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Interview 2011 - ein älteres Interview zum Vorgängeralbum gibt es HIER!
Osnabrück. Der Genesis-Recke Mike Rutherford hat‘s wirklich geschafft, das Schiff noch einmal auf Kurs zu bringen. Mit tollen Sängern, dem sehr präsenten Roachford mit der Extraportion Soul in der Stimme und Tim Howar, der auf der Bühne ein Energiebündel und die Jugend für das Team darstellt. Und mit Songs, die in der Tat an frühe Qualitäten anknüpfen: Das aktuelle Album „The Road“ steht qualitativ auf einer Stufe mit dem 1985er Debüt oder dem ´95er Hitalbum „Beggar on a beach of Gold“. Entsprechend gefragt ist die Band: Seit über einem Jahr touren sie wiederholt auch durch deutsche Städte und sind am Samstag, 11. August für ein „Stars@ndr2“-Konzert gemeinsam mit u.a. Stanfour in der Kaserne an der Landwehrstraße. Im Interview gab Mike Rutherford einige Informationen zum Album.
Der Ansatz des neuen Albums war die Rückkehr zum alten Konzept?
Ja, auf jeden Fall. Es ist eine
Art Neustart. Als Paul Young gestorben ist, habe ich ein Album mit Paul Carrack
gemacht, aber wir haben beide gefühlt, dass irgendwann nicht mehr die Chemie
stimmte. Und Paul wollte dann seine Solokarriere weiterverfolgen, was für mich
kein Problem war. Es war das Ende einer Ära und ich dachte wir wären fertig,
aber irgendwann hat ein Produzent von mir angerufen und sagte, „Wieso machst du
nicht einfach ein Album auf die gleiche Weise wie das erste damals? Du weißt
schon, schreibst einfach ein paar Songs und schaust wer so mitmachen will. Ohne
einen großen Plan, sondern es einfach laufen lassen und schauen was passiert.
Wie schwer war es, die richtigen Sänger zu finden? Waren Tim und Andrew
gleich von Anfang an die richtigen?
Es gibt so viele gute Stimmen
da draußen, aber aufgrund der Vergangenheit wusste ich, dass wir eine Art RnB
und einen Rock-Sänger brauchten. Nach Paul Carrack und Paul Young sind es jetzt
Andrew Roachford und Tim Howar. Ich denke ich habe ein gutes Gefühl dafür, was
funktioniert.
Kannst du dir noch erklären, warum das gerade erwähnte „Rewired“ Album mit Paul Carrack Rewired
so anders geworden ist?
Ich bin mir nicht sicher
(lacht). Wenn ich es heute höre, denke ich, „wieso habe ich das getan?“. Ich
habe es eigentlich gar nicht so gemocht. Es war ein Album, das ich vielleicht
nicht hätte machen sollen. Wenn ich heute darauf zurückblicke, denke ich, es
war wahrscheinlich das schwächste, was wir je gemacht haben. Einen Song von
diesem Album, „If I were You“, haben wir noch im Set mit Gitarre und Piano, und
es klingt fantastisch. Ich weiß nicht, man verliert sich einfach in einer Idee,
tritt später dann zurück und denkt sich „Worum ging es da eigentlich noch mal?“
Und der Ansatz zum neuen Album war dementsprechend anders?
Ich begann „Rewired“ auf eine
ähnliche Weise, aber es ging in Spannung auf. Immer wenn eine Veränderung passiert,
kommt neue Energie auf. Und ich denke, ich beginne Songs auf eine bestimmte Art
und Weise. Es gibt da einen bestimmten Sound, den Mechanics-Sound. Aber mit Tim
und Andrew als Sänger war es etwas anders, dieses Mal gingen wir einen
natürlicheren Weg.
Ist es eine andere Arbeitsweise, als wenn es um Songs für Genesis geht?
Nein, eigentlich ist es der
gleiche Prozess. Aber wenn ich an einer Akkordfolge mit Phil und Tony arbeite,
geht es in die eine Richtung. Aber bei derselben Folge mit Andrew und vielleicht
dem Produzenten, geht es in eine ganz andere. Das Ausschlaggebende ist, dass
die Leute, mit denen du arbeitest die Arbeit auf ganz verschiedene Weise
beeinflussen.
War es leicht, das mit Tim und Andrew zu machen?
Es hat vielleicht ein wenig
länger gedauert als gewöhnlich, denn ein Teil davon ein neues Album zu machen,
ist es andere Leute zu finden. Aber als Andrew dann zu mir kam und wir „Try to
Save Me“ einspielten, war alles ganz leicht.
