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Albert
Hammond
“When
I need you”, “Nothing’s Gonna Stop us now” “One Moment in Time”, “The Air That
I Breathe, „I don’t wanna lose you” – die Liste der Welthits, ja Evergreens aus
seiner Feder ist schon sehr beachtlich. Da schaut man
schon mal gerne drauf zurück – oder bringt in Form einer Einspielung einer
eigenen CD seinen eigenen Namen mal wieder ins Spiel. Seine Hits verkauften über
360 Millionen Platten, stellten 30 Top 40 Hits, machten ihn zum Emmy Award
Gewinner – und trotzdem ist der eigene Sohn (als Sänger der Strokes) plötzlich bekannter,
als er selbst. Mit „Legends II“ zeigt er jetzt nochmal, wer der Songwriter von
Format ist.
Dein Name ist einem in den
letzten Jahr(zehnt)en hauptsächlich nur sehr klein geschrieben hinter den Songs
begegnet...
Ja,
das stimmt wohl. Ich meine, ich hatte auch eigene Hits, aber... ich bin fast
69, das ist schon eine Weile her. Naja, ich habe vor zwei Jahren ein
Duett-Album gemacht mit Leuten wie Cliff Richard, Al Stewart, Bonnie Tyler oder
Ron Sexsmith.
Du hast den erfolgreicheren
Weg jedenfalls als Komponist gemacht, anstatt als Sänger – war das eine
bewusste Entscheidung?
Nein,
es war Folgendes: Ich habe meinen beiden Töchtern nie genug Zeit gewidmet, das
habe ich sehr bedauert. Als dann 1980Albert Hammond Jr. geboren ist, habe ich
mich entschieden, ihn aufwachsen zu sehen. Ich bin nicht mehr auf Tour
gegangen, habe keine Platten mehr eingespielt, ich habe das alles aufgegeben,
um ihm ein Vater zu sein. 30 Jahre später hab ich ihn auf der Bühne gesehen und
ich dachte, Wow!, da stand ich auch mal. Also hab ich ihn gefragt, ob er denke,
dass ich das nochmal probieren sollte, und ob sich wohl noch jemand man mich
erinnern würde.
Für 30 Jahre?
Ja, ich habe ein paar TV-Auftritte gemacht, aber sonst nichts Großes.
Und stattdessen hast Du „nur
noch“ Songs geschrieben.
Ja,
ich hab nie aufgehört, zu schreiben und zu produzieren, aber ich wollte diese
langen Zeiten auf Tournee und bei eigenen Albumproduktionen nicht mehr. Ich habe
dafür mit Joe Cocker gearbeitet, Roy Orbison, Tina Turner, Johnny Cash, vielen
Leute, und offensichtlich waren auch viele Hits dabei. Insofern kann ich nicht
behaupten, dass es mir geschadet hat, von der Bühne abzudanken. Vor ein paar
Jahren habe ich mit Duffy an ihrem zweiten Album gearbeitet, das hat sehr viel
Spaß gemacht. Und da die Kinder sind jetzt aus dem Haus, dachte ich mir, ich
sollte es einfach noch einmal angehen.
War es also die Situation,
deinen Sohn auf der Bühne zu sehen, dass Du wieder zurück wolltest?
Ja, ihn zu sehen und danach mit ihm drüber zu reden, ob er meinte, dass es Sinn
machen würde. Ich meine, ich habe für ihn aufgehört und er hat mir die
Initialzündung für den Wiederanfang gegeben.
Du hast Deinen Sohn dafür um
Rat gefragt?
Ja,
ich war mir unsicher. Aber er lachte und meinte, hey, kuck dir doch an, was du
erschaffen hast. Du bist in der Songwriters Hall of Fame, du hast hunderte von
Millionen von Platten verkauft, hast zig Hits, warum würde ich fragen!
Die Songs, mit denen andere
Sänger Hits landeten – waren das Songs, die du eigentlich für dich selbst
geschrieben hast?
Nein,
nicht wirklich. Ich meine, ich schreibe alle Songs erstmal für mich selbst, er
muss mir gefallen und er muss von Herzen kommen. Aber oft ist es ach so, dass
mich jemand anspricht, ob ich einen Song schreiben könnte, oder ich frage
jemanden, weil ich gerne mit ihm arbeiten würde, oder aber ich habe einen Song, von dem ich
meine, dass er gut jemandem passen würde. Dann kontaktiere ich den oder schicke
ihm den, und oft produziere ich den dann mit ihm.
Und als Du anfingst?
Das
waren Hits, die ich selbst gespielt habe – „It never rains in South
California“, „Down by the River“, ich habe ja selbst ich glaube 7 oder 8 Alben
auf Englisch gemacht und 9 auf Spanisch. Das war nämlich mein zweiter Markt,
weil ich bilingual bin.
Jetzt kommst Du zurück, aber
ich fürchte, den Erfolg deines Sohnes wirst du nicht mehr einholen können,
oder?
Nein,
natürlich, aber das stört mich nicht. Das ist wundervoll, nichts könnte mich
stolzer machen. Ich hab die Strokes letztes Jahr im Madison Square Garden
gesehen! Hammer.
Hast Du da schon gespielt?
Ja, im Vorprogramm der Moody Blues. Madison, Boston Gardens, The Forum, all die
großen Arenen.
Du hast so viele Hits
geschrieben und das war das, was dich bekannt gemacht hat. Ist das der Grund
für dieses Album?
