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Snowy White

März 2011

Er zählt zu den großen Gitarristen der britischen Bluesszene und stand auch schon immer für seine eigene Art der Auslegung dieser Spielart. Aber sein neuestes Album beweist einmal mehr, dass die langen Jahre, die er als Tourgitarrist mit Pink Floyd und Roger Waters unterwegs war, nicht (musikalisch) spurlos an ihm vorüber gegangen sind. Oder ist es einfach nur die Verbindung seiner Stationen, die u.a. auch Peter Green oder Thin Lizzy hießen. Bevor er im Sommer wieder mit Roger Waters auf der Bühne steht, sprach Ralf Koch mit dem Gibson Les Paul-Fan.


Man bringt dich in erster Linie mit Blues in Verbindung – eine überflüssige Reduzierung?

Das kann ich gar nicht so einfach beantworten, weil die Musik der White Flames in der Tat nicht so einfach zu klassifizieren ist. Aber ich sage in der Regel, dass ich ein Bluesgitarrist bin, ich spiele nur nicht nur Bluesmusik. Aber durch meine Gitarre erhält es dann meist doch einen gewissen Blues-Touch. Anders kann ich nämlich gar nicht spielen.

 

Ich denke, die meisten verbinden dich eh mit Blues…

Wenn man normalerweise an Blues denkt, denkt man an Zwölftakt und Shuffle oder den langsamen Blues – und oft ist es das auch, aber man muss es ja nicht darauf reduzieren. Mache ich jedenfalls nicht für mich.

 

Nun, immerhin hast Du ja lange Jahre für Pink Floyd gespielt – die auch oft als melodische Bluesband gesehen werden.

Ja, ich weiß (lacht), und in gewisser Weise stimmt das ja auch, denn ihre Musik hat eine gewisse Simplizität, von David Gilmours Blues-getränktem Gitarrenspiel ganz zu schweigen. Aber dieses ganze Klassifizierungs-Ding ist letzten Endes doch eine Verkaufsstrategie, denn es kommt ja darauf an, in welche Box du es legst und welche Zielgruppe du versuchst, anzusprechen. Und da passen die White Flames nun einmal am besten in die Blues-Schublade.

 

Was sind denn deine Einflüsse – und inwieweit haben z.B. auch Pink Floyd deine Musik beeinflusst?

Ich glaube nicht, dass sie mich überhaupt beeinflusst haben. Als ich angefangen habe, Gitarre zu spielen, da war das, weil ich wissen wollte, wie es sich anfühlte, diese klasse Bluesschemen zu spielen, die ich damals gehört habe – BBKing, Albert King. Und damals hab ich auch noch gar nichts anderes gehört als Blues. Ich kannte Floyd lange Zeit gar nicht, ich war wahrscheinlich lange Zeit der einzige Brite, der „Dark Side of the Moon“ nicht gehört hatte… aber dann rief mich mein Manager an und sagte mir, ich sollte David (Gilmour) mal zurückrufen, er hätte versucht  mich zu erreichen.

Nun, mittlerweile kenne ich sie offensichtlich, aber es ist schwer zu sagen, inwieweit sie mich beeinflusst haben. Man wird ja irgendwie von allem beeinflusst, was man hört – bewusst oder nicht.

 

Was hat dich am Blues so gereizt?

Es war diese eine ganz bestimmte Seite, die einfachere, soulvolle Seite, nicht die Laute, verzerrte, schnelle Art. Ich wollte Gefühl… und als ich Peter Green traf, war es genau was ich suchte.

 

Ihr habt in den frühen 70ern zusammen gespielt…

Ja, ich habe mit meiner Band auf seinem Album gespielt – weil er keine eigene Band hatte.

 

Zurück zu Deinem Album – der Opener ist ein grandioses Stück Rockmusik, oder?

Ja, wahrscheinlich mehr Rock als Blues, aber irgendwie auch das nicht, oder? Ich meine, wenn du schreibst, es ist ein Rocksong, dann könnte auch wieder ein falscher Eindruck entstehen.

 

Was ist denn deine Motivation für deine Songs heute?

Ich ziehe es immer noch vor, das Ganze nicht zu hektisch werden zu lassen, ich wähle meine Noten lieber sorgfältig aus. Aber das mache ich seit 30 Jahren nicht groß anders, mit dem Unterschied, dass ich heute besser spiele (hoffe ich) und ein bisschen mehr über Aufnahmen weiß. Das kann ich zumindest über dieses Album sagen – in meinem Kopf habe ich schon wieder das nächste, und das wird dann durchaus neue Töne anschlagen. Ich meine, dieses Album habe ich über die Zeit der letzten drei Jahre aufgenommen – ich habe es nicht früher fertig bekommen, weil ich die ganze Zeit mit Roger Waters unterwegs war.

 

Es gibt diese reinen Blues-Tracks, daneben so ein bisschen die Gary Moore-Blues-Richtung –hast Du mit ihm gespielt?

Ich kannte ihn, seit er 17 war, aber wir haben nie zusammen gespielt. Wir haben uns unterhalten, ich hatte ihn ja abgelöst bei Thin Lizzy.