Die Grundzüge der Songs kommen immer noch von dir?
Ich habe meist die Anfangsidee.
Die Stimmung, die Sequenz, den Rhythmus und eine Idee. Die Atmosphäre eines
Songs. Für einige jedenfalls, mit Andrew war es zum Beispiel so. Wohingegen es
mit Christopher Neil eher so läuft, dass wir einfach anfangen einen Song zu
schreiben und ihn dann auch fertigstellen.
Und selber singen war keine Alternative?
Ich habe ja auch schon mal ein Soloalbum gemacht, aber… deshalb habe
ich dann auch die Mechanics ins Leben gerufen. Wenn man einen Song schreibt,
will man auch eine gute Stimme. Und wenn man mit Peter Gabriel und Phil Collins
gearbeitet hat, wieso sollte ich dann… nein, ich habe eher eine schlechte
Stimme.
In all den Jahren in denen du nicht an den Mechanics gearbeitet hast,
gab es da Momente, in denen es Songs gab oder Ideen, bei denen du dich gefragt
hast was du mit denen anstellen sollst?
Nein, ich kümmere mich immer nur
darum, woran ich gerade arbeite. Und alles, was ich für dieses Projekt mache,
ist nur dafür verfügbar. Und wenn ich es beendet habe, ist alles, was ich dann
nicht mochte, zweite Klasse und dabei wird es dann auch belassen.
Ich hatte überlegt, ob es ok ist, die „obligatorische Genesis-Frage“ zu
stellen, die Du wahrscheinlich nicht mehr hören kannst. Aber gibt es Pläne und
wird es vielleicht irgendwann ein neues Album geben?
Keine Sorge, es ist völlig in
Ordnung zu fragen. Aber nein, zurzeit ist rein gar nichts geplant. Phil sagt
nur, er möchte wohl bald ausscheiden, das war es auch. Ich denke jedoch, es ist
eine Frage der Zeit, ob das wirklich nur eine Momentaufnahme ist. Es gibt
keinerlei Pläne, ich denke zwar es ist unwahrscheinlich, aber man kann ja nie
wissen. Wir sind schließlich noch immer gute Freunde.
Du hast es schon erwähnt, bei diesem Album kam wieder neue Energie
wegen der neuen Leute auf, aber ist das wirklich die Essenz, was solche
großartige Songs angeht? Wenn man nämlich mal ehrlich ist, sind es ja Welten
zwischen der Qualität dieses Albums und den beiden vorherigen.
Ich denke das ist es, ja. Ich
meine, wenn man anfängt ein Album zu machen, versucht man immer sein Bestes,
aber manchmal blickt man dann zurück und denkt sich, „Das war nicht eine der
besten Runden.“
Was ist wichtiger, das Schreiben der Songs oder das auf der Bühne
stehen?
Meine wahre Leidenschaft ist
das Schreiben. Aber ich genieße diese Tour auch wirklich sehr. Sie ist die
beste, die wir je mit den Mechanics gemacht haben. Es ist eine tolle
Songkombination, wir spielen auch ein paar Genesis und Roachford Songs.
Gibt es einen Zeitpunkt, an dem das Album fertig ist und du dich hinsetzt
und es durchhörst?
Nicht wirklich. Zu dem
Zeitpunkt, an dem es fertiggestellt ist, möchte ich es auch beenden (lacht).
Und außerdem: Wenn man so dicht dran ist, kann man es nicht bewerten. In zwei
Jahren werde ich es hören und wissen was gut oder schlecht ist, aber wenn man
so nah dran ist, kann man es nicht erkennen.
Sind das jetzt die Mechanics? Oder ist für ein eventuelles nächstes
Album ein erneuter Wechsel der Sänger, Andrew und Tim, möglich?
Nein, nein, nein, so jung bin
ich auch nicht mehr. Dieser Ablauf hat bisher sehr gut funktioniert. Ich denke,
ihr werdet es auf der Bühne sehen. Eigentlich ist es schade, dass wir nicht
jeden gefunden hatten, bis das Album fertig war, denn die Band fühlt sich
wirklich gut an. Ich denke alles, was ich wirklich weiß, ist, dass wir in der
heutigen Zeit nicht so viel mit den Mechanics getourt sind. Wahrscheinlich ist
es besser, unser Leben, was danach kommt, etwas aufzubauen.