Rock-, Pop- und Szene-News und mehr....
Lunatic Soul ------ Riverside -
Mastermind Mariusz Duda solo
Eigentlich verdichten
sich ja bereits die Hinweise auf ein neues, anstehendes Riverside Album – was
Mastermind Mariusz Duda allerdings nicht davon abhält, mal eben zwischendurch
ein Soloprojekt an den Start zu bringen: Lunatic Soul. Das ebenso betitelte
Album ist dabei weit mehr als ein Nebenbei-Projekt. Insgesamt deutlich ruhiger
angelegt als die Musik seiner Hauptband, gibt es doch immer wieder deutliche
Refernzen zu Riverside – oder auch zu Porcupine Tree oder Pink Floyd, was dann
im Einzelnen auch schon wieder schwer zu trenne ist. Klar, dass wir mal
eben anklopfen mussten, um ein paar Hintergrund-Informationen zu diesem Album
zu bekommen.
Waren die anderen
Riverside Mitglieder zu langsam für Dich oder wie kam es dazu, dass Du ein
Soloalbum veröffentlichst?
Nun, ich möchte, dass Riverside eine Band sind, die
alles spielen können – natürlich in ihrem eigenen stil. Das Wort Band ist da
sehr wichtig. Außerdem sehe ich uns als Rockband, weil es das ist, als was wir
zusammen gesehen werden – ein Vulkan voller Energie und mit großem Potential
Also glaube ich zu wissen, welche Richtung wir musikalisch nehmen sollten um
ehrlich zu sein – auch, und das ist natürlich das wichtigste – um wir selbst zu
sein. Das age ich Dir als Mitglied der Band, der zum großen Teil verantwortlich
ist für die musikalische Vision von Riverside. Jeder von uns hört eine andere
Art von Musik, eine ganze Menge verschiedener Stimmungen. Und jeder von uns
liebt es, mit verschiednen Stimmungen zu spielen, deshalb haben unsere Platten
so viele Kontraste. Mir geht das die ganze Zeit so, ich komme mit harten und
progressiven Riffs und im nächsten Moment mit einer netten Ballade.
Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich Musik geschrieben hatte, die eher
ruhig und friedlich ist und zu der eine elektrische Gitarre nicht so richtig
passt. Diese Musik ist auch sehr persönlich, also dachte ich, es ist eine gute
Gelegenheit, ein Soloprojekt zu starten. Ein Projekt, bei dem ich keine Kompromisse
eingehen müsste. Das ist, was ich als Künstler brauche – ein kontinuierliche
Entwicklung, neue Erfahrungen und Experimente. Ich kann nicht nur auf eine
Seite festgelegt werden, also erschuf ich Lunatic Soul – meine andere Seite des
Mondes.
Wann sind die Songs
entstanden?
Ich habe schon früh daran gedacht, neben Riverside auch immer mal etwas
anderes zu machen. Aber ich wollte damit auch nicht zu früh anfangen, weil ich
befürchtete, dass das eine negative Auswirkung auf die Band haben könnte. Aber
nachdem wir die Trilogie beendet hatten, dachte ich, es wäre ein guter Moment,
damit anzufangen. Aber ich wollte das auch nicht veröffentlichen unter meinem
eigenen Namen oder einem Namen, der mit Riverside etwas zu tun hätte. Und als
mir diese Songs und die Texte einfielen, entschied ich mich, daran zu arbeiten.
Ich hatte schon ein paar fertige Songs, ein paar Konzepte und der Rest
entstand, während wir aufnahmen zwischen Januar und Juli 2008.
Die Vorabversion sagt
nichts über die Musiker – wer ist dabei?
Anfangs waren Lunatic Soul ein Duett, das ich mit Maciek Szelenbaum gründen
wollte, mein musikalischer Freund aus Tagen bevor ich mit Riverside begonnen
habe. Ich erzählte ihm, was ich vorhatte und was für Musik das werden sollte.
Also fingen wir an zu improvisieren. Wir hatten auch ein altes Stück, das wir
früher bei Proben gespielt haben (Summerland). Maciek spielt viele Instrumente
– Keyboards, Flöten, Mundorgel, und er hat auch einige Stücke mitkomponiert.