Nein,
ich wollte etwas machen, bevor ich zu alt werde fürs Singen. Ich wollte
irgendetwas hinterlassen – für meine Kinder. Ich wollte es „Songbook“ nennen,
so wie ich meine Tournee jetzt nenne, aber die Plattenfirma hat es Legends
genannt. Fine with me. Nein, mein Gedanke war, was kann ich der Welt
zurückgeben, die Welt hat mir so viel gegeben. Ich habe über 300.000 Platten verkauft,
was kann jetzt noch kommen? Und ich dachte, wenn ich auf Tour gehe, Leute
treffe und die Songs singe, die sie mögen, das dürfte ein Riesenspaß werden.
Mir geht es nicht mehr darum, No. 1 zu werden oder eine neue Karriere zu
starten… (lacht). Ich will nochmal Spaß haben und ich hoffe, die Fans, die
kommen, wollen genau das auch.
Und die Songliste – sind das
deine Lieblingssongs?
Nein,
nicht unbedingt. Es geht mir darum, zu zeigen, dass es einen Mensch hinter den
Songs gibt, nicht nur den Sänger der Songs.
Ein Ego-Ding?
Nein, absolut nicht. Außer mir muss niemand wissen, dass ich hinter den Songs
stehe. Nein, es ging mir nur um den Spaß-Faktor. Und wenn ich auf der Bühne
stehe, kann ich viele alte Geschichten erzählen, von den Anfängen, von Zusammenarbeiten
von Leuten. Das muss man doch weitergeben.
Und wonach hast Du die Songs
ausgewählt? Es gibt ja noch eine Menge anderer…
Ja,
ich kann ja auch noch ein paar mehr Alben davon machen. Das erste war mit Duetten,
das zweite ohne, das dritte wird dann vielleicht eins mit neuen Songs, oder mit
welchen, die besonders gut zu singen sind, oder die nicht so groß waren. Mir
geht es auch dabei nicht um Ego. Ich war immer zufrieden, wenn andere Menschen
damit erfolgreich sind, ich war nie neidisch auf andere.
Und auf Tournee wirst Du
Dich auf das neue Album konzentrieren oder eher auf deine Karriere
zurückblicken?
Ja,
Songs von den 50ern bis zu den 90ern. Es wird ein paar Songs von diesem Album
geben, aber es geht mir nicht darum, das zu promoten. Ich bin ja nicht bei den
Strokes. Ich kann machen was ich will. Da können sogar ein paar Obskuritäten
dabei sein. Und eine Menge Nostalgie, es wird Spaß!
Das Album ist sehr Pop-orientiert,
wird es das sein, was wir auch auf der Tour erwarten können?
Ja,
klar, warum nicht. Aber Musik ist Musik, wer kümmert sich um Begriffe wie Pop
oder Rock.
Ich dachte nur, wenn man so
viele verschiedene Sachen gemacht hat und sich über die Jahre ja auch
weiterentwickelt hat, dann ändert sich ja auch oft der Musikgeschmack oder die Art,
wie man auf seine eigene Arbeit zurückblickt. Und wenn man Songs so oft gehört
und gespielt hat, kann man ja auch schon mal Arrangements ändern…
Es
wird sicherlich so sein, dass es Sachen gibt, die ich akustisch alleine mache
ohne Band oder es wird etwas von meinem Album geben, das ich vor 6 Jahren
gemacht habe, ein Live-Akustik-Album. Ich habe vier Musiker um mich und
manchmal sind wir alle zusammen auf der Bühne, mal ist nur der Keyboarder bei
mir, es wird sehr abwechslungsreich.
Und ist dies jetzt der
Beginn einer neuen Live-Karriere?
Nicht ganz der Beginn, ich habe schon ein paar Auftritte wieder gemacht, aber
ich bin das erste Mal seit fast 30 Jahren wieder in Ländern wie Deutschland,
das wird schon sehr spannend, zu sehen, ob die einen alten Mann wie mich noch
sehen wollen…
Alter Mann hast Du jetzt
selbst gesagt! Mit 40 fühlt man sich ja eigentlich noch wie 20, ist das mit 69
nicht mehr so?
Oh
ja, absolut. Ich sehe nur etwas älter aus, aber im Kopf bin ich immer noch 20
manchmal.
Denkst du noch wie vor 40
Jahren?
Absolut, ja. Und ich arbeite sehr gerne mit so jungen Leuten zusammen und ich
mag auch vieles von dem, was um mich herum passiert. Es ist doch genauso wie
früher, es gibt gutes und schlechtes. Die Leute sagen immer, früher war alles
besser. Quatsch. Natürlich ist es nicht dasselbe, aber es gibt immer noch
genauso viel Gutes und schlechtes. Ich bin da sehr offen, ich höre Dinge mit
der Perspektive, was es ist. So bleibt man am Leben, sonst kann man sich auch
gleich in die Kiste begeben. Wir sind nun man nicht mehr in den 50ern oder
60ern, man muss da mit der Zeit gehen.
Nun, immerhin hat Dir diese
Flexibilität die Chance eröffnet, mit so vielen unterschiedlichen Leuten zu
arbeiten.
Ja,
wie die Tatsache, dass ich mich nie als Pop-Musiker bezeichnet habe, oder Rock
oder Blues oder … Musik kann heilen, und da kommt es nur darauf an, dass es von
Herzen kommt und gut ist. Mehr nicht.