Wir kennen uns, seit wir 13, 14 Jahre alt sind, da gibt es keine großen
Unterschiede mehr im Touralltag. Da nimmt auch keiner mehr groß Rücksicht, nur
weil sie ein Mädchen ist, Ines hat da auch keine großen Allüren oder
Forderungen.
Es kann ja schon anders
sein, ob man nur mit Jungs unterwegs ist, oder ob da ein Mädel dabei ist.
Ja,
aber bei uns nicht, dafür kennen wir uns zu lange. Und die Witze sind auch
dieselben. Ines und ich waren mal eine zeitlang ein Paar, aber das ist Jahre
her und unsere Freundschaft hat gottseidank darüber hinaus gehalten – und
mittlerweile ist diese ganze Gemeinschaft der Band eher asexuell, da ist völlig
egal, wer was ist.
Vor ziemlich genau drei
Jahren wart ihr schon einmal in Oldenburg – könnt ihr euch noch dran erinnern?
Ehrlich
gesagt, auf die Schnelle nicht, weil es um die Konzerte herum immer eine ganze
Menge zu tun gibt, so dass wir nicht immer schaffen, raus in die Stadt zu
kommen. Man nimmt sich das immer wieder vor… in diesem Jahr könnte es sogar
sein, dass ich zu der Zeit auch gerade noch Weihnachtseinkäufe erledigen muss…
ich weiß nämlich gar nicht, wie ich das vorher schaffen soll.
Das Konzert in Oldenburg ist
am 20.12. – wird es einen Weihnachts-Extrateil geben?
Weihnachtslieder
covern. Nee, ich glaube, das überlassen wir lieber einer anderen Düsseldorfer
Band (lacht).
Noch eine Frage zum Video
von „Ihr da oben“ – spontan auf Platz 1 der Youtube-Charts geklettert - wie ist
die Idee dazu entstanden?
Als
Sammy das Lied geschrieben hat, hatte er eigentlich an die verstorbenen Musiker
gedacht, die uns in den letzten Jahren verlassen haben und im Nachhinein haben
wir gemerkt, dass das Lied sehr vielen Leuten nahegeht, weil es ja gar nicht
auf Musiker beschränkt sein muss. Es gibt für jeden von uns Leute, die wir vermissen
und dann kam die Idee, dazu ein Video zu machen, das diese Menschen ehrt. Und
das Ergebnis war eine ganz schön harte Erfahrung. Uns haben so viele Briefe und
Bilder erreicht mit so vielen Kindern und Babys, das war ein ganz schön harter
Dreh!