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Ein älteres Toto-Interview (von 2002) ist hier. - Und eins mit Lukather zum Ende von Toto (2008) hier!
Seit fast dreißig
Jahren schreiben Toto Musikgeschichte – zugegeben begünstigt durch den Superhit
„Hold the Line“, der sie bereits mit ihrem Debütalbum von Null auf 100
durchstarten ließ. Es gab ein paar Besetzungswechsel – vor allem der Ausstieg
von Bobby Kimball nach ihrem „IV“-Album (mit den Hits „Rosanna“ und „Africa“)
sowie der Tod von Jeff Pocaro (+ 5.8.92) brachten ein paar Änderungen mit sich.
Doch mit dem Wiedereinstieg Kimballs und dem jüngsten Neumitglied Greg
Phillinganes (key) sind die Amerikaner offensichtlich wieder zurück auf der
Spur... Und mit ihrem neuen Album „Falling in Between“ beweisen sie, dass noch
immer mit ihnen zu rechnen ist. Zeitpunkt Redakteur Ralf Koch traf Gitarrist
Steve Lukather zum Gespräch.
Ich kann angesichts dieses Meisterwerkes nicht anders beginnen: Herzlichen Glückwunsch zum neuen Album!
Danke, es freut mich, dass es Dir gefällt. Aber die Reaktionen sind allgemein sehr gut. Wir haben auch rund 10 Monate an dem Ding gearbeitet. Wir wollten die besten Toto präsentieren, die man sich vorstellen kann, und ich denke, wir sind da ganz gut heran gekommen. Perfektion gibt es nicht. Wir haben endlos an den Songs herumgefeilt, waren zusammen im Studio, haben diskutiert, neu komponiert, umgeschrieben, es war schon sehr spannend.
Wie habt Ihr diese
ganzen Gäste mit auf´s Album bekommen?
Ich weiß nicht, es sind immer mehr geworden. Manche kamen einfach im Studio vorbei, um hallo zu sagen, bei manchen Parts sagten wir schon beim Schreiben, ´hey das wäre ein cooler Part für Ian´ (Anderson, Jethro Tull; Anm. d. Red.) – im Endeffekt sind das alles Freunde, die wir eingeladen haben, mitzumachen.
Das ist der Vorteil, wenn man so viele Leute kennt...
...ja, ich kenne eine Menge Leute. Hey, ich hab´ auf über 1000 Platten mitgespielt in über 30 Jahren.
Wie schaffst Du es eigentlich, all diese Projekte unter einen Hut, bzw. auf einen Zeitplan zu bekommen?
Ich... (und plötzlich werden seine Augenlider gaaanz schwer: ) Ich bin müde! (Lacht) Aber ich liebe es, zu arbeiten. Ich kann gar nicht ohne.
Machst Du irgend
etwas anderes als Musik?
Nun, dieses letzte Jahr war schon eins der extremsten überhaupt. Es gab eine Menge anderer Alben, dann die Aufnahmen mit Toto, Tourneen mit meiner eigenen Band, ... aber wenn ich zu Hause bin, dann schließe ich mich nur noch ein, mache die Jalousien runter und lasse mich richtig hängen, kucke Fernsehen oder hänge mit meinen Freunden herum. Da spiele ich noch nicht einmal mehr Gitarre. Hey, das ist kein leichter Job. Ich bin 48, keine 20 mehr!
Deine eigene Band,
also „El Grupo“ – ist das Deine Entspannung vom „Toto-Format“?
Absolut, wir haben eine Menge Spaß zusammen. Es ist eigentlich unser aller Band, weil wir alle sehr gute Musiker sind, aber ich fürchte, mein Name ist der bekannteste. Ich muss zwischendurch einfach mal raus, weg vom Mischpult, quer durch die Lande und rein in die kleinen Clubs. Das macht mich zu einem besseren Musiker, und das macht mich frei für Toto. Wenn ich da nämlich anfangen will, solche Soli unterbringen zu wollen, höre ich nur: ´hör auf, für deine Gitarrenfreunde zu spielen´! Dafür brauche ich diese ganzen anderen Projekte.
El Grupo ist ein Fun- und ein Live-Projekt, es gibt in jedem Song Improvisation, wo alles passieren kann. Trotzdem eine Tournee natürlich immer auch Tourstress – im Bus herum hängen, Soundchecks, jeden Abend fit sein, nie richtig in Ruhe schlafen können, weil man schon wieder weiter muss.
Da stellt sich natürlich die Frage, welchen Status Toto dazwischen überhaupt noch haben?
Das wird für 2006 absolute Priorität! Wir werden mindestens das ganze Jahr damit auf Tour sein, inklusive Promotion. Es wird drei Teile geben – zunächst die größten Städte weltweit, dann im Sommer jede Menge Open Airs, auch in Europa, dann kommt der nächste Teil – da ist schon einiges geplant!
Du wurdest zitiert, dass dieses das homogenste Toto-Album ist, bezieht sich das auch auf das Songwriting?
Ja, absolut. Es kamen viele positive Dinge zusammen. Wir waren einfach ein sehr gutes Team. Auch unser neuer Keyboarder, Greg Phillinganes passte da hervorragend hinein, so dass wir wirklich zur großen Produktion zurück kehren konnten. Dieses Album entspricht genau dem, was ich klanglich immer unter den klassischen Toto verstanden habe. Ich meine, auf den letzten Alben hatten wir immer mehr und mehr Balladen, mit dem Ergebnis, dass wir einfach als nette Pop-Band angesehen wurden.