Aber die meisten Stücke sind sehr persölich, deswegen wurde es letzten Endes
mein Soloalbum, was allerdings nicht das gleiche wäre ohne seine Mitarbeit. Meine
anderen Freunde sind die Leute, mit denen ich gerne zusammen bin – und sie sind
großartige Musiker: Wawrzyniec Dramowicz von Indukti, Michał Łapaj von
Riverside and Maciej Meller von Quidam – sie haben gespielt, was ich ihnen
vorgeschlagen habe und haben natürlich ihre eigene Seele und Sinnlichkeit in
das Projekt mit eingebracht.
Wo siehst Du den
Hauptunterschied zwischen Lunatic Soul und Riverside?
Wie gesagt, Riverside sind eine Rockband. Klar, wir haben auch ruhigere
Sounds, wie z.B. im Stück “Rapid Eye Movement”, aber das ist nicht die
Hauptseite der Band. Jedenfalls sehe ich die Band so nicht. Wir sind eine
Rockband mite in paar schönen Melodien und ein paar starken Momenten. Lunatic
Soul ist eher ein friedliches Projekt – was nicht heißen soll, dass es da nicht
auch ein paar rockige Momente gibt, aber die sind dann eher die Ausnahme. Solche
alternativen und orientalischen Sounds hatten wir auch schon mit Riverside,
z.B., in “After” oder “Schizophrenic Prayer”. Das sind Stücke, die ähnlich dem
sind, was ich mit Lunatic Soul mache. Aber ich denke, das wird man schnell
heraushören, wenn man das komplette Album gehört hat.
Erzähl uns etwas über
das Konzept für die Stücke.
Es geht darum, weiter zu gehen. Die Hauptperson stirbt, seine Seele trennt
sich von seinem Körper (Out on a Limb) und geht über in ein Leben nach dem Tod.
Auf diesem weg sieht er seine Beerdigung (Summerland), und er findet die
Wahrheit heraus über diejenigen, die ihn wirklich geliebt haben. Dann kommt er
an einen seltsamen Ort. Er fühlt sich wie niemals zuvor und er realisiert, dass
der Tod etwas ist, nach dem er schon lange gestrebt hatte (Lunatic Soul). Er ist in völliger Dunkelheit und kommt zu einem Platz, an
dem er einen Fährmann trifft, der ihm erzählt, dass er wieder zurück gehen
könnte und wieder leben könnte. Es gibt zwei Möglichkeiten: Er
behält die Erinnerungen an sein früheres Leben, aber die Welt vergisst, was er
in ihr erreicht hat, oder die welt wird sich an ihn erinnern, aber er wird alle
erinnerungen verlieren (The Final Truth). Keine leichte Entscheidung, wenn man
darüber nachdenkt. Und das ist der Sinn des Ganzen – man sollte darüber
nachdenken, was uns am Wichtigsten ist im Leben und was von uns bleibt, wenn
wir sterben. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob es nicht ein bisschen früh ist
für eine Midlife Crisis, aber das ist das Thema, was mir einfiel (lacht).
Und planst Du eine
Fortsetzung?
Ich habe schon Ideen für ein nächstes Lunatic
Soul Album. Sobald das neue Riverside Album fertig ist, werde ich mir weitere
Gedanken dazu machen. Ich glaube, ich bin ein bisschen hyperaktiv (lacht).
Wie weit ist denn das
neue Riverside-Album?
Wir sind fast fertig mit den Songs, Der Titel des
neuen Albums wird “Anno Domini High Definition” sein und wird eine Geschichte
über die heutige Zeit. Über unsere Zeit
gesehen mit den Augen des letzten der X-Generation. So weit ich das
jetzt abschätzen kann, wird es unser energetischstes Album bislang.
Abschließend noch
eine technische Frage zu Lunatic Soul: Warum erscheint das Album nicht auf
InsideOut?
Ich wollte vermeiden, dass die Beziehung zu Riverside
zu eng wird – mit der Musik und mit allem drumherum. Außerdem will ich Lunatic
Soul gar nciht als Progressivrockband gesehen und verstanden wissen. Kscope passt da schon sehr gut als Label.