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Archive Interview

Interview 2006

Eigentlich sollte das Interview live vor Ort beim Hurricane Festival in Scheeßel stattfinden, wo die Band zur besten Abendzeit und mehr oder weniger vor der Hauptband, Muse, auftreten sollte. Eigentlich wollte ich auch längst vor Ort sein, aber manchmal kommt alles eben auch ganz anders (braucht noch jemand unbenutzte Eintrittsbänder vom Hurricane?...). Glücklicherweise ließ sich auch danach noch kurzfristig ein Telefontermin mit Darius Keeler anberaumen, so dass wir sogar rückblickend die erste Festivalerfahrung der Band auf dem Festland reflektieren konnten. Und über das neue Album "Lights" sprechen. Und über die Vergangenheit. Und die Zukunft. Aber lest selbst!

 

Wie war denn nun der Auftritt bei Hurricane?

Wir hatten so ein Glück - das Zelt war brechend voll, die Leute, von denen viele uns noch nicht kannten, waren super drauf - und im Endeffekt waren wir die letzte Band, die einen vollständigen Set spielen konnten, bevor das einsetzende Gewitter das "Hurricane" in die Knie zwang… Ein voller Erfolg! So was sollten wir öfter machen.

 

Das neue Album hat ein paar mehr Pop-Elemente - ist dies Euer Pop-Album?

Jein, offensichtlich ist es ja nicht wirklich Pop, aber es gibt viele Pop-Elemente, ja. Die Songs sind sehr melodisch, es gibt ein paar kürzere Songs - aber es gibt nicht sehr viele interessante Pop-Alben mehr, deswegen bleibt das alles eine Frage der Definition.

 

Immerhin seid Ihr ja als Pop-Band angefangen, oder?

Nicht ganz, "Londinium" war ziemlich düster, Take My Head war schon eher ein Pop-Album, aber das war auch überproduziert von fünf Produzenten – das war eigentlich ein Album als Duo mit verschiedenen Produzenten. Wir waren vor allem eine Studio-Band am Anfang, und mittlerweile haben wir sehr viel merh Erfahrung als Live-Band, und ich denke, das neue Album ist da ein guter Mix.

 

Ist das denn ein Album, das sich an Eurem Live-Sound orientiert?

Es gibt Elemente davon. Tatsache ist, dass live spielen einfach das wichtigste Plattform für uns ist, weil wir im Radio im Prinzip nicht stattfinden. Deswegen würde ich immer sagen, dass sich unser Sound vor allem durch unsere Tourneen verändert.

 

Um ehrlich zu sein, nachdem ich so begeistert von Euren Alben seit "You all look the same to me" war, habe ich – auch aufgrund der Sachen, die man so über die anderen, früheren Sachen lesen konnte – nie gewagt, mich weiter zurück zu hören"… kannst Du das neue Album mit dem Sound vergleichen, gibt es Anknüpfungspunkte?

Ich glaube, sie sind schon sehr verschieden. Die Parallele ist, dass wir früher viel mehr Elektronik benutzt haben, als auf "You all.." und "Noise". Die Gitarre hatte plötzlich die Überhand gewonnen, und "Lights" dreht das wieder etwas um. Tatsache ist, dass viele Fans "Londinium" für unser bestes Album halten, v.a in Frankreich, wo es für uns seit jeher am meisten abgeht, ich glaube übrigens, dass die ersten zwei Alben nicht mal in Deutschland veröffentlicht sind! Und viele von diesen Fans sind durch die Gitarren etwas abgeschreckt worden. Und um ehrlich zu sein, hoffe ich, dass wir die wieder etwas zurück gewinnen können.

Der deutsche Markt verwirrt mich etwas – ihr habt so seltsame Pop-Songs da und gleichzeitig so harte Gitarrensongs – ist schon seltsam.

 

Es also eine bewusste Entscheidung, von den Gitarren abzurücken?

Ja, ich meine, wir haben nie aufgehört, Gitarren zu benutzen, aber wir sind dieses Mal eben ins Studio gegangen, und haben unsere Liebe für elektronische Experimente wieder mehr ausgelebt. Und dadurch sind die Gitarren wieder etwas weniger geworden. Wir hatten auch jahrelang kein neues Equipment gekauft und uns eher songorientiert verhalten, und jetzt war es einfach gut, da mal wieder einzusteigen, und dahin zurückzugehen, wo wir her kommen, als Band im Studio.

 

Mehr oder weniger als Band – Archive waren immer vor allem Danny und du, oder?

Ja, so ist es angefangen, und wir sind immer noch die Regisseure, wenn Du so willst, aber mittlerweile sind wir schon mehr ein Kollektiv geworden.

 

Und hing es auch mit dieser Entscheidung zusammen, dass Craig (Walker) ausgestiegen ist?

