Oldenburger Instrumental PostRocker Bruecken veröffentlichen CD „Innere Unruhen“
Wie
für die meisten Band waren auch für die vier
Instrumentalisten von Bruecken die letzten beiden Jahre komplett
anders, als gedacht. Waren sie kurz vor der Pandemie gerade mit der
Release-Show für ihr letztes Album „Schall und Raum“
ins Jahr gestartet, wurde schnell klar, dass die Zeit anders verplant
werden musste. Also begann die Ideensammlung für ein neues Album
– und auch wenn die Aufnahmen 2021 letztlich anders waren, als
geplant, sind sie jetzt selbst überwältigt vom Endergebnis.
„Es ist ja das erste Album, bei dem wir wirklich alle, die jetzt
in dieser Band sind, an den Kompositionen und der Entstehung der Songs
beteiligt waren“, beschreibt Gitarrist Thorge Freidel die
besondere Chemie des neuen Albums. „Mehr Keyboards, mehr
Atmosphäre, ein mächtigerer Sound durch das Mastering von
Audiolegende Alan Douches“, gibt Bassist Jens Niehoff die
technische Erklärung für die gemeinsame Befriedigung.
Zum Start der Band 2016 waren die Vorzeichen noch ganz andere. Die
erste EP zeigte die Band mit atmosphärischem Post-Hardcore und
wurde schon mehr als ein Achtungserfolg, eine erste Tour führte
sie durch Deutschland und die Nachbarländer. Aber im Dezember 2017
starb Bassist und Sänger Jan Wiethölter und brachte das
gemeinsame Ziel ins Wanken. Man beriet sich und entschied sich,
weiterzumachen, ließ „eine Lücke, die gar nicht mehr
gefüllt werden sollte“, wie Niehoff es ausdrückt. Der
Sound veränderte sich eigentlich nur leicht, die fünf Songs
der CD „Schall und Raum“ beschrieben passend den
Gemütszustand des Quartetts: „taumelnd“,
„trotzen“, „unvollendet“,
„loslassen“, „müssen“. In ruhigeres
Fahrwasser kam man erst einen weiteren Besetzungswechsel später:
Drummer Claudius Mertins stieg als aktiver Drummer aus, bleibt der Band
aber bis heute verbunden, für ihn kommt 2019 Florian Alemi,
Gitarrist David Barteczko hatte bereits nach der ersten EP den Sound
der Oldenburger erweitert. Diese Besetzung war es, die 2020 richtig
durchstarten wollte und erst jetzt, ein Album später hoffentlich
endlich die Gelegenheit dazu bekommt.
Als sich die Band auf das Thema des Albums „Innere Unruhen“
geeinigt hatte, war allen klar, dass es verschiedene Bedeutungen und
unterschiedliche Wertigkeiten für diesen zweideutigen Ausdruck
gibt. Die Songs sind das Ergebnis der gemeinsamen Überlegungen,
wie man diese Unterschiede vereint und zusammenbringt. Die Unruhe
bleibt dabei die treibende Kraft für Veränderungen. Denn so
sehr jeder seine eigenen Ideen und Hintergründe in die Band mit
einbringt: „Als wir hier an diesem Tisch zusammenkamen hatten wir
von Anfang an gewisse gleiche Vorstellungen“, erinnert sich
Niehoff. „Wir hatten ja schon 2017 nach Jans Tod für uns
gemerkt, dass wir uns instrumental perfekt ergänzen, und unsere
eigenen Bilder und Vorstellungen verbinden wir zu einem
künstlerischen Ganzen.“
Was sich auch und v.a. auf die Live-Shows der Band bezieht, wo diese
Bilder projiziert werden und den Zuschauer mitnehmen auf eine
gemeinsame Reise. „Wir klingen heute als Band auch noch ein
bisschen anders und auch die alten Songs sind live einfach anders - ich
würde auch sagen besser“, erklärt Freidel. „Unser
Ziel ist, dass jemand sagt, ich war eine Stunde lang geflasht –
und ich würde auch sogar sagen, es ist schon ein bisschen unser
Dogma, dass wir gemeinsam in einem Tunnel verschwinden“,
verbreitet er schon vor dem anstehenden CD Release-Konzert am Freitag,
1. April im Cadillac eine Menge Spannung. Niehoff ergänzt:
„Man muss ja auch ehrlich sagen, dass diese Musik nichts ist,
womit man das große Geld verdient, aber es ist einfach so, dass
wir eine tolle Freundschaft entwickelt haben und haben einfach nur
Spaß daran, zusammen zu spielen. Für mich ist es das
größte, mit diesen Leuten zusammen im Raum zu sein, das
erste Mal den Song durchzuspielen und zu merken, ja, jetzt haben wirs,
genau so soll der Song klingen. Da ist erstmal egal, ob wir jemanden
finden, dem der Song auch etwas bedeutet; dieser Moment, trägt
mich durch alle Krisen im Alltag. Wenn man dann noch hört und
erlebt, dass auch andere diese Musik lieben, ganz ehrlich: Was will man
mehr?