Die Songs sind nicht schlecht – ich habe viele davon selbst geschrieben (lacht) – aber es gibt so viel mehr, und auch Toto waren immer mehr als das. Und gerade nach dem letzten „Covers“ Album („Through the Looking Glass“), fragten sich viele Fans, ob es das wirklich gewesen sein sollte mit uns – nach dem Motto: ´nun gehen ihnen sogar die eigenen Ideen schon aus´. Aber hey, dieses Album war einfach eine spontane Idee, die wir hatten, um unser 25-jähriges zu feiern – gemeinsam mit der Tatsache, dass wir endlich den Deal mit Sony hinter uns hatten. Und das wollten wir tun ohne den Druck, Hitsingles schreiben zu müssen. Naja, wie auch immer. Jedenfalls haben wir uns dieses Mal gesagt, wir müssten uns wirklich rein hängen, auch um uns selbst zu beweisen, dass die besten Toto-Songs nicht nur in der Vergangenheit liegen, sondern vielleicht noch gar nicht geschrieben wurden!
Und dazu kommt die
Tatsache, dass das Material deutlich Rock-orientiert ist!
Wir haben dieses Album für uns gemacht. Wenn man 48 Jahre alt ist – und ich bin der jüngste in der Band – ist es sehr schwer, ins Mainstream-Pop Radio zu kommen. Also haben wir uns nicht um Singles gekümmert, sondern uns eher an dem orientiert, von dem wir wissen, dass die Toto Fans es hören wollen. Es gibt definitiv mehr ungewöhnliche Klänge, Taktwechsel und vielschichtigere Sachen, als auf den letzten Alben. Wir wollten Songs ohne das übliche Strophe-Refrain...-Schema. Und wenn dieses das letzte Album von Toto wäre, könnte ich mich zufrieden zurücklehnen, und sagen, ´well done´!
Hast Du ein
Lieblingsalbum von Toto?
Ich weiß, das ist ein Klischee, aber das aktuelle Album ist nun einmal das, woran gerade das Herz hängt, was Deinen aktuellen Stand widerspiegelt. Sonst hätte man es ja nicht so gemacht. Natürlich war unser Debüt ein Riesenerfolg mit „Hold the Line“, aber wenn ich das heute höre, ich war 19 Jahre alt, und vieles klingt für mich wirklich veraltet. Ich liebe das neue Material, ich mag Greg´s Einfluss, und wie er uns in den Allerwertesten getreten hat, und uns zu neuen Höchstleitungen getrieben hat.
Wie essentiell war
die Rückkehr von Bobby Kimball für die Band?
Wir haben jahrelang versucht, seine Lücke zu schließen, und ich bin sehr froh, dass er wieder da ist. Ich weiß auch, dass das „Mindfields“ Album, das erste mit ihm nach so vielen Jahren noch nicht das Ultimo war, was wir erreichen konnten. Wir mussten erst einmal versuchen, wieder zusammen zu kommen, uns fehlte die Unterstützung von Sony Records, wir mussten nach einer Hitsingle suchen, es lief noch längst nicht alles rund. Aber er gehört zur Band, und wir fühlen uns sehr wohl, mit ihm zu arbeiten – was längst nicht immer der Fall war (lacht).
Gab es da auch kommerzielle
Gründe?
Nee, auch wenn wir mit ihm vielleicht wieder einen Schub nach vorne gemacht haben, nur mit Bobby sind wir so nah wie möglich am Original-Toto-Line-up! Und er hat hart an dem neuen Album gearbeitet, hat Texte geschrieben, während wir im anderen Studio am Sound gefeilt haben, hat sich mit uns ausgetauscht, es war wirklich sehr eine intensive Zusammenarbeit. Auch das war nicht immer so in der Vergangenheit.
Es gibt auf dem neuen Album keinen Frauennamen!?
Ich kann das nicht mehr machen, Mensch! Ich bin glücklich verheiratet! Es gibt ein Liebeslied für meine Frau, aber ich verrate Dir nicht, welches es ist.
Habt ihr nicht langsam schon eine Warteliste von Wünschen von Euren Fans?
Natürlich gibt es die! Es kommen ständig Wünsche nach einem Song für „meine Tochter“, „meine Frau“, „mich“ – verbunden mit den obskursten Angeboten... – aber ich kann das nicht mehr machen (lacht). Wir fangen jetzt an, Lieder über Männer zu machen...
Wie kam es zum Deal mit Frontiers?
Diese Jungs wollten uns UNBEDINGT! Sie haben uns gejagt! Und ich habe mit Neal Schon (Journey) gesprochen, was das für Jungs wären, aber er konnte mir versichern, dass die das wirklich ernst meinen. Wir hatten ein paar Majors am Haken, aber diese Jungs haben alle überboten, haben uns alle Wünsche erfüllt und Versprechen darüber hinaus gemacht – auf Jahre! Und diese Liebe von einem Plattenlabel wieder zu erfahren, hat den Ausschlag gegeben. Wir haben unsere Erfahrungen gemacht mit den Majors – Sony, EMI – und wir waren immer nur eine Nummer. Und jetzt freue ich mich auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit!