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Tobias Regner: Kurz unsterblich

Interview 2010

Er zählte zu den DSDS-Gewinnern mit eigener Note und Persönlichkeit. Vielleicht zu viel für das RTL-Publikum, denn nach einem Album plus Tour war schon wieder Schluss. Sein Glück! Nach langer Pause und ausgiebiger Selbstfindung ist er nun wieder da und serviert sein zweites Debüt-Album: „Kurz Unsterblich“. Größte Unterschiede sind, dass er nun auf deutsch singt – was ihn statt in Metallica/Daughtry-Gefilde eher in Revolverheld-Nähe bringt – und dass er auf übertriebenen Weichzeichner-Schmalz verzichtet. Was nicht heißt, dass es keine Balladen gibt. Ralf Koch sprach mit ihm.

 

Tobias, ist das Album ein Neustart oder eine Fortsetzung mit veränderten Vorzeichen?

Sowohl als auch. Natürlich kennen mich ja Viele und diese Popularität hilft ja. Und bislang hat sich das DSDS-Bild ja auch noch nicht groß verändert. Für die bin ich noch der Schmuserocker, aber ich habe ja nicht umsonst so lange gebraucht, um mich jetzt wirklich mit „meinem Ding“ vorzustellen. Von daher ist es eher ein Neustart.

 

Ist das Bild denn so falsch?

Es ist nur ein Teil von mir, ich mag auch gute Balladen, genauso bin ich auch bekennender Metallica Fan!

 

Aber ich denke, das ist auch damals schon klar geworden, oder?

Jein, es ging ja schon in erster Linie darum, das RTL-Zielpublikum zu befriedigen, und da durfte es ja gar nicht zu hart werden. Deswegen habe ich auch nie richtig reingepasst in diese Show, weil mein Musikgeschmack weit weniger mainstreamig ist, als es damals vermarktet wurde. Und bei diesem Album ging es mir eben auf meinen eigenen Mix, also sowohl die harte, als auch gute Melodien.

 

Allerdings ist das hier kein Metal-Album, oder? Oder anders gesagt: Ich war keineswegs überrascht über genau diesen Mix auf dem Album, denn das ist genau, wie ich Dich – von DSDS – eingeschätzt habe.

Ja, es ist schon richtig, ich habe mich ja auch von den reinen Metallica Riffs schon wegentwickelt, ganz einfach, weil ich genau wusste, dass ich meinen eigenen Sound finden musste. Lediglich „In Wahrheit“ nimmt die alte Schule noch mit auf, der Rest bewegt sich zwischen Singer/Songwriter über Nickelback zu den Foo Fighters und Billy Talent.

 

Du warst vor DSDS ja in verschiedenen Bands, aber so DIE eine musikalische Vergangenheit ist da schwer zuzuordnen, oder?

Ja, das waren z.T. vier Bands gleichzeitig, und die reichten von Slipknot-Härte über Chili Peppers-Groove und Metallica Coverband bis zur klassischen Party-Coverband. Also ging vieles in Cover-Richtung, und man kann sich auch freuen, wenn man einen Metallica Song richtig geil hinbekommt, aber letztendlich geht es ja darum, seine eigene Identität zu finden.

 

Wie viel Einfluss hattest Du denn bei dem ersten Album nach DSDS?

Ich konnte wählen aus Songs, die mir angeboten wurden, und man hatte ein „quasi-Mitspracherecht“, wie auch schon in der Show, was z.B. Outfits anging, aber wenn man eigene Vorschläge hatte, wurden die schnell mit Argumenten, gegen die man schwer ankam, niedergebügelt. Aber immerhin drei Songs waren schon da von mir geschrieben mit drauf. Es musste ja alles ganz schnell gehen, um das schon eine Woche später auf den Markt schmeißen zu können.

 

Das Album war noch in Englisch, wie bist Du zur deutschen Sprache gekommen?

