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Arjen Lucassen
Das fünfte Ayreon
Album seit 1995 – zwischendurch trat der kreative Holländer noch unter dem
Namen Ambeon oder wahlweise auch Star
One in Erscheinung. Nun also wieder Ayreon – die Ausgangsbasis für seine Idee,
das Genre der „Ropckoper“ wiederzubeleben. Und auch 2004 überrascht Lucassen
mit vielen Neuerungen – wie z.B. Weltklasse-Sängern James LaBrie, Devin
Townshend, Mikael Akerfeldt, Eric Clayton oder Devon Graves. Zu all den anderen
Neuigkeiten befragten wir den sympathischen Gitarristen.
2004 also mal wieder
zurück unter dem Namen Ayreon!
Ja, ich fühlte, dass ich wieder etwas in der Richtung machen müsste. Für mich ist jedes neue Album eine Reaktion auf das Album das ich zuletzt gemacht habe – und das war in diesem Fall das eher Heavy-orientierte „Star One“-Projekt
Das neue Album führt das Ayreon Konzept ja sogar noch weiter – bislang hatten wir viele verschiedene Vokalisten - The Human Equation ist ja eine fast bühnenreife Rockoper!
Das mit den verschiedenen Sängern und Duetten hatte ich schon, das stimmt. Ich denke, der Unterschied ist, dass jetzt Emotionen im Spiel sind, und da bot es sich an, die verschiedenen Stimmungen zu verteilen. Und wie es nun einmal ist im Leben, kommt nicht immer nur eine Stimmung zur Zeit. Aber Du hast Recht: Dadurch kommt auch für den Hörer anfangs etwas viel auf einmal, man muss sich erst einmal warm hören an den verschiedenen Stimmen, der Story usw. Dieses Album ist mehr ein Erlebnis und man muss es einfach mehrmals hören, um es zu begreifen.
Die letzten Alben hatten ja immer dieses gemeinsame Weltraum-Konzept, dieses hier beschreitet komplett neue Pfade, oder?
Ja, das stimmt. Ich dachte, auch hier wäre es Zeit für eine Änderung. Alle Ayreon Alben waren unterschiedlich. Mein erstes Album war eher altmodisch, bombastisch. Das zweite war moderner, elektronischer. Das dritte war eine Rockoper mit Dialogen, die beiden folgenden waren zwei Alben zur gleichen Zeit, auf denen ich die beiden Ayreon Seiten getrennt hatte. Also brauchte ich etwas neues – und das war in diesem Fall erstens, mit Sängern zu arbeiten, die ich bislang noch nicht hatte, und außerdem wollte ich mal nicht Science Fiction machen, sondern in das innere eines Kopfes eines Mannes zu kucken – was natürlich noch sehr viel schwerer ist, als etwas über die Sterne zu erfinden. Viele haben mir in der Vergangenheit auch schon gesagt, dass meine Texte etwas „cheesy“ waren, also wollte ich auch daran etwas ändern.
Es gibt auch durchaus neue Sounds für Dich auf dem Album!
Ich gebe zu, ich habe etwas nachgeholfen, dass das Album etwas moderner klingt.
Ich habe ein paar digitale Synthesizer anstatt nur analoge verwendet, und ich habe eine neue 7-Saiten-Gitarre, die hat diese fetten, NuMetal Heavy-Gitarren, die vielleicht sogar noch härter sind, als bei Star One – das in Verbindung mit Devin Townshend´s Stimme, das macht schon einen sehr harten Eindruck. Aber auf der anderen Seite gibt es eben auch wieder die Folk-Elemente, sogar Didgeridoo gibt es. Und ich glaube, dass man heutzutage solche schweren Sounds auch gewöhnt ist, es wird also kaum jemand wirklich überrascht sein, glaube ich.
Du hast schon erwähnt, es gibt neue Sänger auf dem Album zu hören – und schon wieder gibt es nur die Creme de la creme der internationalen Metal-Front!
Ja, es gibt noch ein paar weitere (lacht). Und es wird immer leichter für mich, neue anzusprechen, die meisten kannten meine Arbeit schon, oder sprachen mich sogar darauf an, dass sie an einer Zusammenarbeit interessiert wären, so wie James LaBrie (Dream Theater). Und so bleibt diese Geschichte immer wieder frisch und aufregend – für mich wie auch für die Hörer. Sogar Mikeal Akerfeldt (Opeth) kannte mich schon, als ich ihn fragte – er kannte alle meine Alben, das war eine Überraschung für mich.
Und wie hast Du die Stimmen zugeordnet? Hattest Du die Stimmen im Kopf, als Du die Story geschrieben hast?
Manche habe ich gefragt, welche Emotion sie haben wollten, aber bei manchen gab es für mich auch gar keine andere Wahl. Heather Findlay (Mostly Autumn) z.B. – was sonst als Liebe könnte sie verkörpern (schwärm...). Oder Devin Townshend und Magnus Ekwald – sie haben ja die Wut bzw. den Stolz in jedem Ton, den sie singen. Und zum Ablauf: Am Anfang stand die Idee, dann habe ich gesehen, wer mitmachen würde, dann habe ich die Stimmen zugeordnet, und dann habe ich die Story geschrieben. Nur so konnte ich die Geschichte stimmig machen.
Hattest Du irgendwelche Vorbilder im Kopf
Nicht wirklich. Es hat sich alles mit dem Schreiben entwickelt. Die eine Idee hat mich zur nächsten geführt. Es gab keinen Masterplan vorweg – ich habe einfach drauflos geschrieben.
Viele Fans hätten anstelle eines neuen Ayreon Albums auch gerne eine Fortsetzung des Star One Konzeptes gesehen – wird es da noch einmal etwas geben?
Ich mache keine Pläne, niemals. Aber es hat so viel Spaß gemacht, dass ich schon denken würde, dass es da noch weiter geht. Aber ich weiß nicht, was als nächstes kommen wird – ei Soloalbum, Ambeon, Star One - alles was ich weiß, ist dass ich so schnell kein neues Ayreon Album machen werde – dieses hier hat mich wirklich leer gesaugt!
Mit Star One warst Du auch zum ersten Mal seit vielen, vielen Jahren auf Tour – wie war´s rückblickend?
Sie war fantastisch, aber sie hätte auch keinen Tag länger dauern dürfen. Sowohl von den Kosten her - mit all den Leuten auf der Bühne – als auch vom Zeitaufwand her. Ich hasse es, in einen Touralltag zu verfallen, und man ist so unkreativ.... Aber so wie sie war, war es super, und ich bin froh, dass ich die Tour gemacht habe.