Nein, das war schon lange vorher, ungefähr ein Jahr bevor wir an dem Album anfingen. Er wollte seine eigenen Sachen schreiben, und die Zusammenarbeit wurde auch etwas schwierig mit ihm, was sich v.a. nach "Noise" herauskristallisierte. Er war der Meinung, dass er sich zu wenig einbringen konnte, gerade weil Danny auch viele Texte geschrieben hatte, und ich die meisten musikalischen Ideen einbrachte. Ich meine, er hat sich v.a. in den Gitarrenparts schon sehr stark eingebracht, aber er wollte ganze Songs schreiben.

 

Und Paul (der neue) – hat der sich eingebracht?

Ja, Paul hat viele Texte geschrieben und auch musikalische Ideen – "Lights" ist in vielerlei Hinsicht ein Album des ganzen Kollektivs. "You all…" war vor allem mein Album, Craig kam erst dazu, als schon mehr als die Hälfte fertig war, "Noise" war vor allem von Dan und mir plus Craigs Ergänzungen und "Lights" ist wirklich eine Gemeinschaftsarbeit. Und der Sound hat sich mit seinen Autoren geändert – was gut ist, finde ich. Ich mag es nicht, wenn Bands immer die selbe Art von Alben veröffentlichen.

 

Du könntest also nicht sagen, wie das nächste Album klingt?

Nein. Ich meine, ich habe angefangen, daran zu schreiben, und ich denke, es wird wesentlich langsamer werden, mit sehr schönen Melodien. Ein bisschen dunkler, v.a. im Vergleich zu "Lights". Obwohl ich das gar nicht so "light" finde, aber die Leute scheinen das so zu nehmen. Es ist definitiv nicht so zynisch wie "Noise", aber die Texte sind trotzdem auch recht dunkel. Aber es ist einfach bunter. Aber der Stil hat sich nicht wirklich so groß geändert.

 

War das Titelstück ein Versuch, ein zweites "Again" zu schreiben?

Nein, nicht ganz. Als ich anfing, daran zu arbeiten, hatte ich irgendwie vor allem Mike Oldfield oder John Carpenter im Ohr. Und die Emotion und das Arrangement mit seinem langen Instrumentalintro ist ganz anders, und "Again" ist sehr viel einsamer als das eher ´offene´ "Lights". 

 

Eine Woche nach dem Hurricane habt Ihr in dem Hammer-Set mit Mogwai, Sigur Rós und Muse in Frankreich gespielt – siehst Du Parallelen zu diesen Bands?

Interessant, dass Du fragst, weil Dave hatte immer von diesen Bands gesprochen, und erst nach "Noise" bin ich mal dazu gekommen, mir davon etwas anzuhören. Ich hatte nie etwas mit Postrock zu tun, eher mit Elektronik, und wenn Rock, dann eher die Garagen-Rock-Richtung. Mogwai werden oft genannt, wenn es um Archive geht, aber wir kommen wirklich aus komplett verschiedenen Welten. Ich glaube auch, dass wir schon immer sehr viel mehr Pop waren – auf allen unseren Alben.

 

Ich könnte Euch auch nicht vergleichen, aber die Emotion ist oft eine ähnliche, würde ich sagen.

So könnte man das sagen. Aber diese Bands kommen eher aus der Radiohead-Ecke, wo alles kalt und schlecht ist – ich bin da zu Pop-verliebt. Es ist eine Schande, dass es heute so wenig guten Pop gibt. The Who waren brillanter Pop, oder Kraftwerk: "Model" war einer der größten Popsongs ever. Früher war Pop gut, heute setzt man das eher gleich mit "Müll"! Da ist doch irgendwas schief gelaufen. Pop soll das sein, was alle gerne hören!

 

Wann plant ihr, wieder in Deutschland zu spielen?

So schnell wie möglich. Ich hoffe, es klappt mit unseren Plänen, zunächst im September in paar Akustikdaten zu spielen und dann eine neue Tour im November. Deutschland ist der schwierigste Markt in Europa – und auch unsere größte Herausforderung! Wir wollen auch ein bisschen in Amerika versuchen, aber ganz ehrlich: Deutschland ist mir wichtiger!

 

Du sagst, live spielen ist so wichtig – wird es da nicht auch Zeit für eine DVD, oder so?

Interessant, dass Du fragst: Meine Pläne sind, dass wir dieses Album noch bis ins nächste Jahr hinein promoten werden, und das nächste Album nicht vor Januar 2008 erscheint. Und dann wäre es günstig, im nächsten Jahr, April, Mai ein Live-Album und DVD zu veröffentlichen, auf dem es vielleicht auch schon ein paar neue Sachen geben könnte.