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Genau ein Jahr ist es jetzt
her, dass sie sich auf ihren letzten Gig vorbereitet haben: Im März 2020
bereiteten sich das oldenburger Crossover Sextett gerade auf eine ganz
besondere Art der Zusammenarbeit vor.
Beim Classic meets Pop hatten sie die gemeinsamen Proben mit den
Orchestermusikern des Staatsheaters bereits hinter sich, als die Veranstalter die
beiden geplanten Shows absagen mussten.
Der Rest ist Geschichte.
Ein Jahr später bereiten sie
sich auf eine andere Art Konzert vor, und der Kontrast könnte kaum größer sein:
Es geht darum, die Clubszene Oldenburgs zu retten, ihnen zu zeigen, dass man
für sie da ist, bereit, loszurocken, wenn man sie nur lässt. Statt einer
ausverkauften Weser-Ems-Halle kann das Publikum nur virtuell anwesend sein, in
einem Club, der vetraut, aber ohne Gäste doch ganz anders sein wird. Nominiert
vom Amadeus dürfen Wilson & Jeffrey im Cadillac für den Club spielen, mit
dem sie seit Jahren mehr als nur eine Auftrittsmöglichkeit gefunden haben.
Seit vier Jahren gibt es die
Band in der jetzigen Besetzung, vorher hatten sich Thomas und Jan mit Rap, Hip
und Freestyle in ihrem eigenen Genre einen Namen gemacht. Und mit Live-Sessions
mit Leuten wie Blumentopf oder Samy Deluxe waren die schon nicht ohne. Die
anderen vier, Hannes (Schlagzeug), Carsten (Bass), Malte (Gitarre) und
Chris (Keyboards) waren mit ihrem Rock-Instrumentarium eher in ihrem Genre
aktiv. Aber erst gemeinsam ergeben sie eine unwiderstehliche Mischung, für die
man so kaum Vergleiche findet und die v.a. auf der Bühne zündet. „Thomas und
Jan kamen von Rap und hatten keinen Bock mehr auf den klassischen Hip Hop, wir
kamen alle eher vom Punk und fanden die Idee mit Rap ganz reizvoll. Und dann
haben wir ganz schnell gemerkt, wie gut man auf so eine bluesigen Stoner-Groove
rappen kann und dass man einen ganz klassischen 6/8 Blues nimmst und gerade
dieses musikalische Feeling, das man mit einer Band aufbaut, gibt es so im Rap
kaum“, blickt Hannes zurück. Ihr Song „Inna Bänd“ bringt dieses Gefühl schon
ganz gut aufs Papier, einer der wenigen Songs, zu denen man im Netz auch ein
Video findet. Und der genauso wie „Biest“ den Ansatz und den Humor der Band
zeigt. „In der Tat sollten wir uns mal ein bisschen mehr um die
Vermarktungsmöglichkeiten der Band kümmern“, stellt Jan fest. „Aber ganz
ehrlich? Da nutzen wir lieber die Zeit und schreiben neue Songs.“ Aber die
Pandemie hat auch das ganz schön ins Stocken bringen lassen. „Wir haben alle zu
viele Kontakte und Familie, um das durch Bandproben in Gefahr zu bringen“, sind
sich Jan und Hannes einig. „Wird auch wieder besser werden!“
Zumal die Bühne der
Ort ist, für das diese Musik geschaffen ist. „Zuhause kann man mit diesem
Crossover Gedanken eigentlich viel weniger reißen“, ist sich Jan ihrer wahren
Bestimmung sicher. „Auf der Bühne können wir immer mit diesem
Überraschungs-Bonus punkten“. Und Hannes ergänzt: „Ich mag diesen
Remix-Gedanken, wo man den Song auch mal in einer ganz anderen Version spielt,
oder in einer anderen Geschwindigkeit, wo auch ein ganz anderer Flow entsteht
oder mit einem Jam-Part versehen ganz andere Akzente setzen kann.“
Immerhin zwei Singles und zwei EPs gehören zum bisher
Veröffentlichten, alle auf den üblichen Streaming-Plattformen zu finden,
genauso wie ihr Beitrag zum „Lauter Werder“-Jubiläumssampler. Der Gedanke an das
gemeinsame Festival dazu, genauso wie das „Eier mit Speck“-Festival in Viersen,
gehört dann aber doch zu den Erlebnissen, die Hannes ein wenig wehmütig an
diese Momente zurückblicken lässt. „Wer vermisst diese Live-Konzerte nicht? Wie
geil ist das, wenn alles so laut ist, dass alle die Klappe halten? Wenn ich mir
jetzt mal wieder ein Konzert im Stream ansehe bin ich immer total gerührt, wie
man in dieses Klangbad eintauchen kann. Allein diese ganze Arbeit, die Sachen
einzupacken, aufzubauen, seinen eigenen Groove zu finden und die Idee, etwas zu
schaffen, einen Song oder ein ganzes Konzert, für das sich Leute die Zeit
nehmen, sich die Zeit damit zu vertreiben. Das hat so einen ungreifbaren Wert.
Das passiert sogar im Proberaum. Selbst wenn man nichts explizit geschaffen
hat, nichts aufgenommen, aber wir sind alle total glücklich weil wir alle
diesen Moment hatten, wo wir dachten ´ja, boah ey, Alter, yeah´. Dafür machen
wir das!“
Wollen wir hoffen,
dass Streaming-Events wie diese ein bisschen von dem rüberbringen können, und
v.a. auch ein bisschen ihren Zweck erfüllen! „Natürlich
wird es auch unserem Ego gut tun, auch mal wieder die Bühne zu rocken, aber
dieser Abend ist ganz klar in erster Linie für`s Ama!“, stellt Jan klar.
Die Konzerte sind abrufbar auf den Facebookseiten der Band, der Paten und des Veranstalters, des Cadillac und BOESE Live sowie auf dem Youtube-Kanal von BOESE Live.