 

Gibt es da eine gemeinsame musikalische Basis?

Ja, Blues (lacht). Aber er hat ja schon eine eher auf Schnelligkeit ausgelegte Spielart… manchmal. Aber Basis, ja ich glaube schon, dass es da Parallelen gibt. Aber das trifft natürlich auch auf viele andere Bluesgitarrist zu. Und dann entwickelt sich jeder eben ein bisschen anders weiter… hoffentlich. 

 

Was hat dich damals an Thin Lizzy gereizt?
Sie fragten mich, ob ich Zeit hätte und ich wollte gerne auf die Straße, also passte das. Das war ja alles, bevor ich meine eigene Hitplatte hatte, also war ich froh über solche Jobs. Und Thin Lizzy war ja schon eine Hausnummer. Und danach 1983/84 kam meine Hitsingle „Bird of Paradise“, dann lief es ein bisschen anders. Ich meine, damals musste man schon richtig Platten verkaufen, um auf Platz 3 zu klettern… ich habe eine zeitlang 20.000 Platten am Tag verkauft. Those were the days… (lacht).

 

In ein paar Songs gibt es ein wenig Latin- / Santana-Flair…

Ja, ich mag das. Und ich habe eine Rhythmusabteilung, die das gerne und gut – und sehr natürlich umsetzt. Deswegen macht das Spaß! Ja, ich liebe diese Latin-Richtung. Ich meine, ich mache eh nur Musik, die ich befriedigend finde, die ich machen möchte – die großen Verkaufszahlen erreiche ich ohnehin nicht mehr.

 

Und dann wiederum gibt es dieses Konzeptalbum-Flair…

Ja, fühlt sich fast so an, oder?

 

Das hat schon eine Pink Floyd Schlagseite… - auch musikalisch.

Ja, ist das so? Ich meine, ich hab das schon mal gehört, aber es ist nicht bewusst so entstanden. Ich habe nichts dagegen, Pink Floyd sind großartig!

 

Ich fragte mich, ob das absichtlich war – oder zumindest absichtlich nachträglich nicht geändert…

Hehehe… ich höre das gar nicht so raus, ehrlich. Das ist von meinem Unterbewusstsein gesteuert. Ich würde nichts bewusst machen, damit es wie – z.B. Pink Floyd – klingt. Aber ich könnte noch zu bedenken geben, dass ein Großteil der Platte entstanden ist, WÄHREND ich mit Roger Waters auf Tour war – da ist man vielleicht auch geprägt… unterbewusst.

 

Gibt es eigentlich noch eine Zukunft von Pink Floyd?
Ich weiß nicht, ich glaube eher nicht. Floyd ist ja mehr oder weniger nur noch David Gilmour, ein bisschen noch Nick Mason und Rick Wright ist gestorben… David ist ziemlich zufrieden mit seinem Leben und er muss momentan auch niemandem etwas beweisen, also fürchte ich, da wird es derzeit nichts geben. Und Roger Waters ist ja solo sehr aktiv und auch sehr glücklich mit dem, was er macht.

 

Diese Glück beinhaltet, dass Waters sich wieder intensiv mit seiner Floyd-Vergangenheit auseinander setzt… was auch lange anders war, oder?

Roger ist sehr froh über das, was er mit Floyd geschaffen hat und er freut sich noch mehr, dass es jetzt endlich die Technik gibt, das adäquat umzusetzen, eine Show in Dimensionen, die er seit den 80ern im Kopf hatte. Diese Show ist ein optisches Fest – mit Projektionen, Lichteffekten, Feinheiten, die früher nicht einmal ansatzweise möglich waren. Deswegen macht Roger das. Abgesehen davon sieht er, dass das Thema traurigerweise immer noch die gleiche Brisanz und Relevanz hat, die Texte, die Mauern zwischen den Ländern, das Töten ohne erkennbaren Grund – da gibt es immer noch eine Menge zu sagen.

 

Ihr werdet eine Weile auf Tour sein – hast Du Zeit, das neue Album zu promoten?

Sieht momentan nicht so aus, vielleicht gibt es im herbst ein wenig Zeit. Und der Herbst wäre sonst auch die Zeit, in der ich mich um mein nächstes Album kümmern könnte. Also irgendetwas in der Richtung wird es sein – WENN die Tour mit Roger Waters nicht noch eine weitere Verlängerung vorsieht.

 

Die White Flames waren ja mal zu dritt…

Ja, und ich muss ganz ehrlich sagen, das war die beste Zeit, die wir hatten. Die Anfangszeit der White Flames in den 70ern war einmalig, wir hatten kleine Clubs, waren spontan, hatten immens viel Spaß, haben alles selbst organisiert, ich blick sehr gerne darauf zurück. Das war mein Nukleus, um den sich die Band auch heute noch dreht, aber manchmal wechseln die Mitglieder, dazu haben wir seit rund zehn Jahren einen Keyboarder dabei – so kann ich mich auch um andere Sound kümmern. Als Trio hast Du zwar alle Freiheiten – für Jams und andere Spontaneitäten, aber ich kann mehr machen, wenn ein Keyboarder dabei ist.