Das war eine Idee, die wir vor zwei Jahren schon mal ausprobiert hatten, aber da bin ich noch gar nicht so reingekommen – einfach weil es auch sehr ungewohnt ist, wenn man jahrelang englisch gesungen hat. Da muss man plötzlich auf ganz andere Dinge achten – und das war schon ein interessanter Prozess. Und meine Herausforderung war es, der deutschen Sprache genauso viel Eier verleihen, dass es so cool klingt wie englisch. Denn es hat mich gereizt. So viele vergleichbare Acts gibt es da ja musikalisch nicht…

 

Revolverheld wäre einer…

Ja, teilweise, das stimmt, das habe ich auch schon gehört, aber ich finde nicht, dass meine Stimme so klingt wie die von Johannes. Andererseits finde ich die ja auch nicht schlecht, also beschwere ich mich über den Vergleich nicht. Allerdings, im Gegensatz zu denen, die ja eher immer poppiger werden, könnte ich mir bei mir eher den anderen Weg vorstellen. Dieses Album hat eine eher ausgewogene Härte, aber wer weiß, vielleicht entwickele ich mich ja noch mehr in kantigere Richtung.

 

Wie viel ist denn von Dir?

Die Songgerüste kommen meist von mir, an den Texten habe ich zusammen mit Tobias Röger gearbeitet, der hat schon viel für Leute wie Christina Stürmer oder Cassandra Steen geschrieben. Der hat eine gute Art, die Texte etwas einfacher zu schreiben, als es meist meine eigene Art war, zu schreiben. Ich denke für Songtexte, glaube ich, viel zu viel um die Ecke.

 

Bezieht sich der Song „Kurz Unsterblich“ auf DSDS?

Hmm, das war nicht unbedingt dafür gedacht, würde aber auch passen. Es geht eher um die Jugendzeit, in der man immer wieder in Momenten schwebt, in denen man einfach eine fantastische Zeit hat, sich unsterblich fühlt, und wünscht, diese Zeit möge nie vergehen.

 

Du blickst also auf DSDS auch eher positiv zurück?

Ja, ganz klar. Wir haben so viel gelernt, so viel erlebt, das war stressig, aber auf jeden Fall einfach nur der Wahnsinn. Das ging so schnell alles, und diese Chance, mit relativ geringem Aufwand plötzlich so berühmt zu werden, ist ganz klar einmalig. Weil, hey, wir haben nur Coversongs gesungen. Da denkt man manchmal auch, das geht doch gar nicht mit rechten Dingen zu.

 

So richtig lange hat der Hype nicht angehalten, oder?

Das Album ist natürlich ganz oben mitgeschwommen auf der DSDS-Welle, das Album mit 150.000, die Single „I still burn“ mit 350.000 verkauften Einheiten, das war schon 1. Liga. Da gings dann erst eine Weile um Promotion durch die Redaktionen, danach kam die Tournee, allerdings nur drei Wochen, da wurde schon deutlich, dass nicht so viele örtliche Veranstalter mit uns arbeiten wollten, und dann haben sich RTL und die Plattenfirma auch schon wieder mehr um die nächste Staffel gekümmert, als um mich. Und dann hatte man Zeit, sich das Ganze durch den Kopf gehen zu lassen – und ich habe auch ein ganz gutes psychologisches Bild von der Funktionsweise dieser Show.

 

Du bist also nicht in ein großes Loch gefallen.

Nein, dafür habe ich das rational genug gesehen. Wenn die meinen Vertrag nicht verlängern wollten, ist klar, dass ich nicht in das massentaugliche Format passe und dass die „Fans“ mehr an dem Format interessiert waren, als an mir, dem Musiker – und dass sie jetzt auch mehr die neue Staffel sehen wollen, als mich. Klar, gab es auch kleine Löcher, aber ich habe so viel Ermutigungen von allen Seiten erfahren, dass es mir schon klar war, dass ich weitermachen wollte. Und nun geht es darum mich als Musiker aufzubauen.

 

Eigentlich ja auch gut, dass Du nicht mehr an irgendwelche RTL-Knebelverträge, von denen man immer hört, gebunden ist, oder?

RTL war ja schon bei der zweiten Single raus, die war denen schon zu hart. Denen passte ich einfach nicht so richtig ins Konzept. Und dann hat mein Manager sein Label – mehr oder weniger für mich – gegründet, mit Rough Trade haben wir einen guten Vertrieb, da sind wir jetzt gespannt, wie es weitergeht.